„In den Worten der Bürgermeisterin wird uns eine heile Welt in Obersinn suggeriert, während auf den Tischen Flyer gegen die SuedLink-Stromtrasse liegen“, klagte Reiner Neuf in der Bürgerversammlung am Sonntag. Die geplante Höchstspannungsstromleitung, die möglicherweise durch den Sinngrund gebaut wird, war das beherrschende Thema der Obersinner Fragerunde mit 47 Bürgern.
Er habe nicht ein einziges Wort über diese Bedrohung des Sinntals in der Versammlung gehört, sagte Neuf und fragte: „Ist denn die Asphaltierung des Kirchwegs wichtiger als diese mögliche Monstertrasse?“ Allerdings hatte von den Teilnehmern der Bürgerversammlung nur eine Person an der Kundgebung der Bürgerinitiative (BI) gegen die Trasse am „Ascher-Freitag“ mit der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in Bad Bocklet teilgenommen. Neuf forderte mehr Informationen und Veröffentlichungen über Termine ein, wenn beispielsweise Vertreter der Bundesnetzagentur vor Ort seien.
Gemeinderätin Barbara Madre stimmte Neuf zu: „Man hat immer die Chance, durch sachliche Argumentationen und Protest etwas zu erreichen.“ Auch sie forderte, wie weitere Teilnehmer, von den Bürgern des Sinngrunds, mehr auf die Straße zu gehen und ein sichtbares Zeichen setzen. „Jeder Bürger ist gefordert, sich zu informieren und zu engagieren“, meinte sie und rief zur Mitgliedschaft in der BI Sinngrund auf.
Bürgermeisterin Zieres bezeichnete es als unverfroren, dass alles Negative, was niemand haben wolle, durch den Sinngrund geführt werden solle. Es stehe nicht fest, ob die Leitungstrasse überhaupt benötigt werde, meinte Zieres. Stellvertretender Bürgermeister Rudolf Dill meinte, Minister Sigmar Gabriel habe in einem „Spiegel“-Artikel von erheblich kleineren Strommasten, größeren unterirdisch verkabelten Abschnitten und einem Gaskraftwerk für Bayern gesprochen. Nach den Worten von Albert Glassen werde eine mögliche Trassenführung auf der alten Reichsautobahn doch keine Gemeinde belasten.
Ein totaler Bürgerprotest gegen SuedLink und Präsenz bei Protestaktionen zu zeigen, sei der einzige Weg gegen SuedLink, sagte Olaf Würfel. Aus diesem Grund habe der Markt Obersinn frühzeitig Position mit der Mitgliedschaft im Verein MSP-Link bezogen.
Ein weiteres Problem ist der Ausbau der Schnellbahntrasse im Nordspessart, der sogenannten Mottgersspange. So habe ein Scoping-Termin ergeben, bei dem die räumliche und inhaltliche Untersuchung der Umweltprüfungen festgelegt werden, dass die ICE-Trasse Aschaffenburg – Würzburg den prognostizierten Zugverkehr 2025 von plus 25 ICE-Zügen problemlos aufnehmen könne, berichtete Zieres. Dies beweise, dass die Südanbindung der Mottgersspange an die ICE-Strecke Fulda – Würzburg bei Obersinn entbehrlich sei. „Wir haben die volle Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung, die diese Spange rigoros ablehnt“, erklärte die Bürgermeisterin.
Anna Kötzner erkundigte sich nach der Nachrüstung der alten Bahnstrecke mit Lärmschutzwänden. Mehrmals habe die Bahn nach Forderungen nachgebessert, teilte die Bürgermeisterin mit. Für die nun gewünschte Verlängerung der Schutzwände müsse die Gemeinde das Baujahr der Häuser belegen. „Leider kann ich den Termin des Baus nicht sagen“, sagte Zieres. Der Zweite Bürgermeister Rudolf Dill würdigte zum Abschluss der Versammlung das bewundernswerte Engagement der Bürgermeisterin.