Integrative Versorgung ist ein Ziel der aktuellen Gesundheitspolitik, womit unter anderem eine engere Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern gemeint ist. Bislang in ihren Möglichkeiten streng begrenzt, dürfen mittlerweile Krankenhausärzte und niedergelassene Ärzte enger zusammenarbeiten. Ab 1. Januar 2007 dürfen gar Krankenhausärzte in Praxen der niedergelassenen Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten und umgekehrt.
Das Ziel ist neben einer Kostensenkung auch eine bessere Verzahnung der ärztlichen Versorgung mit Vorteilen für den Patienten, wie Dr. Brodkorb betont: Ein Facharzt muss einen Patienten für eine spezielle Operation nicht mehr in eine weiter entfernte Fachklinik schicken, sondern kann die OP nun selbst im Krankenhaus vor Ort ausführen. Dem Kranken bleiben deshalb mehrfache Voruntersuchungen erspart. Nicht zuletzt hilft sein Aufenthalt, den Bestand des heimatnahen Krankenhauses zu sichern.
Operationen in Lohr
Seit Mai dieses Jahres kann Dr. Johannes Brodkorb mit Kollegen als erster Facharzt aus Main-Spessart im Gesundheitszentrum Lohr als Konziliararzt operieren. Bereits seit Dezember 2005 führt der Würzburger Neurochirurg Dr. Horst Poimann (Praxis Poimann, Fröhlich, Popp, Harth und Schaefer) ebenfalls als Konziliararzt Bandscheibenoperationen im Gesundheitspark Marktheidenfeld durch. Der Spezialist ist auch in der Rotkreuzklinik Würzburg und im Hammelburger Krankenhaus tätig.
Dr. Brodkorb (Orthopädie, Sportmedizin, Chirotherapie, Unfallmedizin, Schmerztherapie, Akupunktur und Osteologie) kann im Klinikum in erster Linie Operationen an Händen und Füßen sowie Gelenkspiegelungen (Schulter, Ellenbogen, Sprunggelenk) anbieten und betreibt konservative (nicht operative) Wirbelsäulentherapie bei hartnäckigen Beschwerden wie zum Beispiel Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenosen.
"Bisher musste ich Patienten nach Würzburg oder Werneck überweisen, jetzt kann ich sie in Lohr selbst behandeln", freut sich der 53-Jährige. Umgekehrt können sich Patienten aus der Umgebung, deren Probleme in sein Fachgebiet fallen, im Klinikum Lohr behandeln lassen. Auf die Frage, ob er vielleicht in seiner Gemündener Praxis nicht ausgelastet war, lacht Dr. Brodkorb auf. Seine orthopädische Praxis sei mittlerweile eine der größten in Deutschland und daher habe er zu seiner Entlastung Dr. Klaus Eisenbacher (Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, Chirotherapie, Naturheilverfahren, Akupunktur und Osteopathie) in die Praxis aufgenommen.
"Bisher musste ich Patienten nach Würzburg oder Werneck überweisen, jetzt kann ich sie in Lohr selbst behandeln"
Dr. Johannes Brodkorb Orthopäde
Mit 17 Mitarbeitern kümmert sich Dr. Brodkorb um die Patienten, die teils aus dem weiten Umkreis kommen. "Das ist Gemündens Vorteil: die geografische Lage." Er sei 1987 mit der Option in die Dreiflüssestadt gekommen, am hiesigen Kreiskrankenhaus Belegarzt werden zu können. Dazu kam es nicht mehr, Ende 1988 wurde das Gemündener Krankenhaus geschlossen. Dank Mundpropaganda und empfehlender Ärzte bis nach Fulda lief die Praxis dennoch gut.
Sicherung der Arbeitsplätze
Niedergelassene Ärzte gehen mit der Anschaffung teurer medizinischer Geräte ein hohes Risiko ein. Dr. Brodkorb, der sich frühzeitig auf Osteoporose spezialisiert hat, finanzierte sich zum Beispiel bereits das dritte Gerät zur Messung der Knochendichte mit DXA-Technik, was einen Anschaffungspreis im sechsstelligen Eurobereich bedeutet. Viele Patienten bedeuten aber für eine Praxis nicht zugleich hohe Einnahmen; das kassenärztliche Honorar ist begrenzt. Aktuell, so Dr. Brodkorb, gebe es zudem Bestrebungen, die Praxisgrößen zu beschränken. Um sich auch im Hinblick auf die Arbeitssicherung seiner Angestellten zu wappnen, bietet die Zusammenarbeit mit dem Klinikum Main-Spessart eine breitere Basis für die berufliche Zukunft.
Vor allem aber, und darauf weist Dr. Brodkorb besonders hin, sei die Kooperation für Patienten von enormem Vorteil, da er quasi aus einer Hand mit einem durchgehenden medizinischen Konzept ohne Reibungsverlust, Missverständnisse und Doppeluntersuchungen den Patienten eine optimale wohnortnahe medizinische Versorgung anbieten kann und der Patient sich zu recht geborgen fühlen darf.