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KARLSTADT: Charakterstudien mit spitzem Stift

KARLSTADT

Charakterstudien mit spitzem Stift

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    Armin Gehret ist 85 Jahre und kein bisschen müde – zumindest was seine künstlerische Schaffenskraft und seinen ihm eigenen „spitzen Buntstift“ betrifft. Eine Fülle von fast 80 Werken, die Mehrzahl ist in den letzten beiden Jahren entstanden, zeigt die überbordende Schaffenskraft, die nichts von ihrem Witz, ihrer Beobachtungsgabe und dem treffsicheren Spott verloren haben. Noch immer spielt Gehret mit dem Betrachter seiner Werke. Er lockt ihn mit provokanten Motiven, macht ihn zum versteckten Voyeur und weckt klammheimliche Schadenfreude. Letztendlich bleibt das Lachen dann doch oft im Halse stecken, wenn man erkennt, dass das Bild nichts als ein Spiegel ist.

    Viele Themen greift der Künstler auf: Das ist natürlich das Verhältnis von Frauen und Männern. „Mann muss die Männer nehmen wie sie sind, aber muss man sie auch so lassen?“, fragt er süffisant. Auch das Alter – wen wundert's, dass Gehret sogar sich selbst auf den Arm nehmen kann – ist Gegenstand seiner Betrachtungen. Da ist der 95-Jährige, der sich für seine jugendliche Geliebte fit hält. Witwen begründen, wieso sie sich nicht scheiden lassen mussten. Andere fragen sich: „Habt ihr schon geerbt oder sprecht ihr noch miteinander?“

    In zwei Bildern lässt er die Bundeskanzlerin als Männer mordenden Vamp auftreten. Schade nur, dass der herrliche Spott über die CSU-Größen Beckstein und Huber inzwischen ihre Aktualität verloren haben.

    Neben allgemeinen Themen erinnert sich der Künstler immer wieder an seine Geburtsstadt. So nimmt er zum Beispiel enttäuschte CSU-Kommunalpolitiker aufs Korn, wenn er sie als traurige Blesshühner unter dem Titel „Schwarz marschiert in Karlstadt“ vor dem Maintor watscheln lässt. Behäbige Schoppenfetzer wälzen sich mühevoll den Wengert zur Heckenwirtschaft hoch und das Vergnügen beim Weinfest auf dem Marktplatz lässt nicht nur unschuldige Lebensfreude vermuten.

    Insgesamt bietet Gehret im Rathaussaal einen vergnüglichen Rundgang durch die Höhen und Tiefen der menschlichen Seele, denn eigentlich liebt er die Menschen und zeigt bei aller Schonungslosigkeit ihre Kümmernisse und stets die arme Seele dahinter, die zum Beispiel bei allem Reichtum einsam bleibt.

    Als einen der begnadetsten Maler Karlstadt bezeichnete Bürgermeister Paul Kruck den Jubilar, der mit seinem weisen Witz und seinem spitzen Bleistift ein hervorragender Kulturbotschafter seiner Geburtsstadt sei, der auch nach Jahren an seinen Wurzeln festhalte. Als Geburtstagsgeschenk überreichte er einen Lebensbaum, an dessen Zweigen Kärtchen hingen, die von den Besuchern mit Glückwünschen versehen wurden.

    Wer sich die Bilder der Ausstellung ansehe und sich nicht selbst wieder erkennen könne, sei entweder blind oder kenne die Wahrheit nicht, sagte Bernd Schäfer, der Bürgermeister von Gehrets Wohngemeinde Bernbeuren/Bad Grönenbach in seiner spritzigen Ansprache. Der Künstler sei ein malender Kabarettist, der seine herzerfrischenden skurrilen Geschichten detailverliebt wiedergebe.

    Die Ausstellung ist zu sehen bis Sonntag, 16. November, dann ist von 14 bis 17 Uhr die Finissage, bei der dann die gekauften Bilder mitgenommen werden können. Die musikalische Umrahmung der Vernissage übernahmen die „Frankomanen“ mit gut gelungenen musikalisch, kabarettistischen Beiträgen.

    Zur Person

    Armin Gehret wurde am 26. Oktober 1923 in Karlstadt als Gastwirtssohn geboren. Er lernte Mühlenkaufmann. Mit 27 Jahren verließ er seine Heimatstadt. 1950 heiratete er seine Frau Sonja, die im vergangenen Jahr starb. Sie haben einen Sohn. Er war Gesellschafter eines Autohauses in Memmingen. Der Autodidakt öffnete eine eigene Malschule mit über 1000 Schülern. Mit 54 Jahren war Gehret als Künstler so etabliert, dass er seinen Beruf an den Nagel hängte und sich ganz der Malerei widmete. Die Stadt Karlstadt ehrt ihren bedeutenden Sohn regelmäßig mit Ausstellungen und hat ihn mit dem Kulturehrenbrief ausgezeichnet.

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