Rund 500 Arbeitsplätze der Waldaschaff Automotive GmbH werden nach Esselbach verlegt. Dem hat der Esselbacher Gemeinderat am Freitagabend in einer Sondersitzung ohne Ausnahme zugestimmt.
Ausgangspunkt war der Bauantrag der Firma Holz- und Bodenrecycling (H&B) GmbH & Co. KG Aschaffenburg zum Neubau einer Produktionshalle mit Bürogebäude und Parkplätze im Industriegebiet „Bärnroth“. Dort hat H&B vor zwei Jahren ein zehn Hektar großes Grundstück erworben, das es nun an die Waldaschaff Automotive verpachtet.
An besagter Stelle sollen in drei Bauabschnitten nun zwei Produktionshallen sowie ein Büro- und Verwaltungsbau entstehen. Somit verlegt der Automobilzulieferer seinen Standort von Waldaschaff in das rund 30 Kilometer entfernte Esselbach. Ein entsprechender Mietvertrag wurde schon vor rund einer Woche unterzeichnet (wir berichteten).
Gründe für den Umzug
Als Grund für den Umzug nennt das Unternehmen fehlende Ausbaumöglichkeiten in Waldaschaff. Trotz dreier fehlender Mitglieder war der Esselbacher Gemeinderat am Freitag beschlussfähig. Nach kurzer Diskussion stimmte das Gremium dem gesamten Bauvorhaben zu, auch wenn die geplante Ausführung leicht vom Bebauungsplan abweicht. So wird die vorgeschriebene Baumassenzahl von 6,0 um 1,9 überschritten. Eine der geplanten Produktionshallen überschreitet die Baugrenze außerdem mit einer Fläche von 28 Quadratmetern. Ein geplantes Vordach im ersten Bauabschnitt übersteigt zudem die Baumfallgrenze und die Baugrenze nochmals um 16 Meter. Innerhalb der 40-Meter-Anbauzone sind bauliche Anlagen unzulässig. Dennoch soll dort ein Stabgitterzaun entlang der Grundstücksgrenze entstehen.
Städtebaulich vertretbar
Dagegen wird die Geschossflächenzahl aufgrund der Nähe zum Flugplatz Altfeld eingehalten. Insgesamt sieht der Gemeinderat die Abweichungen als „städtebaulich vertretbar“ an. Kein Wunder: Denn durch das gesamte Bauvorhaben könnten laut Bürgermeister Richard Roos bis zu 700 Arbeitsplätze in den neuen Gebäuden untergebracht werden. Geplant sei ein 24- Stunden-Betrieb, der im Vier-Schicht-System geführt werden könnte. Damit würden laut Roos zu Stoßzeiten „maximal 300 Personen gleichzeitig arbeiten“.
Mit dem Bau des ersten Abschnitts soll noch in diesem Jahr begonnen werden, wie Roos der Main-Post vor Sitzungsbeginn mitteilte. „Wir stehen schon etwas unter Zeitdruck“, sagte der Bürgermeister. Erste Kundenprojekte sollen in Esselbach bereits im Frühjahr 2017 anlaufen. Bis Ablauf des Mietvertrages in Waldaschaff zum Jahr 2021 soll die gesamte Produktion der Waldaschaff Automotive GmbH nach Esselbach verlegt werden.
Geheimverhandlungen bis zuletzt
Dafür habe die Waldaschaff Automotive schon vorgearbeitet und die erforderlichen Nachweise zu Emissions- und Lärmschutz vorgelegt, nach denen „die zulässigen Richtwerte zu Tages- und Nachtzeit eingehalten“ würden, erklärte der Bürgermeister. Lediglich die wasserrechtliche Genehmigung für die gemeindliche Einleitung von Oberflächenwasser aus dem Baugebiet fehle noch.
Roos steht dem gesamten Projekt „uneingeschränkt positiv“ gegenüber. Die Verhandlungen seien schon länger im Hintergrund gelaufen, die Geheimhaltung des Projekts sei jedoch auch eine Voraussetzung für die Abwicklung des Deals gewesen.
Chancen für die Jugend
Ausschlaggebend für den Zuzug der Waldaschaff Automotive GmbH seien vor allem der High-Speed-Internet-Ausbau, aber auch die Erschließung des Industriegebiets und die Fertigstellung einer Linksabbiegerspur im vergangen Dezember gewesen, fasste Roos zusammen.
Für die Zukunft hoffe er, dass gerade die Esselbacher Jugend von der Ansiedlung des Automobilzulieferers profitiere, denn „die Firma ist ganz groß in der Ausbildung, und unser Industriegebiet wird lebendig“. Roos hofft, dass so auch weitere fünf Hektar, die sich neben dem Baugebiet befinden und der Gemeinde gehören, ebenfalls besiedelt werden könnten: „Man wird sehen, wie sich das in der Zukunft entwickelt.“