Heftig ging es her beim Derblecken zur vierten Fastenpredigt der SPD-Ortsvereine in der vollbesetzten Gambacher Musikhalle. Werner Hofmann als Bruder Barnabas, Matthias Walz und die politisch brisanten „Hains“ ließen einmal mehr kaum ein Thema aus und verschonten auch keinen Prominenten.
Knüppeldick kam es diesmal für Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck. Schon zum Auftakt nahm ihn Hofmann mit brillanten, aber auch ungemein bissigen Wort- und Gedankenspielen voll aufs Korn: „Ein Bürgermeister, der genau weiß, was das Volk will, aber genau das Gegenteil macht“ oder „Wo kommen wir da hin, wenn das Volk macht, was es will!“
Auch für sein Verhalten im Streit um den Standort eines Zentralklinikums wurde er von Barnabas abgewatscht, weil er doch wenigstens so hätte tun können, als kämpfe er um das Karlstadter Krankenhaus. Ein Bürgermeister nach dem Motto „mir ham nix, mir brauche nix und mir wolle nix“ nimmt den Bürgern alles lieb gewonnene wie auch die Sonnenterrassen im Schwimmbad. Natürlich kam auch der Campingplatz aufs Tapet, wo doch in Mühlbach so viel Dunkelheit herrscht, dass dort selbst die Fledermäuse an Lichtmangel eingehen.
Ausgeteilt wurde auch gegen den Landtagsabgeordneten Günther Felbinger. Dem tut die Finanzaffäre ja schrecklich Leid – dass der „Beschiss rausgekommen ist!“ Jetzt betätigt sich der Sünder auch noch als Vorleser im Karlburger Kindergarten – als ob man „den Karleberchern in Sachen Schwarzgeld noch was beibringen kann!“ Harald Schneider war wegen seiner Sinngrund-Äußerung dran, weil man schließlich nicht alles sagen darf, was man denkt und was richtig ist.
Hommage ans Turmkaufhaus
Wunderschön war die Hommage an das Karlstadter Turmkaufhaus, wo allein die Kassen einen Besuch wert sind. „Das sind Touchscreens mit Geräuschen - ratata-ding! Junge Verkäuferinnen von heute können die gar nicht mehr bedienen!“ Tosender Jubel und stehender Applaus belohnten nach gut einer halben Stunde Barnabas' Meisterstück, das sich auch mit den Könnern vom Nockherberg hätte messen können.
„Wenn ein Bild von dir in der Zeitung ist, bist du stolz - wenn man dich dort jeden Tag sieht, bist du Anna Stolz“, hatte Hofmann gewitzelt. Matthias Walz nahm den Ball auf und ließ seine Gedanken sehr intensiv um die junge Arnsteiner Bürgermeisterin kreisen. Wenn nichts mehr geht in einer Stadt, die nicht schön und nur reich an Verkehr ist, dann muss eben der Biber als Hoffnungsträger ran (wie berichtet, plant die Stadt zum nächsten Markt ein Rennen mit 3000 Plastikbibern in der Wern).
Doch auch wenn Walz diese Idee für Blödsinn hielt, die Biber-Queen, die „schönste Bürgermeisterin der Welt“, dürfe so viele Biber in die Wern schmeißen, wie sie wolle. Musikalisch gab er ihr dazu mit: „Ich wünsch' dir Biber ohne Leiden“
Weniger gut kam einmal mehr Kruck davon. Zwar sei es den Karlstadter gelungen, nicht nur einen Türken als Faschingsprinzen zu integrieren, beim Stadtoberhaupt aus Oberbayern gäbe es noch einiges zu tun. Aber der geniale Bürgermeister habe im Fall Campingplatz Mühlbach große Erfolge gefeiert mit seinem neuen Konzept der „Doppelten Verneinung mit dilettantischer Eskalation“.
In dem er mit unsinnigen Forderungen wie der Verlagerung des Campingplatzes nach Mühlbach größtmögliche Empörung erzeugt habe, konnte er so seinen eigentlichen Plan durchsetzen und den jetzigen Standort für alle Zeiten festigen. Schwer zu durchschauen, aber logisch! Ganz toll war dann sein Lied „Paule, ach Paule, die Main-Post ruft an und du plärrst rum!“
Insgesamt bot Matthias Walz Musik-Kabarett in Bestform, auch wenn die typische gegelte Sturmfrisur nicht immer den nötigen Sitz zeigte.
Dass man sich musikalisch trotz bisheriger Spitzenleistungen immer noch steigern kann, zeigten die drei Hains. Rainer, Lucas und Felix drohten zwar zunächst mit zwar berechtigten, doch auch etwas Moralin-sauer wirkenden Beiträgen über die AFD (... ich kotz' wenn ich euch seh') und den Wendehals Seehofer (Der Horst verliert den Verstand), die famose Stimmung in der Musikhalle zu dämpfen, doch mit ihren lokalpolitischen zeigten sie sich dann wieder spritzig und umwerfend gut.
„Bald geh'n in Karscht die Lichter aus“, orakelten sie zum Krankenhaus. Mit einem neuen Alternativstandort des Zentralklinikums in Wiesenfeld könne man sich noch arrangieren. Doch der Song „Es hat fei nix in Karleberch verloren!“, machte klar, wo die Schmerzgrenze liegt. Denn sonst gibt es in Main-Spessart künftig nur noch Linsenspitzer. Dafür gab es tosenden Applaus, genauso wie für den Kultsong „Sei stolz, dass du ein Karschter bist - ein Glück, dass es uns Karschter gibt!“ Ein Glück, dass es die Hains gibt!
Die vierte Fastenpredigt beim „Nockherberg am Kalbenstein“ wurde moderiert vom prächtig aufgelegten Bernhard Hahn, in den Zwischenphasen musikalisch begleitet von der „Spätlese Gambach“ unter der Leitung von Dieter Baier und organisiert von den SPD-Ortsvereinen unter Federführung von Rainer Heßdörfer und Martha Bolkart-Mühlrath. Musik, Kabarett und Spaß – da passte einfach alles!