"Die B26n ist kein Segen für Main-Spessart, sondern nur ein Fluch", sagte Armin Beck, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Bürger und Kommunen gegen die B26n, am Freitagabend in der Alten Turnhalle in einer Bund-Naturschutz-Veranstaltung.
Unter den knapp 70 Zuhörern waren der Bürgermeister von Rechtenbach sowie einige Gemeinderatsmitglieder aus Steinfeld und Frammersbach, bemerkenswerterweise jedoch kein einziger Stadtrat aus Lohr.
Beck, der seine Aussagen ausschließlich auf offizielle Verkehrsprognosezahlen des staatlichen Bauamts Würzburg stützte, kam zu dem Schluss dass die B26n nicht funktionieren könne, weil sie mehr Verkehr in den Landkreis bringe, als Verkehr aus den Ortschaften heraus. In erster Linie bringe die B26n Transitverkehr, der aber auf die Autobahn gehöre.
Andere Lösungen nötig
Für derzeit stark belastete Bereiche wie Arnstein und das Werntal forderte Beck andere Lösungen als die B26n, beispielsweise Durchfahrts- und Nachtfahrverbote für den Schwerlastverkehr.
Auf keinen Fall dürfe mit dem Bau der geplanten B26n begonnen werden, bevor man sich um die Probleme des nachgeordneten Verkehrs gekümmert habe, sagte Beck. Man dürfe sich keinen zusätzlichen Verkehr in die Region holen, ohne zu wissen, wohin man ihn leiten könne.
"Es brennt", sagte Richard Mergner, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz Bayern, mit Blick auf das Projekt B26n. Dabei handle es sich um eine "Uraltplanung, kombiniert mit flächenfressender Verkehrsplanung", die auf ihn "fast schon wie aus der Zeit gefallen" wirke.
Emissionen müssten reduziert werden
Laut Mergner ist der Verkehr für rund ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.Während es in den vergangenen knapp 30 Jahren gelungen sei, die Emissionen gegenüber 1990 in verschiedenen Bereichen deutlich zu reduzieren (Industrie: -35 Prozent; Haushalte: -31 Prozent; Energiewirtschaft: -25 Prozent), habe man beim Verkehr eine Zunahme von vier Prozent.

Wolle man den Klimawandel begrenzen, müssten die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 90 bis 95 Prozent reduziert werden, so Mergner. In einem Rundumschlag zum Schutz der Schöpfung mahnte er eine Energiewende an, Tempolimits, mehr Elektromobilität, verstärkte Nutzung des Fahrrads, Ausbau des Schienenverkehrs und vieles mehr.
Auch der Bundesverkehrswegeplan müsse auf den Prüfstand, genauso wie der Staatsstraßenausbauplan. "Mit der jetzigen Verkehrspolitik fahren wir in die Sackgasse", sagte Mergner und warb für "Bus und Bahn statt Autobahn".
Nur ein "Scheinkonzept" für Lohr
"Lohr muss endlich aufwachen", forderte Torsten Ruf, Vorsitzender der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Lohr/Lohrtal. Alleine durch die Spange von Wiesenfeld nach Lohr mit dritter Mainbrücke würden seinen Worten nach sechs Hektar Fläche versiegelt. Zudem seien durch den geplanten Straßenbau im Naturschutzgebiet Romberg und angrenzenden gesetzlich geschützten Biotopen die Lebensräume zahlreicher "spektakulärer Arten" bedroht. Auch Beck sah in diesem Bereich große Raumwiderstände, also Gegebenheiten, die gegen bauliche Eingriffe in die Natur sprechen.
Günter Krönert, Vorsitzender der Initiative Bürger und Kommunen gegen die B26n, sprach von einem "Scheinkonzept für Lohr". Nach Einschätzung des Rechtenbacher Bürgermeisters Klaus Bartel wird sich der durch die B26n entstehende zusätzliche Verkehr von Lohr aus größtenteils Richtung Westen bewegen - zum Nachteil von Rechtenbach und weiteren betroffenen Gemeinden.

Der Widerstand gegen das Projekt B26n nehme im Landkreis Main-Spessart seit einiger Zeit zu, stellte ein Mann aus dem Publikum fest – "lediglich im Bereich Lohr nicht".
Laut Erwin Scheiner, Vorsitzender des Bund-Naturschutz-Kreisverbandes Main-Spessart, handelt es sich bei der Westumgehung Würzburg um ein Projekt, das im Lauf der vergangenen Jahrzehnte nach und nach in den Landkreis Main-Spessart verschoben worden sei. Seit der Wiederaufnahme in den Bundesverkehrswegeplan im Jahr 2003 führe man einen "stetigen Kampf" dagegen.