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BURGSINN/KARLSTADT: Burgsinner Braut für US-Apple-Stores

BURGSINN/KARLSTADT

Burgsinner Braut für US-Apple-Stores

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    So werden aus vier Festmeter Holzmasse rund 3000 Quadratmeter Furnierholz. Friedrich Kohl jun. (Mitte) schildert den Gästen um Bürgermeister Robert Herold (links) und Revierförster Hans-Peter Breisch (rechts), dass die Burgsinner Braut wohl bald etliche Apple-Stores in den USA schmucken wird.
    So werden aus vier Festmeter Holzmasse rund 3000 Quadratmeter Furnierholz. Friedrich Kohl jun. (Mitte) schildert den Gästen um Bürgermeister Robert Herold (links) und Revierförster Hans-Peter Breisch (rechts), dass die Burgsinner Braut wohl bald etliche Apple-Stores in den USA schmucken wird. Foto: Fotos: Roland Bauernschubert

    Im Sekundentakt schnellen hauchdünne Holzblätter aus der Messermaschine. Ohrenbetäubender Lärm dringt aus der Anlage, die einen massiven Baumstamm innerhalb weniger Minuten in Hunderte papierdünne Scheiben zerteilt. Wie bei einem Gurkenhobel fährt der, der Länge nach eingespannte Holzstamm in die scharfen Messer und setzt sich auf der anderen Seite der Maschine in Form von 0,64 Millimeter starken Furnierblättern wieder zusammen.

    Es ist die Burgsinner Eichenbraut, die vor gut drei Wochen als teuerste Eiche Bayerns aus der Submission hervorging, die am Donnerstagnachmittag im Furnierwerk Fritz Kohl in Karlstadt „gemessert“ wird. Der Eichenstamm erfährt nach einem jahrhundertelangen Leben im Burgsinner Forst nun innerhalb weniger Minuten seine Veredelung zu hochwertigem Furnierholz.

    Zu Besuch im Furnierwerk

    Burgsinns Bürgermeister Robert Herold und der Betriebsleiter der Forstbetriebsgemeinschaft Sinn Saale (FBG), Peter Kreyssig, hatten sich vom Käufer ihrer Braut, dem Betriebsleiter des Furnierwerks Fritz Kohl, Hubert Müller, versprechen lassen, dass sie zum sogenannten Messern der Braut eingeladen werden. Und nun verfolgen sie zusammen mit den Burgsinner Förstern Hans-Peter Breisch und Andreas Ranzau sowie weiteren Besuchern den Vorgang, der im Fachjargon Messern genannt wird.

    Neugierig und beeindruckt beobachten sie, wie aus der Eichenbraut von vier Festmetern Holzmasse ein Blatt nach dem anderen abgehobelt wird und am Ende 2500 bis 3000 Quadratmeter Furnier entstehen. Und sie werden Zeugen dessen, dass ein Blatt so makellos ist wie das andere. Ihre Braut erweist sich als das, was man nach der Fällung von ihr erwartet hat: ein perfekter Stamm mit einer störungsfreien geradlinigen Maserung.

    Messerführer Sven Schultheiß überwacht den Vorgang und legt immer wieder seine Hände auf die ausgespuckten Furnierblätter, als fühlte er zusätzlich die Qualität, die sich bereits optisch darbietet. „Einen solchen außergewöhnlich guten Stamm zu bearbeiten, ist auch für uns etwas Besonderes“, sagt Sven Schultheiß und schließt in das uns seine beiden Mitarbeiter Thomas Hack und Jose Acosta ein, die Blatt für Blatt sorgfältig von der Ausgabe der Maschine abnehmen und aufstapeln.

    Derweil erklärt Firmenchef Friedrich Kohl jun. den Gästen den weiteren Produktionsablauf über die Trocknung und Lagerung des Furnierholzes. Nachdem die Feuchtigkeit bis auf einen Rest von zwölf Prozent entzogen worden ist, ist das Furnier unbegrenzt lagerbar. Doch die Burgsinner Braut wird wohl nicht lange darauf warten müssen, das Furnierwerk zu verlassen.

    Das Interesse an deutscher Eiche ist in den Vereinigten Staaten derzeit sehr groß, erklärt Friedrich Kohl, und besonders der Apple-Konzern fragt das Furnier stark nach. So wird die Eiche aus Burgsinn wohl bald etliche Apple-Stores in den USA ausschmücken. Eine Vorstellung, die Bürgermeister Robert Herold zufriedenes grinsen lässt.

    Sorgfältige Fällung

    Revierförster Hans-Peter Breisch beobachtet währenddessen die Weiterverarbeitung der Furnierblätter in der Trockenanlage und bewundert jedes einzelne Blatt wegen seiner Makellosigkeit.

    „Es ist schön, zu sehen, wie hier ein Baum nach seinem Dasein im Wald einem hochwertigen Nutzen zugeführt wird“, sagt Breisch und erinnert sich, mit welcher Sorgfalt und welchem Aufwand die Eiche seinerzeit gefällt wurde, um eine Beschädigung des Prachtexemplars zu vermeiden.

    Es ist gut, sagt Breisch, dass man dafür in Burgsinn eigene Leute hat, die mit Erfahrung und Augenmaß denn wertvollen Bestand im Kommunalwald pflegen und ernten. „Man sieht hier“, ergänzt Breisch, „dass es absolut wichtig ist, wertvolles Holz zu produzieren“. Und Peter Kreyssig bekräftigt dies mit den Worten: „Wenn man vor so einer 300 Jahre alten Eiche steht, muss man den 15 Generationen davor dankbar sein, dass sie diesen Baum Jahr um Jahr begutachtet und immer wieder gepflegt haben.“ Auch der Karlstadter Furnierwerkchef Friedrich Kohl lobt die Burgsinner für ihre nachhaltige Forstwirtschaft und nimmt der Abordnung aus dem Sinngrund ein Versprechen ab: Dass er aus dem Burgsinner Wald auch in Zukunft solch hochwertiges Material angeboten bekommt, wie die 2016er Eichenbraut.

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