Am 16. September soll eine Bürgerenergiegenossenschaft für Zellingen, Retzbach und Duttenbrunn gegründet werden. Primäres Ziel sind der Bau von Photovoltaikanlagen auf Dächern von Privat- und Vereinsgebäuden sowie einer Freiflächenanlage auf dem Höhenzug bei Retzbach. Langfristig wird auch an Ladestationen (Elektroautos) und Nahwärmekonzepte (zum Beispiel mit Hackschnitzeln und Solarthermie) gedacht.
Interesse im Ort vorhanden
Die Initiatoren Sebastian Schmidt und Franz-Josef Vorwerk gaben dem Zellinger Gemeinderat ein Update zum Stand der Dinge. Generell ist im Ort wohl Interesse vorhanden. Zu einer Info-Veranstaltung im Mai kamen über 150 Besucher. Für die Genossenschaft werden laut Sebastian Schmidt etwa 300 Mitglieder angestrebt. Die geplante Führungsstruktur sieht einen geschäftsführenden Vorstand (Projektgewinnung und Verwaltung) sowie einen Aufsichtsrat, bestehend aus fünf Personen, vor. Für beide Gremien gäbe es bereits Kandidaten aus allen Ortsteilen mit beruflicher Erfahrung in den Bereichen Recht, Steuern, Finanzen, Technik und Unternehmungsführung.
Als Projekte wurden den Initiatoren bisher zwölf Dachflächen angeboten, die für Photovoltaikanlagen mit Zusammen 900 Kilowatt-Peak (Spitzenleistung) ausreichen würden. Ziel für die Umsetzung im Jahr 2023 sind 400 bis 1000 Kilowatt-Peak auf Dächern, was Investitionen von 360.000 bis 900.000 Euro entsprechen würde. Für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage ist noch keine Größenordnung bekannt. Gewerbliche Investoren streben mit Blick auf die Rendite meistens mindestens acht Hektar Fläche an. Eine Bürgerenergiegenossenschaft könnte auch eine kleinere Anlage bauen. Hier sind als Zeithorizont die Bauleitplanung ab Ende 2022, das Jahr 2023 als Genehmigungs- und Planungszeitraum sowie Bau und Inbetriebnahme im ersten Halbjahr 2024 vorgesehen.
Vorteile beschrieben
Als großen Vorteil einer Genossenschaft schilderte Sebastian Schmidt, dass sich Bürger sehr einfach (niederschwellig) und auch mit geringen Beträgen beteiligen können. Bei Modellen die auf einer GmbH und Co. KG aufbauen, sei das oft nicht so. Da gehe es in der Regel ab 5000 Euro los, und die Investoren werden direkt zum Unternehmer mit allen (steuerlichen) Konsequenzen. Bei einer Genossenschaft sei auch die Haftung begrenzt (keine Nachschusspflicht) und die Ausschüttung werde einfach über die Abgeltungssteuer versteuert. Dazu komme eine Prüfung durch den Verband (unabhängiger Dritter) und direkte Mitbestimmung bei der Wahl des Aufsichtsrates und der Gewinnverwendung. Unabhängig von der Höhe der Beteiligung hat jedes Mitglied eine Stimme.
Der Zellinger Gemeinderat informierte sich im Rahmen seiner Sommerklausur laut Bürgermeister Stephan Wohlfart auch mit den Modellen GmbH und Co. KG sowie einer niederschwelligen Beteiligung über Darlehen.
Termin für die Gründungsversammlung der Bürgerenergiegenossenschaft Zellingen ist der 16. September um 18.30 Uhr im Pfarrsaal Zellingen.