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RAUM MARKTHEIDENFELD: Bruderkrieg: Deutsche gegen Deutsche

RAUM MARKTHEIDENFELD

Bruderkrieg: Deutsche gegen Deutsche

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    Der Bruderkrieg: Im Juli 1866 standen sich auf Helmstadter Gemarkung die bayerischen Truppen und die preußische Mainarmee gegenüber. Das zeitgenössische Bild eines unbekannten Malers zeigt eine Kampfszene im Bereich der heutigen Autobahnbrücke zwischen Uettingen und Helmstadt. Bei dem Krieg stritten sich Preußen und Österreich-Ungarn mit seinen Verbündeten um die Vorherrschaft in Deutschland.
    Der Bruderkrieg: Im Juli 1866 standen sich auf Helmstadter Gemarkung die bayerischen Truppen und die preußische Mainarmee gegenüber. Das zeitgenössische Bild eines unbekannten Malers zeigt eine Kampfszene im Bereich der heutigen Autobahnbrücke zwischen Uettingen und Helmstadt. Bei dem Krieg stritten sich Preußen und Österreich-Ungarn mit seinen Verbündeten um die Vorherrschaft in Deutschland. Foto: REPRO: Walter hamm

    Der Deutsche Krieg von 1866, auch als Deutsch-deutscher Bruderkrieg bezeichnet, jährt sich zum 150. Mal. Drei Marktheidenfelder haben Erinnerungen an den Krieg aufgeschrieben: Darüber, wie man den „Krieg von Deutschen gegen Deutsche“ mit dem letzten Kriegsschauplatz bei Helmstadt, Uettingen, Roßbrunn und Hettstadt erlebt hat, berichtet der Lehrer, Gemeindeschreiber und Chronist Georg Trunk. Außerdem sind Erinnerungen von Martin Grön und dessen Großvater Johann Nepomuk Rein erhalten geblieben.

    Trunk notiert, dass die durch General von Manteuffel kommandierte preußische Mainarmee Marktheidenfeld „beständig belagert“ und „außerdem noch beständig Lieferungen von Lebensmitteln, Fourage und Vorspannleistungen“ verlangt habe. Auch an die Intendantur in Greußenheim seien Brot, Wein, Zigarren und Fleisch zu liefern gewesen. Begonnen haben die Einquartierungen und Lieferungen nach Trunk am 30. Juli 1866, zu Ende gegangen seien sie am 2. September 1866. Im 1865/66 neu erbauten Rat- und Schulhaus am Marktplatz wurde kurzfristig zweckwidrig preußisches Militär einquartiert.

    Der 1859 geborene Martin Grön schreibt: „Anno 1866 erlebte ich im Alter von sieben Jahren den Deutschen Krieg. Rasch aufeinander folgten Schulferien, Truppendurchzüge und Einquartierungen. Wir Buben verkehrten mit Freund und Feind.“ Von den preußischen Musikanten seien die Buben „sogar als Notenständer verwendet“ worden. „Am besten gefielen uns die Kürassiere, jene stattlichen Reiter mit der Eisenwehr. Der von allen gefürchtete General Manteuffel wohnte nebenan bei Wirschings. Im elterlichen Geschäft war Hochbetrieb und auch im oberen Stock hauste das Kriegsvolk, da wir nicht vermietet hatten. Ich muss immer noch an die armen preußischen Offiziersfrauen denken, welche ihre bei Uettingen gefallenen Männer abholten und auf Leiterwagen an unserem Hause vorbeiführten. Manche weinten so laut, dass es einem durch Mark und Bein ging. Sehr bedauert wurde auch der Hausmetzger Spiegel.“ Um 2000 Gulden zu verdienen, sei Valentin Spiegel als Ersatzmann für Josef Leininger in den Krieg gezogen und bei Bad Kissingen gefallen. Anderen Angaben zufolge ist Spiegel in der Schlacht bei Roßdorf (bei Bamberg) gefallen. Mit Anton Diem musste ein weiterer Marktheidenfelder im Bruderkrieg sein Leben lassen. Er erlag im Spital in Bamberg seinen Verwundungen.

    Grön erinnert sich weiter: „Nach Friedensschluss wurden wir in die Schule befohlen, und da sagte Lehrer Trunk, dass wir den Krieg verloren hätten und jetzt dreißig Millionen Gulden und das Bezirksamt Orb an Preußen abgeben müssten. Es wäre aber noch gut abgelaufen, denn wenn die feindlichen Brüder bei Heidenfeld aufeinander geprallt wären, stünde kein Haus mehr. Die von Bismarck weiter verlangten Münchener Rubens-Bilder hatte aber unser König nicht herausgegeben. Daher kam es wohl auch, dass auf einmal viele Hunde ,Bismarck‘ gerufen wurden.“

    Der Büchsenmacher Johann Nepomuk Rein, Jahrgang 1799, trug in sein Tagebuch ein: „Nachdem das Kriegsgetümmel allerwärts schon länger dauerte, als auch mehrere Schlachten zwischen bayerischem und preußischem Militär namentlich auf der Rhön, in Hammelburg und in Kissingen stattfanden, so können am 15. Juli 1866 die ersten preußischen Patrouillen hierher reiten, aber gleich wieder nach Lohr zurück. Am 18. Juli 1866 wurde Heidenfeld von bayerischem Militär besetzt. Die Bayern machten Streifenpatrouillen, arretierten mehrere preußische Patrouillen und Spione. Selbst der Fürst Löwenstein zu Triefenstein machte einen Spion dingfest.

    Sein Kutscher wurde als Spion mit seinem Fuhrwerk gefangen und hierher gebracht. Darauf wurde Triefenstein stark mit bayerischem Militär besetzt. Am 20. Juli abends ging sämtliches Militär von hier fort, kam aber größtenteils in der Nacht wieder, besetzte die Brücke stark; alle Gassen am Main waren gesperrt, die Häuser am Main geräumt und mit Militär besetzt, um über den Main schießen zu können. Die Brücke wurde verbarrikadiert und mit Pech versehen, Kanonen wurden aufgepflanzt zur Verteidigung der Brücke und des Übergangs der Preußen.“ Auf dem Dillberg sowie auf der Karbacher Hecke seien ebenfalls Kanonen in Position gebracht worden.

    „Am 25./26. Juli kam es bei Gerchsheim, Helmstadt, Uettingen, Roßbrunn und auf der Hettstadter Höhe mit den Preußen und dem ganzen 8. Bundesarmeecorps zu großen Schlachten, wo es auf beiden Seiten sehr viele Leute gekostet hat; bei Uettingen und Roßbrunn und auf der Hettstadter Höhe, wo meistens Bayern im Gefecht waren, sollen allein 2000 preußische Familienväter geblieben sein.“

    Rein würdigt das preußische Militär: Es sei im Kriegführen sehr gut unterrichtet, es würde alles mit kurzer Entschlossenheit unternehmen und wo es den Sieg nicht im Voraus sähe, würde es nicht angreifen, sondern abwarten, „bis es sich so gesammelt hat, dass es durchschlagen muss. Es hat sehr gute Anführer und alles ist unter ihnen einig.“

    Das von den Preußen hier errichtete Magazin wurde nach deren Abzug versteigert. Georg Trunk überliefert dazu: „Der Erlös wurde zu gemeinnützigen Zwecken, namentlich der Herstellung der Allee am unteren Tor gegen den Main verwendet.“

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