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MARKTHEIDENFELD: D & V: Mit dem Mut zur Veränderung

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D & V: Mit dem Mut zur Veränderung

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    Ein Abschied nach Jahrzehnten: Friderike und Walter Väthjunker haben Mitte Oktober das Modehaus D & V in der Obertorstraße geschlossen.
    Ein Abschied nach Jahrzehnten: Friderike und Walter Väthjunker haben Mitte Oktober das Modehaus D & V in der Obertorstraße geschlossen. Foto: Foto: Jochen Jörg

    Als das Marktheidenfelder Modehaus Döhler & Väthjunker (D & V) 2009 sein 70-jähriges Bestehen feierte, bedankte sich Inhaber Walter Väthjunker bei all seinen Mitarbeitern. Damals wünschte er sich, „dass wir auch das 100-jährige Jubiläum gemeinsam feiern können“. Dazu wird es nicht mehr kommen. Nur drei Jahre später ging die lange Geschichte von D & V zu Ende, seit Mitte Oktober hat das Geschäft in der Obertorstraße geschlossen.

    „Es ist nicht leicht, nach so langer Zeit Abschied zu nehmen“, gesteht Väthjunker ein. So geht es nicht nur ihm: Auch seine Kunden, für die das Modehaus ein Teil der Stadt war, sind traurig. Allen, die ihn nach dem Grund gefragt haben, hat er das Gleiche gesagt: „Der Trend in der Modebranche geht weg von den Multi-Label-Geschäften, die verschiedene Bekleidungshersteller im Angebot haben, und hin zu den Mono-Label-Läden mit nur einer Marke.“

    D & V war ein „Multi-Label-Geschäft“, zum Sortiment gehörten auch Kleidungsstücke von s.Oliver. Genau mit diesem Unternehmen, das seinen Sitz in Rottendorf hat, plante Väthjunker im vergangenen Jahr eine Kooperation. Die Idee: s.Oliver sollte die Waren liefern und die Vermarktung übernehmen, Väthjunker die Räume und das Personal stellen und dafür sorgen, dass der Verkauf läuft.

    Dass dieses so genannte Systemgeschäft funktionieren kann, haben seit 2005 der Cecil-Laden direkt gegenüber D & V und seit 2008 der Esprit gegenüber dem Alten Rathaus gezeigt. Die beiden Geschäfte, die unter dem Dach der Väthjunker Mode GmbH firmieren, verzeichnen „überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten“, sagt Väthjunker. Da man sich hier an nur eine Zielgruppe wende, splittere sich die Kundschaft nicht so stark auf wie bei D & V.

    Die Verhandlungen, s.Oliver für ein solches Konzept zu gewinnen, seien „weit gediehen“ gewesen, sagt Väthjunker. Letztlich scheiterte eine Zusammenarbeit daran, dass der Bekleidungshersteller ein riesiges Outlet-Center vor den Toren Würzburgs eröffnete. Was s.Oliver in seinen Läden nicht verkauft, kommt zurück nach Rottendorf und wird dort billig angeboten – so billig, dass ein Geschäft in Marktheidenfeld nicht lukrativ erschien. Ein anderer Partner kam für Väthjunker nicht in Frage.

    Von der Schließung von D & V sind zwölf Mitarbeiter betroffen. Für alle habe es eine Lösung gegeben, die meisten hätten eine neue Beschäftigung in Marktheidenfeld gefunden, sagt Väthjunker. Eine neue Verwendung für das leer stehende Modehaus hat er derzeit nicht: „Wir haben leider keine Idee für ein zukunftsorientiertes Geschäftsmodell, sind aber permanent am Überlegen, wie es weitergehen könnte.“

    Das Aus für D & V ist für Väthjunker ein schmerzlicher Einschnitt – wenn auch nicht ganz so gravierend wie die Insolvenz im Jahre 2007. Dennoch sieht er keinen Grund, pessimistisch nach vorn zu blicken. Derzeit trägt der Einzelhandelskaufmann mit seinem Sohn Tobias die Verantwortung für fünf Modehäuser. Im nächsten Jahr kommen voraussichtlich drei weitere Geschäfte hinzu – welche und wo genau, darüber hüllt sich Väthjunker in Schweigen. „Die Gespräche laufen noch“, erklärt er.

    Etwas anderes verrät Väthjunker: Die Väthjunker Mode GmbH verfolge die Strategie, bestehende oder aufgegebene Läden zu übernehmen – statt völlig neue zu eröffnen. So tue man sich leichter, die Rentabilität zu errechnen. Seinen Einfluss unbegrenzt ausweiten möchte er nicht: „Zehn Geschäfte wären eine solide Grundlage für die Zukunft“, sagt er. Mit seinen 62 Jahren weiß Väthjunker, dass diese Zukunft bald von anderen gestaltet wird. Das Wohl der Firma wird aber auch künftig in Händen der Familie liegen. „Mein Sohn Tobias – er ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer – ist ein betriebswirtschaftlich denkender Mensch, meine Tochter Jessica hat große Qualitäten im Verkauf. Das ist eine ideale Konstellation“, sagt Väthjunker. Seine Kinder bräuchten aber den „Mut zur Veränderung“.

    Neue Zeiten brechen bald auch in der Werbegemeinschaft an, deren Vorsitzender Väthjunker seit 14 Jahren ist. Wenn im Frühjahr der Vorstand gewählt wird, wird Väthjunker nicht mehr kandidieren, genau wie sein Stellvertreter Winfried Krückel. Von wem das Duo abgelöst wird, steht noch nicht fest. Dennoch ist Väthjunker zuversichtlich: „Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass wir einen neuen Mann oder eine neue Gruppe bekommen, die alte Ideen weiterentwickelt und neue mitbringt.“

    Modehaus D & V

    Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zog die Familie Döhler mit ihrer Schneiderei von Frankfurt nach Marktheidenfeld, um bei Verwandten eine Zuflucht zu suchen. Im September 1939 wurde dort das Modehaus Döhler & Väthjunker (D & V) gegründet. 1969, also genau 30 Jahre später, wurde die Neueröffnung in der Obertorstraße gefeiert. Nach der Schließung des Stammhauses vor wenigen Wochen gehören zur Väthjunker Mode GmbH neben dem Cecil und dem Esprit in Marktheidenfeld die Cecil-Läden in Michelstadt und Höchst im hessischen Odenwaldkreis sowie in Wertheim. Das Unternehmen ist also in drei Bundesländern vertreten.

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