Ihr Ziel: Das 40. Motorrad-Wintertreffen im Schloss Augustusburg bei Chemnitz. Morgens um 8 Uhr bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt ging es los. In Faulbach zwischen Kreuzwertheim und Miltenberg, wo der Club zu Hause ist. Zum achten Mal düsen die Unterfranken zu dem legendären Treffen ins Erzgebirge. Bisher legten sie dabei im „Goldenen Fass“ in Würzburg die erste Pause ein. Doch da gab es im vergangenen Jahr Ärger mit der Polizei, weil in der Semmelstraße zu wenig Platz ist für fast ein Dutzend Motorradgespanne. Da kamen sie auf die Idee, doch bei ihren Karlstadter Mitgliedern Station zu machen. In der Kapuzinerstraße störte sich niemand an den geparkten Guzzi-Gespannen.
Dass mit Gespannen gefahren wird, ist kein Zufall: Bei Schnee werden dort die Nebenstraßen erst gar nicht geräumt. Mit einem Solo-Motorrad sind Schnee- und Eisglätte gefährlich. „Nach 50 Metern lag ich“, erzählt einer der Fahrer von seiner ersten Probefahrt in diesem Jahr.
Wie lässt sich bei Frosttemperaturen Motorrad fahren? „Ich habe eine lange Unterhose an, darüber eine Jogginghose und am Schluss den dick gefütterten Thermoboy,“ erklärt Vorsitzender Sigurd Dümig das nicht unbekannte Zwiebelprinzip. Für ihn sind Guzzis Leidenschaft und Broterwerb zugleich. Seine Werkstatt ist auf „Dicke Guzzis“ ab 750 Kubikzentimeter Hubraum spezialisiert. Bei anderen Fahrern und Fahrerinnen sind während der Kaffeepause unter der Thermokombi auch dicke Wollpullover und Fleeceoberteile zu sehen.
„Kalt werden eigentlich nur die Füße“, sagt Sigrud Dümig, der deshalb in gefütterten Gummistiefeln fährt. Das wiederum würde Matthias Eilbacher nie tun. Sein Spitzname ist „Schlappemann“, weil er nur in Birkenstocks aufs Motorrad steigt. Auch diesmal trug er dabei keine Socken. Der Kork sei warm genug, sagt er, und dass seine Verkleidung den Fahrtwind weitgehend abhalte. Auch heize der V2-Motor der Guzzi noch etwas.
Von Karlstadt aus führte der Weg ins Erzgebirge über Arnstein und die A 70. Die nächste Pause fand im oberfränkischem Thurnau statt. Etwa alle 100 Kilometer einmal anzuhalten und etwas zu essen, erleichtert Motorradtouren im Winter deutlich. Mit vollem Magen lässt sich die Eiseskälte gleich besser ertragen.
20 Jahre nach der Wende ist das Treffen auf Schloss Augustusburg längst über die neuen Bundesländer hinaus bekannt. Rund 4000 Motorradfahrer besuchen es Jahr für Jahr. Sigurd Dümig spricht von einem Lagerambiente rund um die Burg herum. Dafür haben er und die anderen Fahrer nicht nur Holzscheite dabei, sondern auch 20 Sauköpfe, die sie im Burghof kochen wollen. Auch auf ein heißes Bad freut er sich, ein anderer Club hatte bisher immer eine Badewanne dabei.
Natürlich fehlen auch diverse und teils genial umgebaute Maschinen aus DDR-Zeiten nicht. Das sind nicht nur MZ-Motorräder und „Russengespanne“ der Marke Ural, auch fahrbereite Panzer wurden schon gesichtet. Dazu kommt ein Teilemarkt, ein Rahmenprogramm für Zweiradfans mit Aktionsbühne im Schlosshof, ein Fest mit Musik und Show sowie einen Campingplatz.
Zelten wird der Club vom Untermain allerdings nicht. Alle haben Betten in der Jugendherberge der Burg gebucht.
Bernhard und Tino Taupp schlossen sich der Motorradtour übrigens nicht an. „Die Bremsen würden einfach blockieren, wen ich versuchte, meine Guzzi bei dem Wetter aus der Garage zu schieben“, ist sich Bernhard Taupp sicher.