300 Jahre alt wird in diesem Jahr das innen schlossähnliche ehemalige Zollhaus Zwing zwischen Gemünden und Wernfeld. Es liegt ein wenig eingezwängt zwischen dem Berghang auf der einen und Bundesstraße, Bahnstrecke und Main auf der anderen Seite. Von außen wirkt das Gebäude unscheinbar, Putz bröckelt ab. Im Inneren jedoch gibt es beispielsweise eine prächtige Treppe. 1714 wurde der Barockbau erbaut und nun über Jahre hinweg restauriert.
Inzwischen ist wieder viel Leben in die 85 Zentimeter dicken Mauern eingekehrt. Regelmäßig haben Besucher Gelegenheit, das in Privatbesitz befindliche Gebäude mit den mehr als drei Meter hohen Räumen zu besichtigen, dazu Innenhof, Terrassengarten und den Gewölbekeller. Es gibt Vermutungen, dass Balthasar Neumann beim Bau seine Finger im Spiel hatte.
„Der“ (oder „die“) Zwing war wegen seiner günstige Lage schon Jahrhunderte vor dem Bau des heutigen Gebäudes Ort einer Zollstätte für Fluss- und Wegezoll. 1408 ging sie an die Adelsberger Herrn von Adolphsbühl, wechselte ab dem 17. Jahrhundert dann mehrfach den Eigentümer. Weil es zwischen den Pfarrern von Gemünden und Wernfeld immer wieder Streit gab, wer die Schäfchen im Zwing auf den rechten Weg führen darf, kam im Dezember 1723 aus Würzburg das Dekret, dass fürderhin dem Wernfelder Pfarrer die Seelsorge obliege.
Im selben Jahr tendierte bereits der damalige Zöllner namens Holzmann gen Wernfeld. Er beantragte 1723 das Schildrecht in Wernfeld, also das Recht, eine Gaststätte zu betreiben. Er war es auch, der das ehemalige Gasthaus Hofmann in Wernfeld erbaute und später Forstmeister und Centgraf in Mittelsinn wurde. Nachdem kein Zoll mehr erhoben wurde, war der Zwing lange unbewohnt.
Kurz Sitz des Forstamts
Ab 1822 war das Gebäude Sitz des königlichen Forstamts Gemünden. „Vermöge höchster Entschließung der königlichen Regierung“ wurde das Gebäude am 15. Juli 1829 versteigert. Das Forstamt Gemünden wurde aufgelöst und die Reviere Schönau, Langenprozelten, Ruppertshütten, Wohnrod und Aura an das Forstamt Lohr überwiesen. Über den Zwing stand in der Versteigerungsanzeige zu lesen: „Dieses Gebäude liegt nächst am Maine an der Straße von Gemünden nach Würzburg 3/4tel Stunden oberhalb Gemünden und 1/4tel Stunde unterhalb Wernfeld, und ist über den höchsten Wasserstand erhaben.“
Der Zwing wird wie folgt beschrieben. Er bestehe aus „dem in gutem Zustande befindlichen zweistöckigen, ganz von Steinen erbauten Wohngebäude, 64 Schuh lang, 36 Schuh breit, welches um untern Stocke 4 Zimmer, wovon 3 heizbar, 1 Küche mit Speisekammer und einer Nebenkammer, dann Keller und 2 Abtheilungen, und im obern Stocke 5 heizbare Zimmer, 2 Kammern und einen Abtritt enthält, und einen geräumigen Speicher unterm Dach hat“. Dazu kommen ein geschlossener Hof mit Holzhalle und ein steinernes Nebengebäude mit Pferde-, Kuh- und Schweinestall sowie Wagenremise, weiter ein Wasch- und Backhaus mit Pumpbrunnen und zwei halbhohe „Messanenzimmern“ und ein Terrassengarten mit Obstbäumen und Weinstöcken. „Die Einsicht der Gebäulichkeiten kann täglich geschehen“, hieß es.
Den Zuschlag für gut 2000 Gulden erhielt der Apotheker und ehemalige Lohrer Bürgermeister Georg Anton Kurz aus Großostheim. Der richtete ein chemisches Labor im Zwing ein. Doch woher kommt der Name „Zwing“? Zum einen wird vermutet, er habe mit der eingezwängten Lage zwischen Main und Berghang zu tun, zum anderen, er könne daher rühren, dass man dort zum Zoll gezwungen worden sei. Wenn die zweite Erklärung zuträfe, wäre es jedoch wahrscheinlich, dass auch andere Zollstationen in Deutschland den Namen Zwing tragen, wovon aber nichts bekannt ist.