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MARKTHEIDENFELD: Ausstellung "Sichtlich Mensch": direkt, charaktervoll, authentisch

MARKTHEIDENFELD

Ausstellung "Sichtlich Mensch": direkt, charaktervoll, authentisch

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    Heikel, sollte man meinen, ist das Thema Porträtfotografie von Menschen mit Behinderung. Die Ausstellung „Sichtlich Mensch“, die am Wochenende im städtischen Kulturzentrum Franck-Haus in Marktheidenfeld begonnen hat, spricht da eine andere Sprache – eine selbstbewusste.

    Die Idee des Biberacher Fotografen Andreas Reiner, 80 Menschen mit Behinderung sich gegenseitig ablichten zu lassen, führte zu einem erstaunlichen Ergebnis. Nichts ist so, wie man befürchten könnte. Kein Abglanz voyeuristischer Zurschaustellung und auch keine gutmenschliche, Mitleid erheischende Sozialreportage. Wenn man den rückwärtigen Ausstellungsbereich des Franck-Hauses betritt, kommen sie uns auf großformatigen Schwarz-Weiß-Bildern entgegen: Menschen, die anders sind, direkt, charaktervoll, authentisch.

    Und so begegneten sie den Gästen auch bei der Eröffnung am Freitagabend: Helmut Nemitz und Alex Kleinheinz, zwei langjährige Freunde, sowie Manfred Rieger waren an diesem Projekt beteiligt. Schon fast professionell schütteln sie die Hände der Gäste bei der Vernissage, mischen sich in Gespräche ein, führen zu ihren Bildern.

    Helmut Nemitz erzählt, dass ihm das Fotografieren mit Alex Kleinheinz großen Spaß gemacht habe, und erklärt die Pose, die sein Freund festhielt. Er macht sozusagen einen Finger, will etwas mit Nachdruck sagen. Ob das wirklich freundlich ist, mag er lieber nicht entscheiden. Gerne gesellt sich das Duo zu seinen beiden Porträts und lächelt in die Kamera des Reporters.

    Manfred Rieger macht da gerne mit. Der junge Mann ist, wie auf seinem Bild getroffen, etwas feinnerviger und beobachtet die Reaktion der Gäste ganz sorgsam. Als während der Reden die Fotografien mit großem Lob aufgenommen werden und der Vorsitzende der Marktheidenfelder Lebenshilfe, Armin Grein, meint, dass die Fotografen zu recht stolz auf ihre Werke sein könnten, sieht man Rieger das am deutlichsten an. Ihm, der eher ein wenig ernst wirkt, huscht ein ganz breites Lächeln über das Gesicht.

    Man spürt, alle drei sind gerne mit ihrem Mentor Alfred Reiner nach Marktheidenfeld gekommen. Und für diesen Abend gilt das gleiche, was Helmut Nemitz sagt und was als Motto über der Ausstellung stehen könnte: „Man darf ruhig schon merken, dass wir auch da sind.“

    Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder freute sich in ihrer Begrüßung, dass es in Kooperation mit der Lebenshilfe Marktheidenfeld gelungen sei, diese ganz besondere, andere Ausstellung nach Marktheidenfeld zu holen. Sie hoffte auf viele interessierte Gäste und vor allem, dass auch Schulklassen diese einmalige Chance zu einer ungewöhnlichen Auseinandersetzung mit dem Thema „Integration von Menschen mit Behinderung“ nutzen sollten.

    Lebenshilfe-Vorsitzender Grein freute sich über die selbstbewusste Fröhlichkeit, die der Großteil der gezeigten Bilder ausstrahle. Es sei erstaunlich, wie selbstverständlich sich Menschen ausstellen ließen, die vor nicht allzu langer Zeit noch vor der Öffentlichkeit versteckt worden seien. Dies zeuge von schwindendem Abstand und Fortschritten bei der Integration.

    Andreas Reiner dankte der Stadt Marktheidenfeld dafür, dass er das Non-Profit-Projekt „SichtlichMensch“ im Franck-Haus präsentieren könne. Dem Vertrauen, das Menschen mit Behinderung untereinander beim Fotografieren empfinden konnten, sei die hohe Authentizität und Unverwechselbarkeit der Bilder zu verdanken.

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