Es fällt mal mehr, mal weniger Unrat an. Gemeinsam ist beiden Fällen: Der Dreck muss weg. Das Schwemmgut würde beim Durchfluss die Turbinen stoppen, schädigen oder gar zerstören.
Dass die Reinigung an dem von E.ON Bayern betriebenen Kraftwerk Rothenfels automatisch und vor allen Dingen regelmäßig geschieht, dafür sorgt die neue vollautomatische Hightech-Reinigungsanlage. Sie fischt alles, was über oder unter Wasser im Turbineneinlaufbecken angeschwemmt wird, aus dem Main und hält somit die Rechen, die zum Schutz den Turbinen vorgelagert sind, sauber und den ungestörten Durchfluss am Laufen.
Die Reinigungsmaschine samt der notwendigen Umbauten und Installationen kostete rund 800 000 Euro. Insgesamt hat die Rhein-Main-Donau-AG (RMD) als Kraftwerksbesitzer 1,3 Millionen Euro für ökologische Verbesserungsmaßnahmen ausgegeben. Erst kürzlich nahm sie die neue Aal-Wanderhilfe in Betrieb. Sie ermöglicht fast allen Aalen, die Hürde Kraftwerk heil zu überwinden (wir berichteten).
Je nach Jahreszeit fallen am Kraftwerk Rothenfels im Durchschnitt 1000 Kubikmeter Schwemmgut pro Jahr an. Bei Hochwasser ist das Aufkommen besonders groß. So mussten die Mitarbeiter im Jahr 2002 wegen des Mainhochwassers mit 1300 Kubikmeter wesentlich mehr Unrat entfernen als bei der niedrigsten Schwemmgutmenge 2011. Da fielen etwa 750 Kubikmeter an.
Bislang war dafür viel reine Handarbeit notwendig, je nach Tageszeit und Wasserführung des Mains. Die alte Reinigungsanlage stammte von 1973 und wird jetzt durch die vollautomatische Nachfolgerin abgelöst. Die Funktion ist zwar hochelektronisch, aber dennoch relativ leicht zu erklären. Sensoren vor und nach dem Rechen vor der Turbine messen den Durchfluss. Verringert dieser sich durch angeschwemmte Fremdkörper, setzt sich die Reinigungsmaschine automatisch in Gang und greift das mehr als fünf Meter unter dem Wasserspiegel angeschwemmte Treibgut sowie das auf der Oberfläche schwimmende ab und transportiert es zu einem Sammelplatz neben dem Einlaufbecken.
Darauf standen vorher die drei Transformatoren, die auf die andere Seite der Kraftwerk-Gebäude versetzt wurden. Das gesammelte Treibgut wird von der Firma Kirsch abgeholt. Organische Stoffe werden zu Kompost, alles andere wird nach ökologischen Gesichtspunkten getrennt fachgerecht entsorgt.
Beim Schwemmgut handelt es sich meist um Laub von den Uferbäumen oder um Holz, aber auch immer mehr um so genannten Wohlstandsmüll wie Kunststoffbehältnisse, Flaschen und andere Dinge, die nichts im Main zu suchen haben.
Der Bau der Reinigungsanlage fällt aber auch in ein Jubiläumsjahr: Vor 75 Jahren wurde mit dem Bau des Kraftwerks begonnen. Die jährlichen 30 Millionen Kilowattstunden reichen aus, fast 8600 Privathaushalte mit durchschnittlich 2,7 Personen mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen. Die rund 14 900 Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld hätten rund eineinhalb Jahre elektrische Energie.
1939 ging die Zwei-Turbinen-Anlage mit jeweils einem Durchmesser von 4,7 Metern, einer Fallhöhe von 4,5 Meter Höhe und einer Nennleistung von 4,6 Megawatt in Betrieb. Vor elf Jahren wurde sie generalüberholt. Die Steuerung dieses Kraftwerks geschieht vom RMD-Pumpspeicherwerk in Langenprozelten aus. Seit Betriebsbeginn lieferte es rund 2,2 Milliarden Kilowattstunden Strom.