„Encyklopedia“ hat die Gemündener Künstlerin Brigitte Heck eines ihrer Bilder genannt. Das in Grün- und Rost-Tönen gehaltene Bild zeigt zwischen Farbflächen eine Liste von Komponisten-Namen, die mit dem Buchstaben G beginnen und aus einer Musik-Enzyklopädie stammen könnten.
Das hochformatige, in Mischtechnik auf Leinwand entstandene Bild Brigitte Hecks ist nicht besonders groß. Doch es könnte jetzt groß rauskommen. Die in Gemünden ansässige Brillen-Designfirma Bode hat es zur Vorlage für die Gestaltung einiger Brillen der Marke Yana gemacht. Ab Ende April sollen die Künstlerbrillen, die für weibliche Kunden entworfen wurden, in den Handel kommen.
Brigitte Heck hat als Vorlage nicht nur das Bild „Encyklopedia“ zur Verfügung gestellt, sondern noch zwei weitere Werke – „Rotes Meer“ und „Alte Melodien“. Auch Ausschnitte dieser beiden Bilder wurden für das Design von Brillen verwendet.
„Ich hab schon einen Favoriten“
Fotos der Künsterbrillen hat Brigitte Heck schon gesehen, am Montag aber konnte sie zum ersten Mal die in ihren Farben gehaltenen Brillen in die Hand nehmen und aufsetzen. „Ich hab' schon einen Favoriten“, legt sie sich bald auf ein Modell fest.
Bei einigen Brillen sind Gestell und Bügel in Brigitte Hecks Farben gehalten. Bei anderen zeigen nur die Bügel die kräftigen Töne der Gemälde, kombiniert mit dunkel gehaltenen Gestellen, mal mattschwarz, mal weinrot, braun oder blau. Auch wer nach außen dezent auftreten will, es persönlich aber flippiger mag, wird mit einem Modell fündig, das die Farbenpracht eines Gemäldes neben den Bügeln nur auf der Innenseite zeigt, dem Gesicht der Trägerin zugewandt.
Unternehmen und Atelier waren Nachbarn
Entwickelt hat sich der Kontakt des Unternehmens Bode zu Brigitte Heck, als der „Treffpunkt Kunst“, dem die Malerin angehörte, vorübergehend in der Fabrikhalle neben der Firma sein Gemeinschaftsatelier hatte. Vor etwa zehn Monaten hat die Arbeit an den Künstlerbrillen begonnen, erläutert Bode-Geschäftsführer Matthias Deter. Das ist in etwa die Zeitspanne, die es in der Regel dauert, von einer Idee über den fertigen Entwurf und die ersten Produktionsmuster bis zum fertigen Brillenmodell.
Zuerst wurde die Form festgelegt, also Größe, Stärke der Fassung, Breite der Bügel und ähnliches. Dazu werden technische Zeichnungen der Brillen angefertigt. Für das Design der Künstlerbrillen wurden die Formen dann in Originalgröße auf ein weißes Blatt Papier übertragen und Gestell und Bügel herausgeschnitten.
„Diese Schablone haben wir dann auf dem Bild hin- und hergeschoben“, berichtet Matthias Deter. Und zwar solange, bis der durch die Schablone zu sehende Ausschnitt des Gemäldes gefiel. Für die Produktion der Brillen wurde das im Prinzip dann noch einmal am Computer wiederholt, mit Brillenform und Bilddatei.
„Ähnlich wie beim Laminieren“
Bei Bode hatte man sich entschieden, die Künstlerbrillen nur aus Acetat fertigen zu lassen, einem aus Zellulose hergestellten kunststoffähnlichen Material. Der Gemäldeausschnitt kommt dabei zwischen verschiedene Schichten des Materials, „ähnlich wie beim Laminieren“ von Fotos, erläutert Matthias Deter.
Herstellen lässt Bode die Künstlerbrillen in China. Dabei setzte man als einer der ersten Auftraggeber auf eine Zertifizierung der Produktionsfirmen mit dem BSCI-Label, sagte Deter. Es garantiert unter anderem, dass die Produktionsfirmen ihre Mitarbeiter nicht ausbeuten, sondern bestimmte soziale Standards einhalten.
Mit der Marke Yana in halb Europa vertreten
Von Gemünden aus, wo rund 20 Mitarbeiter im Unternehmen tätig sind, will Bode die Künstlerbrillen an Augenoptiker liefern. Dass sie Absatz finden, dafür sorgen die 14 Mitarbeiter, dire das Unternehmen im Außendienst beschäftigt. Sie bekommen dafür nicht nur Musterkoffer mit den Modellen. Sie können die Augenoptiker zusätzlich mit Werbematerialien wie Poster und Postkarten versorgen, die Brigitte Hecks Bilder zeigen, die für die Brillen Verwendung fanden. „Die Kunden wollen eine Geschichte zum Produkt“, erläutert Matthias Deter.
Mit der Marke Yana, der die Künstlerbrillen zugeordnet sind, ist Bode nicht nur in Deutschland, Österreich und den Niederlanden vertreten, sondern von Finnland über Tschechien und die Slowakei oder die Schweiz bis hinunter nach Spanien und Portugal. Das Unternehmen vermarktet in Lizenz zwei weitere Marken, Timezone und Comma, und übernimmt für drei andere, Superdry, Mango und „GF Ferre“ den Vertrieb.