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Lohr: Aufbruchstimmung bei Bosch Rexroth

Lohr

Aufbruchstimmung bei Bosch Rexroth

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    Kleines Kästchen, große Erwartungen: Produktmanager Thomas Maag hält eine Komponente der neuen Rexroth-Entwicklung CtrlX in der Hand.
    Kleines Kästchen, große Erwartungen: Produktmanager Thomas Maag hält eine Komponente der neuen Rexroth-Entwicklung CtrlX in der Hand. Foto: Johannes Ungemach

    Eine Revolution, einzigartig, die Welt neu erfunden - die Lohrer Bosch Rexroth AG etabliert derzeit ein neues Produkt am Markt, bei dessen Beschreibung mit Superlativen nicht gegeizt wird: CtrlX heißt das Zauberwort, wobei Ctrl für den englischen Begriff control steht, also für Steuerung. Rexroth-Mitarbeiter sprechen von einer Innovation, wie sie das Unternehmen seit Jahrzehnten nicht gesehen habe. Die Stimmung wirkt euphorisch. Die erste Resonanz des Marktes scheint Bestätigung zu sein.

    Das, womit man bei Rexroth große Hoffnungen und Erwartungen verbindet, entspricht so gar nicht dem, was vielen Menschen über Jahrzehnte gedanklich mit dem Lohrer Traditionsunternehmen verbanden: tonnenschwere Hydraulik-Aggregate, kräftige Zylinder oder Elektromotoren. CtrlX jedoch steckt nicht in einer gusseisernen Hülle, sondern in einem kleinen Kästchen, kaum größer als eine Zigarettenschachtel.

    Kleines Kästchen

    Thomas Maag dreht und wendet dieses Kästchen immer wieder, während er über CtrlX spricht. Der 50-Jährige ist als Leiter des Produktmanagements im Geschäftsbereich Automation and Electrification Solutions eng mit der Entwicklung und Markteinführung befasst. Er beschreibt CtrlX als eine Art Quantensprung in einer Entwicklung, die sich seit Jahren in der Automatisierungsbranche vollzieht. Bei dieser Entwicklung gewinnt die Software, also das Computerprogramm zur Steuerung, Vernetzung und Analyse von Maschinen, rasant an Bedeutung.

    Doch was genau ist nun das revolutionär Neue an CtrlX? Bei der Beantwortung dieser Frage versinkt man schnell in technischen Details. Im Kern, das lassen Maags Ausführungen erkennen, geht es darum, dass Rexroth mit seiner Neuentwicklung, deren Herz ein kleiner aber hochleistungsfähiger Computer ist, die bisher übliche Geschlossenheit von Systemen aufbricht. CtrlX überwinde die Grenzen zwischen klassischer Maschinensteuerung und der Welt der Informationstechnologie, sagt Maag.

    Neu: Offen für alle

    Es handle sich einerseits um eine Steuerungs-Plattform, für die Rexroth über einen eigens etablierten App-Store einen ganzen Baukasten von selbst entwickelten Programmen anbiete. Daneben könnten Kunden jedoch auch eigene Programme schreiben oder sich diese von Drittanbietern zukaufen, um sie nach Belieben und Bedürfnis mit CtrlX zu kombinieren. Diese Offenheit, die eine deutlich mehr Effizienz und Flexibilität ermögliche, sei bislang "einzigartig im Markt", so Maag.

    Die Entwicklung von CtrlX begann bereits 2017. Gesucht war eine Lösung, die der rasanten digitalen Entwicklung in der Automatisierungsbranche Rechnung trägt. Schnell war klar, dass die Weiterentwicklung von Vorhandenem nicht ausreichen würde, dass vielmehr etwas komplett Neues her musste. Maag verweist dazu darauf, dass in wenigen Jahren drei Viertel aller Berufstätigen sogenannte digital Natives sein werden, Menschen also, die den Umgang mit Internet und Digitalem von Kindesbeinen an kennen. Diese Generation erwarte auch bei industriellen Anwendungen einfache, per Tablet oder Smartphone intuitiv bedienbare Lösungen, so Maag.

