Wuseliges Treiben, gepaart mit einer großen Portion Wehmut, herrschte am Freitagmittag im Hof der Kindertagesstätte Unterm Nussbaum in Karbach: Zahlreiche Mamas und Papas waren gekommen, um ihre Kinder zum allerletzten Mal im Kindergarten direkt im Ortskern abzuholen. Denn nach jahrelanger Planungsphase und einem guten halben Jahr Bauzeit ist es nach den Herbstferien soweit: Der neu errichtete Kindergarten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mehrzweckhalle wird seine Pforten öffnen.
"Drum sagen wir auf Wiederseh'n", sangen die Kinder am Freitagmittag, dicht gedrängt auf den Treppenstufen sitzend und mit Taschentüchern winkend. Zu den Klängen von Betty Müller an der Gitarre, mit dem Banner "Mach's gut altes Haus" im Hintergrund, verdrückte so manch anwesende Mama und auch Beschäftigte eine Träne. "Wir ziehen mit einem lachenden und einem traurigen Auge um", gestand Kinderpflegerin Sabine Hollerbach, die seit immerhin 30 Jahren im Karbacher Kindergarten beschäftigt ist.

"Hier war es einfach familiär", schwärmte sie von den Vorzügen des alten Gebäudes, das Anfang der 1950er Jahre errichtet wurde und seither als Kindergarten genutzt wurde. Sie kann sich noch an den großen Umbau vor einigen Jahren erinnern und auch an die Zeit, als das Obergeschoss noch nicht als Gruppenraum, sondern als Wohnung diente. "Ich betreue hier Kinder, von denen auch schon die Eltern bei mir im Kindergarten waren", erklärte die 50-Jährige mit leicht wehmütiger Stimme und fügte an, dass sie sich sehr wohl auch auf den neuen Kindergarten freue.
Gespannt auf den neuen Spielplatz
Derweil kam Rebecca Blum vorbei und die beiden umarmten sich innig. Denn Blum ist eine der Mamas, die bereits bei Hollerbach den Kindergarten besucht haben. "Gestern habe ich geweint, als ich meine Jungs abgeholt habe. Der Kindergarten ist einfach gemütlich, hat einen tollen Spielplatz und ich bin hier aufgewachsen", erklärte Blum mit feuchten Augen. Sie hat eigens die Mittagspause verlängert, um gemeinsam mit ihrem Mann die Söhne Oskar und Simon das letzte Mal hier abzuholen. Natürlich blicke sie auch dem neuen, großen Kindergarten freudig entgegen, gerade auf den neuen Spielplatz sei sie gespannt.
Während sich die Eltern und Kinder bei dem vom Kindergarten-Personal organisierten Umtrunk noch unterhielten, begann ein paar Meter weiter ein Bauhofmitarbeiter, die ersten Umzugskartons, exakt beschriftet mit dem jeweiligen Gruppennamen und Inhalt, im Transporter zu verstauen.
Auch im Büro von Magdalena Eckert, der Leiterin der Kindertagesstätte, stapelten sich die Kartons. "Seit etwa zwei Wochen packen wir, was man schon packen kann", berichtete Eckert, die seit September 2015 im Karbacher Kindergarten beschäftigt ist und diesen seit zwei Jahren leitet. Beim Ausräumen auf dem Dachboden sind alte Gruppenfotos und Bücher aufgetaucht, die noch aus der Zeit stammen, als der Kindergarten von Ordensschwestern geleitet wurde. "Davon wird einiges weggeworfen", berichtete sie mit Blick auf das Buch "Für die lieben Kleinen", das dem heutigen Erziehungsstil keineswegs mehr entspricht.

Den Umzug auch mit den Kindern besprochen
Bewusst haben Eckert und ihr Team den Umzug auch mit den Kindern thematisiert. Denn, so sagt Eckert, "die Kinder spüren die Veränderung im Unterbewusstsein". So wurden während der Woche die Fenster mit "Servus" bemalt oder die Vorschulkinder durften einen Teil der Spielsachen in Trolleys packen und diese dann am Freitagvormittag bei einer gemeinsamen Wanderung zum Neubau transportieren.
Den Großteil der unzähligen Umzugskartons und auch die Büromöbel transportierten jedoch die Mitarbeiter des Bauhofs und die Eltern. "Die Elternbeiratsvorsitzende Lisa Bullmann-Trabold hat uns hier sehr viel Arbeit abgenommen und Helfer sowie Transporter organisiert", freute sich Eckert über das Engagement des Elternbeirats. Der Umzug in den Herbstferien war zwar bereits seit geraumer Zeit geplant, doch war bis vor wenigen Tagen nicht sicher, ob die Arbeiten abgeschlossen sind und alles klappt.

Auch am neuen Kindergarten wird ein Nussbaum gepflanzt
Nachdem jedoch die Abnahme durch das Jugend- und Gesundheitsamt zu Beginn der Woche erfolgreich verlaufen war und bei der Generalabnahme mit dem Modulbauer am Freitagvormittag nur geringe Mängel festgestellt worden waren, stand dem Umzug nichts mehr im Weg.
Und was sagen die Kinder zum Umzug? Die sechsjährige Julia beantwortete die Frage, ob sie sich auf den neuen Kindergarten freut, lachend mit "Ja". Der fünfjährige Oskar dagegen zeigte sich eher zurückhaltend. Er spielt nämlich am liebsten draußen und hat die Hangrutsche auf dem idyllischen Spielplatz ins Herz geschlossen. "Ich habe hier immer gerne Nüsse gesammelt", berichtete der Fünfjährige mit Wehmut.
Bis jedoch die Kinder am neuen Kindergarten, an dem Ende des Monats ein namensgebender Nussbaum gepflanzt werden soll, Nüsse sammeln können, wird es wohl noch eine Weile dauern.
