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BISCHBRUNN: Bürgermeister Joachim Engelhardt ist tot

BISCHBRUNN

Bürgermeister Joachim Engelhardt ist tot

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    Mit nur 51 Jahren gestorben: Bischbrunns Bürgermeister Joachim Engelhardt.
    Mit nur 51 Jahren gestorben: Bischbrunns Bürgermeister Joachim Engelhardt. Foto: Foto: Christian Schwab

    Nicht einmal zwei Amtsjahre waren Bischbrunns Bürgermeister Joachim Engelhardt vergönnt. In der Nacht zum Samstag starb der 51-Jährige an den Folgen eines Herzinfarkts. Den Freitagabend verbrachte er bei einer Veranstaltung in Erlenbach, als ihn ein plötzliches Unwohlsein überkam. Obwohl Engelhardt rasch ins Marktheidenfelder Krankenhaus gebracht wurde, war ihm nicht mehr zu helfen.

    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von Engelhardts plötzlichem Tod in den Grundgemeinden. Die Menschen konnten oder wollten es nicht glauben, dass ihr engagierter Bürgermeister, der sich um die vielen großen und kleinen Dinge der Gemeinde kümmerte, plötzlich nicht mehr da ist.

    Die Reaktionen in Bischbrunn und dem Ortsteil Oberndorf folgten prompt: Der OCV setzte die für Samstagabend geplante Jahreshauptversammlung kurzfristig ab. Das für den Sonntag geplante Kindergartenfest in Oberndorf fiel ebenso aus wie die Segnung des Gipfelkreuzes auf dem Geiersberg am Sonntagnachmittag. Dort sollte der Bürgermeister ein Grußwort halten. Stattdessen trafen sich die Gemeindevertreter mit den Vereinsvorständen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

    Bis zur Beisetzung Engelhardts wurden alle Veranstaltungen abgesagt. Wann diese stattfindet, steht noch nicht fest.

    Am Termin der nächsten Gemeinderatssitzung, die für Mittwoch, 27. April, anberaumt worden war, ändert sich nichts. Allerdings wurde die Tagesordnung auf die wichtigsten Punkte reduziert: den Haushalt und die Vergabe weiterer Aufträge für die laufende Sanierung der Grundschule Bischbrunn-Oberndorf. Vor allem aber wird das Gremium beraten, wie es nach dem überraschenden Tod des Bürgermeisters weitergehen soll. Das Wahlgesetz verlangt, dass innerhalb von 90 Tagen nach dem Tod eines Bürgermeisters über seinen Nachfolger abgestimmt wird.

    Um sich weiter kundig zu machen, werden 2. Bürgermeister Horst Wiesmann, der nun kommissarisch die Amtsgeschäfte führt, und 3. Bürgermeister Thomas Fuhrmann am Montag gemeinsam Gespräche in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Marktheidenfeld führen. Daran nehmen die VG-Bürgermeister und Geschäftsleiter Helmut Fuchs teil.

    Wer Nachfolger Engelhardts wird, ist noch völlig offen. Da der Bürgermeister von Bischbrunn ehren- und nicht hauptamtlich tätig ist und viel Zeit mitbringen muss, wird die Suche gewiss nicht einfach. Die beiden stellvertretenden Bürgermeister haben Berufe, die ihren ganzen Einsatz verlangen – Wiesmann ist im technischen Bereich bei Procter & Gamble in Marktheidenfeld tätig, Fuhrmann arbeitet bei der Autobahnpolizei Hösbach und ist stellvertretender Dienstgruppenleiter.

    Dass Engelhardts Vorgänger Richard Krebs, der 30 Jahre Bürgermeister war, in dieser Ausnahmesituation noch einmal übernimmt, kommt für diesen nicht infrage. „Ich habe schon nach meiner Wiederwahl 2008 angekündigt, dass dies meine letzte Amtsperiode sein würde“, sagte Krebs auf Anfrage. Dieser Belastung wolle er sich nicht mehr aussetzen. 2014 gab Krebs sein Amt an Engelhardt weiter, der als einziger Bürgermeisterkandidat bei der Wahl angetreten war.