    CtrlX ist ein Lohrer Kind. Entwickelt wurde es im Industriegebiet Süd, wo Rexroth Automatisierungstechnik für die Fabrikautomation herstellt. Mit eingebunden waren ausgewählte Kunden. Im Herbst 2019 präsentierte Rexroth die Neuentwicklung erstmals auf der Industriemesse in Nürnberg. Schon da sei die Resonanz "extrem gut" gewesen, sagt Maag. Seither hätten sich sogar neue Kunden aus Branchen gemeldet, die bislang nicht direkt im Rexroth-Fokus standen, beispielsweise die Logistik-Sparte oder die Gebäudetechnik.

    Maag: Positiver Ruck

    Mittlerweile befassen sich laut Maag rund 200 Kunden mit der Integration von CtrlX in ihre Abläufe. Das sei eine sehr hohe Zahl, weil der Maschinenbau eher konservativ sei und es für Umstellungen meist lange brauche. Maag geht davon aus, dass die Neuentwicklung für Rexroth in Zukunft "maßgeblichen Einfluss auf den Umsatz" haben wird. Der Elektroingenieur spricht von einem "positiven Ruck" der durch das Unternehmen gegangen sei. Man könne in der Belegschaft den "Geist eines Start-Ups spüren, der die Mitarbeiter beflügelt und inspiriert".

    Diese Begeisterung bestätigt Mathias Heßler, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des rund 1400 Mitarbeiter zählenden, ehemals als Indramat bekannten Rexroth-Werkes im Lohrer Süden. Er sei seit 30 Jahren im Unternehmen, doch "so einen Hype habe ich noch nie erlebt", sagt Heßler. Auch er spricht mit Blick auf CtrlX von einer Aufbruchstimmung und von einer großen Chance für Rexroth. "Die Kollegen und der Betriebsrat sind begeistert", beschreibt Heßler die Stimmung.

    Allerdings sei die arbeitsintensive Entwicklungsphase auch eine Herausforderung gewesen, in Zeiten, in denen vom Vorstand eigentlich Kurzarbeit verordnet gewesen sei.

    Doch im Werk an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße habe man diese Kurzarbeit für Bereiche wie Entwicklung und Vertrieb in einer "Allianz aus Geschäftsleitung und Betriebsrat" abwenden können, so Heßler.

    Wandel hin zur Software

    Er sieht durch CtrlX einen Wandel bestätigt, der sich bei Rexroth weiter vollziehen wird: "Von der Hardware zur Software". Sicher werde das Unternehmen auch weiterhin seine klassischen Produkte herstellen, womöglich aber in reduziertem Volumen. Dafür werde die Software weiter an Bedeutung gewinnen. Die Befürchtung, dass sich Rexroth durch die gesteigerte Effizienz, die es seinen Kunden mit CtrlX verspricht, selbst den Ast absägen könnte, hat Heßler nicht. "Da ist genug Dampf für alle drin", sagt er über die Neuentwicklung.

    Thomas Maag ist sich sicher, dass diese Entwicklung Nachahmer haben wird. Doch Rexroth habe sich früher als andere an das Thema getraut und daher einen zeitlichen Vorsprung: Maag sagt: "Schnelligkeit zieht."

    Markteinführung in Corona-ZeitenAls die Lohrer Bosch Rexroth AG im vergangenen Herbst ihre Neuentwicklung CtrlX erstmals auf der Industriemesse in Nürnberg öffentlich präsentierte, war die Welt noch in Ordnung.Doch mittlerweile hat die Corona-Pandemie auch großen Fach- und Publikumsmessen einen Riegel vorgeschoben. Somit ist für Rexroth ein klassischer Weg, um sein Produkt dem Markt vorzustellen, versperrt. Umso umfangreicher präsentiert das Unternehmen seine Neuentwicklung dem Fachpublikum über digitale Kanäle. Auf einer Internetseite beschreibt und erklärt Rexroth seine neue Steuerungsplattform nicht zuletzt mit etlichen teils aufwendigen Animationen und Videos, letztere in englischer Sprache.Zu finden ist dies alles im Internet unter: https://apps.boschrexroth.com/microsites/ctrlx-automation/de/Quelle: joun

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