(gab) „Waldumbau und Klimawandel“ ist das Brennpunktprojekt in Fellen überschrieben. Zum fünften Mal trafen sich interessierte Fellener Waldbesitzer zu einem gemeinschaftlichen Waldbegang, teilt das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) Karlstadt mit. Projektleiter Matthias Schleich und Revierleiter Stephan Kühlwein führten den Teilnehmern vor, wie und mit welchen Baumarten die Wälder künftig bepflanzt werden können.
Die Forstexperten zeigten den 18 Waldbesitzern verschiedene Waldbestände und den aktuellen Handlungsbedarf auf. Im Mittelpunkt standen ältere, labile Fichtenreinbestände, die beim zu erwartenden Klimawandel von Sturm und Borkenkäfer besonders bedroht sind und in Fellen große Teile der Wälder ausmachen. Diese lösten sich häufig im Zeitraum weniger Jahre auf und der Waldbesitzer entferne sie schließlich ganz.
Dadurch entstehen größere Freiflächen, die Fichten schnell wieder in Besitz nehmen, so die Info. Die Lichtbaumart Fichte brauche in der Jugend viel Licht zum Wachsen. Auf einer freien Fläche ist der Lichteinfall besonders groß und die Fichte kann ihre volle Konkurrenzkraft gegenüber anderen Baumarten ausspielen und verdrängt diese von der Fläche, erklärten die Forstleute. „Somit wiederholt sich der Teufelskreis“, betonte Projektleiter Schleich. Möchten die Waldbesitzer in der nächsten Waldgeneration weniger Fichte in ihren Wäldern, bedarf es anderer Bewirtschaftungsmethoden.
Kühlwein und Schleich zeigten den Waldbesitzern, dass es möglich ist, Buche unter die Altfichten zu pflanzen. Diese sei dem Klimawandel deutlich besser gewachsen. „Die Buche verträgt wesentlich mehr Schatten als die Fichte“, erklärten die Forstleute, „und unter dem Schirm der Altbäume wächst die Buche der Fichte deutlich davon“. Um den Waldbesitzern zu zeigen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen sei, mit dem sogenannten Buchenvoranbau zu beginnen, wurden den Teilnehmern Bestände vorgestellt.
Auch andere klimatolerante Baumarten wie Eiche und Weißtanne wurden diskutiert und entsprechende Bestände besichtigt. So bieten sich laut Mitteilung entstandene Freiflächen besonders an, die ebenfalls lichtbedürftige Eiche zu sähen oder zu pflanzen, während die sehr schattenverträgliche Weißtanne wie die Buche unter den Schirm der Waldbäume gepflanzt werden kann.
Eiche und Weißtanne gelten als Top-Favoriten für den kommenden Klimawandel, da sie mit ihren tiefen Pfahlwurzeln längere Trockenperioden besser überstehen können als andere Baumarten. Allerdings frisst Rehwild bevorzugt Eichen und Weißtannen, und so kommen die Waldbesitzer auch bei relativ gut angepassten Wildbeständen nicht umhin, diese durch Zäune vor dem Wild zu schützen.
„Um in Zukunft gemischte und stabile Wälder zu erreichen, ohne viel Geld und Arbeit zu verschwenden, muss der Waldbauer bereits bei der Ernte seiner Altbäume an die nächste Waldgeneration denken“, gaben die Forstleute den Teilnehmern mit auf den Weg. „Durch das Spiel mit Licht und Schatten lassen sich die Eigenschaften der verschiedenen Baumarten geschickt steuern“, betonte Projektleiter Schleich. Letztendlich liege es in den Händen der Waldbesitzer, wie sie ihren Wald bewirtschaften und steuern.
Am späten Abend bedankten sich die Forstleute bei den Waldbesitzern für deren Interesse. Man war sich einig, mit dem Erfolg des Brennpunktprojektes einer Zukunft mit gesicherter Nachhaltigkeit im Fellener Privatwald entgegenzuschauen.