Stadtfinanzen, Demografie und bauliche Entwicklungen standen im Fokus der Bürgerversammlung für die Arnsteiner Kernstadt. Das öffentliche Interesse war wohl begrenzt, denn im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen waren die Sitzreihen in der Stadthalle nur zu zwei Dritteln besetzt. Im Vorfeld der Versammlung verteilten zwei Bürger im Foyer Protestschriften gegen den Bürgermeister Franz-Josef Sauer und die Werntalzeitung.
Zur gegenwärtigen Stadtentwicklung sprach Sauer den Stand des Stadtentwicklungskonzepts an, das seit Oktober 2022 läuft und die Kernstadt sowie den angrenzenden Stadtteil Heugrumbach umfasst. Zurzeit werden in Planungsspaziergängen mit Bürgern und Stadtratsmitgliedern Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Im Herbst dieses Jahres wird dann eine gemeinsame Steuerungsgruppe die Ergebnisse präsentieren und beschließen. Im Fokus steht hier auch die Untersuchung aktueller Leerstände und das künftige Leerstandsrisiko. Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Heugrumbach, Sichersdorf, Arnstein-Altstadt.

Ein gutes Potenzial erkennt der Bürgermeister bei der Versorgung mit Energie und Wärme. Als größter Waldbesitzer im Landkreis stehen umfangreiche Ressourcen zur Verfügung. Durch die vorhandenen Photovoltaik-Dach- und Freiflächen sowie die Windenergie können im Stadtgebiet 90 Prozent der elektrischen Energie regenerativ erzeugt werden – leider natürlich nur rein rechnerisch. Für die Erschließung durch Nahwärmenetze bieten sich in Heugrumbach und Sichersdorf Möglichkeiten an, da hier kein Gasnetz vorhanden ist. Sauer dankte der Arnsteiner Energiegenossenschaft für ihren großen Einsatz.
Entwicklung der Beiträge sorgt für Turbulenzen
Für Turbulenzen sorgt schon seit einiger Zeit die Entwicklung der Beiträge in der Stadt. Derzeit werden die Verbesserungsbeiträge zur Werntalkläranlage aufgearbeitet. Diese wurden bislang nicht abschließend abgerechnet und sollen bis 2025 beendet sein. Bereits geleistete Vorauszahlungen werden angerechnet, die Beitragssätze (Grundstücksfläche 2,15 Euro pro Quadratmeter, Geschossfläche 6,80 Euro) bleiben unverändert. Dazu wurde jedes Grundstück im Gemeindegebiet überprüft.
In der Abrechnung der Verbesserungsbeiträge werden auch die Mehrflächen abgerechnet. Betroffen davon sind alle Stadtteile, auch hier ist die Abrechnung bis 2025 vorgesehen, sie erfolgt mit den Beitragssätzen aus der jeweiligen Beitrags- und Gebührensatzung für Wasser/Kanal.

Trotz der gegenwärtigen Krise am Baumarkt soll die Erschließung des Neubaugebietes am Sichersdorfer Berg wie geplant weitergehen, die Fertigstellung ist im nächsten Jahr, für die Grünflächen in 2026 vorgesehen. Kritik gibt es immer wieder beim Verkaufspreis von 280, beziehungsweise 292 Euro pro Quadratmeter. Diese Kosten beziehen sich laut Bürgermeister auf den reinen Bodenpreis samt der kompletten Erschließung. Käufer müssen keine Zusatzkosten für Straßen, Wasser und Kanal entrichten, versprach er. Vergleichbare Vollkostenbeiträge lägen im Umfeld bei 350 bis 480 Euro, so Sauer.
Das Alte Krankenhaus muss für Kindergarten weichen
Augenblicklich werde die Stadt an mehreren Stellen baulich umgebuddelt, ein Beleg dafür sei auch der Zuschuss von drei Millionen Euro für den Glasfaserausbau. Nach dem Baustopp soll es auch am Lömpelgelände weitergehen. Wegen des belasteten Untergrunds muss die Stadt Eigentümer bleiben, um weiterhin im staatlichen Förderprogramm bleiben zu können. Die dort stehenden Gebäude kommen aber noch in diesem Jahr weg. Weichen müssen auch die ehemalige Kläranlage, und das "Alte Krankenhaus" an der Schwebenrieder Straße für den neuen Kindergarten. Insgesamt wird es dann sieben Gruppen unter dem Schirm der Caritas geben.
Im Mittelpunkt des Straßenbaus steht in nächster Zukunft die Schweinfurter Straße. Dort werden ab August Kanalrohre mit der Dimension von 1,40 Metern verlegt. Auch der marode Straßenbelag wird erneuert. Wegen der komplizierten Verkehrsführung und den dadurch notwendigen Voll- oder Halbsperrungen der Straße wird mit einer Bauzeit von drei Jahren gerechnet. Auch die Neugasse, die von der Karlstadter Straße zur Bayernstraße führt, wird erneuert. Insgesamt sieht der Bürgermeister einen mittelfristigen Investitionsbedarf von 60 Millionen Euro.
Seitens der Bürgerinnen und Bürger gingen nur wenige Anfragen ein, eine davon betraf den Glasfaserausbau. Sauer informierte, dass dieser in Arnstein eigenwirtschaftlich erfolge und deshalb die gesamte Logistik bei den beauftragten Firmen liege. Zur Vorsicht mahnte der Bürgermeister bei zusätzlichen PV-Außenflächen. Es sei nötig, den erzeugten Strom vor Ort zu nutzen statt ihn für wenig Geld einzuspeisen und dann teuer wieder einzukaufen. Die geplante Anhebung des Hebesatzes für Grundstücke verteidigte er mit Ausfällen durch den Wegfall von Verbesserungsbeiträgen.
