Westböhmen war das Ziel einer dreitägigen Studienreise der Volkshochschule Lohr - Gemünden. Unter der Reiseleitung des Gemündener Stadtrats und ehemaligen Lehrers Gerhard Köhler erfuhren die Teilnehmer viel Wissenswertes aus Kultur, Geschichte und Natur dieser Region unseres Nachbarlandes, mit dem uns eine jahrhundertelange gemeinsame – im vergangenen Jahrhundert allerdings auch leidvolle – Geschichte verbindet, teilt die Vhs in einem Presseschreiben mit.
Nach einem Abstecher zum Kloster Waldsassen mit seiner weltberühmten Bibliothek und der zur Päpstlichen Basilika minor erhobenen ehemaligen Klosterkirche galt dem historisch bedeutsamen Eger der erste Besuch auf böhmischen Boden. Einen tristen Eindruck macht dort das frühere – jetzt halb verfallene – Kloster der Kreuzschwestern, die sich nach ihrer Vertreibung in Gemünden niederließen. Im Gegensatz dazu vermag der Marktplatz mit seinen schön renovierten Häusern aus den unterschiedlichen Stilepochen der vergangenen Jahrhunderte den Besucher zu begeistern.
Ganz oben auf dem Reiseprogramm standen die weltbekannten Kurorte Karlsbad und Marienbad mit ihren palastartigen Grandhotels im Neo-Renaissance oder Neo-Barockstil. Untergebracht in einem führenden Kurhotel konnten die Reiseteilnehmer dabei etwas die Noblesse der Bädertradion nachempfinden. Auf Goethes Spuren wandelnd führte die Reiseroute auch in das mittelalterliche Städtchen Elbogen im Egertal, wo der Dichterfürst im „Weißen Roß“ bei der Feier zu seinem 74. Geburtstag um die Hand der 19-jährigen Adeligen Ulrike von Levetzov anhielt, sich dabei aber einen Korb holte und danach Böhmen für immer den Rücken kehrte.
Ein besonderes kultur- und kirchengeschichtliches Ziel der Studienreise war das Prämonstratenserkloster Tepl, das frühere geistliche und geistige Zentrum Westböhmens. Über sieben Jahrhunderte wirkten dort Mönche segensreich für die Menschen der Umgebung, was erst der Zweite Weltkrieg unterbrochen hatte.
Nach der Vertreibung der deutschen Mönche und der Zweckentfremdung der Gebäude als Kaserne lebt seit der Wende dort eine kleine Kommunität von Mönchen, die das Klosterleben und die renovierungsbedürftige Klosteranlage zu erneuern versucht. Neuerdings vom tschechischen Staat zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, werden die von dem bekannten süddeutschen Baumeister Christoph Dientzenhofer an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert errichteten barocken Klostergebäude – vor allem mit EU-Mitteln – derzeit zumindest teilweise saniert.
Die wechselvolle Historie des Egerlandes wurde auch beim Besuch des Schlosses in Petschau mit dem Schrein des heiligen Maurus wie auch des Schlosses Metternich in Bad Königswart lebendig. Natur und Landschaft dieses Landstrichs, besonders der Kaiserwald mit den Hochmooren und die romantischen Täler der Eger und der Tepl, standen ebenfalls im Fokus der Bildungsreise.
Den Abschluss bildete der Besuch der Wallfahrtsstätte Maria Loreto bei Eger, die der Waldsassener Förderverein in Zusammenarbeit mit tschechischen Behörden wiederhergestellt hat. Sie strahlt in neuem Glanze und ist wie in früheren Jahrhunderten wieder zum Ziel vieler Wallfahrer geworden.
Die Studienreise, die eine Fülle von kulturellen Schätzen und reizvollen Landschaftsbildern bot, sollte laut der Mitteilung nach dem Willen des Veranstalters auch ein Baustein zu Verständnis und Verständigung zwischen beiden Völkern beitragen.