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GRÄFENDORF: Bald ist das Gasthaus „Anker“ Geschichte

GRÄFENDORF

Bald ist das Gasthaus „Anker“ Geschichte

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    Eigentümer der Ruine ist der Gemündener Mohammed Chaudhry. Er streitet seit Jahren mit der Versicherung um die Entschädigung. Das Anwesen war vorsätzlich in Brand gesteckt worden – die Täter sind bis heute nicht ermittelt. Die Versicherung soll wenigstens den Abriss abdecken, verlangt Chaudhry. Ohne das Geld rühre er keinen Finger. Da das Dach mit darüber führenden Stromleitungen einzustürzen droht und auch weitere Gefahren von der Ruine für den Verkehr auf der direkt vorbeiführenden Hauptstraße ausgehen, schritt jetzt das Landratsamt ein.

    Der Abriss und die Entsorgung seien mit 90 000 Euro beziffert und sollen bis Mitte Dezember erledigt sein, informiert der Pressesprecher des Landratsamts, Holger Steiger, auf Anfrage der Main-Post. Die Kosten werden dem Eigentümer in Rechnung gestellt. Den Abriss erledigt die Lohrer Baufirma Siegler, informierte Gräfendorfs Bürgermeister Alfred Frank im Gemeinderat.

    Treffpunkt der Saaletaler

    Bis zum Niedergang in den 1980er Jahren war der „Anker“ mit großer Gaststube und Tanzsaal der Treffpunkt der Saaletaler. Zuletzt stand er mit seinen rußgeschwärzten Fensterhöhlen an der Gräfendorfer Hauptstraße wie eine Stein gewordene Anklage seines dubiosen Schicksals.

    Den verfallenden Bau hatte zunächst der auf Mallorca lebende Udo Kretschmer ersteigert. Gegen seinen Willen ließ Anfang 2003 der damalige Bürgermeister Adolf Lutz den Gasthof ausräumen unter Hinweis auf „Gefahr im Verzug“: Von Unrat, Essensresten und Kot in dem unverschlossenen Gebäude gehe eine Gefahr für die Allgemeinheit aus. Außerdem habe der Besitzer Schulden bei der Gemeinde, was dieser wiederum bestritt.

    Am 6. März 2003 kam es zur Zwangsversteigerung, bei der Mohammed Chaudhry aus Gemünden den Zuschlag erhielt – für 3379,77 Euro, wie es im Gemeinderat damals hieß. Schon Monate zuvor waren Gerüchte aufgekommen, Chaudhry habe Interesse an dem Gebäude und wolle es zur Asylbewerberunterkunft machen. Diese Nutzung habe Chaudhry schriftlich verneint, erklärte Bürgermeister Lutz in der Gemeinderatssitzung am 10. März 2003. Vielmehr wolle der neue Besitzer Wohnraum für sich und Mieter schaffen.

    Im Gräfendorfer Gemeinderat waren Zweifel geblieben, und auch die Zuhörer in der Ratssitzung vom 10. März 2003 waren nicht überzeugt. Einen Monat später, am 17. April 2003, brannte der „Anker“. Das Feuer war an mehreren Stellen zugleich ausgebrochen, auch Brandbeschleuniger fand die Kriminalpolizei. Die Brandstifter wurden bis jetzt nicht ermittelt. Für Hinweise auf sie sind von der Brandversicherung 5000 Euro Belohnung ausgesetzt.

    Rechnung vom Landratsamt

    Mohammed Chaudhry erläuterte bereits vor Jahren gegenüber der Main-Post, ohne die Zahlung der Brandversicherung könne er den Abriss nicht bezahlen. Die Versicherung stelle sich auf den Standpunkt, er habe höchstens Anspruch auf einen kleinen Teil der Versicherungssumme, da er den „Anker“ am 6. März 2003 billig ersteigert habe. Der Argumentation könne er nicht folgen, denn das hieße ja, dass für ein geschenktes Objekt die Versicherung überhaupt nicht einspringen müsse. Der Gemündener will wenigstens den Tatschaden oder den kompletten Abriss bezahlt bekommen. Jetzt erhält er erst einmal eine Rechnung vom Landratsamt.

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