    Sollte sich innerhalb der 90-Tage-Frist in Bischbrunn niemand finden, der bereit ist, die Nachfolge Engelhardts zu übernehmen, könnte es zu einer „wilden Wahl“ kommen. Das war 1972 schon einmal der Fall: In der damals noch selbstständigen Gemeinde Oberndorf gab es keinen offiziellen Bürgermeisterkandidaten. Aus der Bevölkerung wurde dann Erwin Väth gewählt, der dieses Amt bis zur Eingemeindung nach Bischbrunn im Jahr 1978 innehatte.

    Einer der engagiertesten Bürger

    Joachim Engelhardt war ein ruhiger Zeitgenosse und gehörte zu den engagiertesten Bürgern der Gemeinde Bischbrunn. Er war Vorsitzender und Sprecher der Spessarttrachtenkapelle Oberndorf, einige Jahre Vorsitzender und Zweiter Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Oberndorf sowie der Heimat- und Wanderfreunde Oberndorf-Bischbrunn. Erst vor wenigen Wochen wurde er zum Vorsitzenden der Jagdgenossenschaft gewählt. Mitglied war er beim Oberndorfer Carnevalsverein „Die Rattel“, bei der DJK Oberndorf und seit kurzer Zeit auch beim CSU-Ortsverband. Dem Gemeinderat Bischbrunn gehörte Engelhardt seit 2002 an. 2008 wurde er zum Zweiten Bürgermeister gewählt. In dieser Zeit engagierte er sich vor allem für die Kanalsanierung und den Ausbau der Ortsdurchfahrt.

    Nach seiner Wahl zum Ersten Bürgermeister 2014 musste er sich gleich an die Fertigstellung der Kindertagesstätte in Bischbrunn und an die Sanierung der Grundschule in Oberndorf machen. Diese Großbaustelle macht gute Fortschritte, sie forderte von Engelhardt aber auch viel Zeit und Nerven.

    Weitere kommunale Ehrenämter warteten auf ihn: Er wurde Vorsitzender des Schulverbandes Bischbrunn, stellvertretender Vorsitzender des Wasserzweckverbandes „Marktheidenfelder Gruppe“ und des Abwasserzweckverbandes „Esselbachgrund“.

    Mit großer Einsatzbereitschaft ging er die Probleme an. Dabei kamen ihm seine Fachkennnisse auf dem Bausektor zugute. Auch die Betreuung der mittlerweile rund 50 Flüchtlinge, die in Bischbrunn und Oberndorf eine neue Heimat fanden, erforderte sein volles Engagement. „Es ist mehr Geschäft, als ich gedacht habe“, sagte Engelhardt im August 2014, nachdem er 100 Tage im Amt war. Bereut hatte er seine Entscheidung nicht: „Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse. Man muss sich halt arrangieren.“

    Engelhardts großes Hobby war die Musik, die er zum Ausgleich auf mehreren Instrumenten spielte. Er musizierte beim „Wirtshaussingen“ der Heimat- und Wanderfreunde ebenso leidenschaftlich wie beim „Fränkischen Abend“, bei vielen Festveranstaltungen und auch traurigen Anlässen.

    Ein solcher wird bei Engelhardts Beisetzung sein, wenn die Musikkameraden der Spessarttrachtenkapelle ihrem Sprecher bestimmt das Lied vom „Guten Kameraden“ als letzten Gruß spielen werden. Eine große Trauergemeinde wird sich bei dieser Gelegenheit von ihrem beliebten Ortsoberhaupt verabschieden. Der verstorbene Bürgermeister hinterlässt seine Ehefrau und zwei volljährige Kinder.

    Auch wenn er nur kurz im Amt war – Joachim Engelhardt hat große Spuren in der Spessartgemeinde hinterlassen.

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