Warum fliehen Menschen? Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Wo und unter welchen Umständen finden sie Schutz? Darüber informiert die Ausstellung „Asyl ist ein Menschenrecht“ des DGB-Kreisverbands im Foyer der Verwaltungsgemeinschaft Burgsinn.
Die Ausstellung schildert die Lage der gegenwärtig rund 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie informiert über Fluchtursachen, -wege und über die Situation an den EU-Außengrenzen sowie im Inneren Europas und Deutschlands. Dabei richtet sie sich an Vereine, Organisationen und Bildungseinrichtungen. Menschenrechte sind allgemeingültig und unteilbar, das soll die Ausstellung ins Bewusstsein rücken.
Außer den kurz vorbeischauenden Bürgermeistern der VG-Kommunen während einer Veranstaltung im VG-Gebäude waren nur wenige Bürger zur Ausstellungseröffnung gekommen. Den Hauptanteil der Gäste bildeten rund 50 Flüchtlinge und Asylbewerber aus den Unterkünften Mittelsinn und Burgsinn.
Norbert Ball vom DGB-Kreisvorstand Main-Spessart freute sich, dass eine solch wichtige Ausstellung auch im kleinen Sinngrund stattfindet. Denn dort hätten Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer hervorragende Unterstützung gefunden. „Die Integration hier im Sinngrund kann als gut gelungen bezeichnet werden“, sagte der Gewerkschafter. Er ging auf Fluchtursachen ein und prangerte die EU an, deren Politik dafür verantwortlich sei, dass afrikanische Bauern gegenüber den Importen nicht mehr konkurrenzfähig seien und verarmten.
Bildung, Arbeit und bezahlbare Wohnungen für Fllüchtlinge, das sind die Forderungen der acht großen Gewerkschaften im DGB. Und das wünschten sich auch die Flüchtlinge, erklärte Ball, die Deutsch im Kindergarten, in Sinngrundschule, Berufsschule und ehrenamtlichen Sprachförderungen lernten. Ball bedauerte, dass nach einer Verordnung des bayerischen Innenministeriums aufenthaltsbeendende Maßnahmen vor Ausbildung und Arbeit gingen.
Ball berichtete von unterschiedlichen Bescheiden innerhalb einer Flüchtlingsfamilie: Die Mutter dürfe bleiben, während der Vater innerhalb 30 Tagen ausreisen müsse. Die Entscheidung für Kinder und Großeltern falle wieder unterschiedlich aus, obwohl alle zusammen geflüchtet seien. „Es ist für die Flüchtlinge eine psychische Folter, nach Förderung und gelungener Integration in der Unterkunft auf eine unbekannte Zukunft zu warten“, sagte Ball.
Günther Felbinger, MdL, würdigte die Arbeit der Flüchtlingshelfer, ohne deren ehrenamtliches Engagement Chaos herrsche. Er überzeuge sich immer wieder vor Ort, ob die Gesetze der Flüchtlingshilfe umgesetzt würden. „Wir sind auf Handwerks- und Industriebetriebe angewiesen, die Flüchtlinge als Chance sehen“, meinte Felbinger. Er ermutigte die Flüchtlingshelfer, weiter zu machen. Der Abgeordnete bot an, sich bei Problemen persönlich an den Innenminister zu wenden.
Maßnahmen zur Unterstützung von Firmen, die Flüchtlinge einstellen, zeigte Johannes Röder von der IHK Würzburg/Schweinfurt auf. So setzt sein Verband auf berufsbezogene Sprachkurse, auf Weiterbildung der Personalverantwortlichen und legte einen Leitfaden für Unternehmen vor. Ein großes Segment bilde ein Netzwerk, um Austauschtreffen zu ermöglichen. Die Erstberatungsstelle für ausländische Berufsabschlüsse untersuche, wie Flüchtlinge und Unternehmen für die Ausbildung zusammenzubringen seien. Das IHK-Netzwerk arbeite auch auf persönlicher Basis, um für gut Deutsch sprechende Flüchtlinge eine Ausbildung oder einen Job zu finden. Im Bereich der Kammer Würzburg/Schweinfurt sind 44 Ausbildungsverträge mit Flüchtlingen registriert, und die IHK betreut 2000 Schüler in den Integrationsklassen.
Yasemin Roth vom „FairMieten-Team“ des Caritasverbandes Main-Spessart stellte die erst drei Monate junge soziale Wohnungsbörse für Empfänger von Sozialleistungen vor. Deren Ziel ist eine langfristige Vermietung, der Kontakt geht ausschließlich über das Portal der Caritas. Derzeit liegen ihr 55 Wohnungsgesuche vor. Es sei eine große Herausforderung, für diese Klientel Wohnraum zu schaffen, erklärte Roth. Derzeit laufen drei Vermittlungen.
Der Gewerkschaftssekretär des DGB-Unterfranken, Björn Wortmann, bedankte sich bei Norbert Ball für dessen Engagement. Ziel der Ausstellung sei, miteinander zu reden und zum Nachdenken anzuregen. „Ohne die deutsche Sprache zu sprechen, ist es sehr schwierig, einen Job zu finden“, urteilte er. Deshalb empfahl er den Flüchtlingen, eine ordentliche Ausbildung zu machen, auch wenn es sechs bis sieben Jahre dauere.
Flüchtlingshelfer Hans-Georg Linke berichtete abschließend, dass ab der kommenden Woche wieder Deutschkurse in der alten Schule in Burgsinn für die Flüchtlinge angeboten werden.
-> Main-Spessart Seite 32