Bischbrunn und der Forst haben seit Jahrhunderten ein enges, inniges, oft auch gespanntes Verhältnis. Schon die erstmalige Benennung von "Bischofsborn"‘ im Försterweisthum von 1338 weist darauf hin. Bischbrunn wird im Zusammenhang mit dem Forst erstmals urkundlich erwähnt. Es ist praktisch die "Geburtsurkunde" der Gemeinde, denn ältere Urkunden und Dokumente waren bisher nicht auffindbar. Über das Spannungsverhältnis des Forsts und der Gemeinde haben wir im Zusammenhang mit den "Forstrechten" berichtet.
Heute wollen wir uns mit einigen herausragenden Persönlichkeiten der Bischbrunner Forstgeschichte beschäftigen. Sie sind oft noch nach Jahrhunderten in der Erinnerung verwurzelt. Einer der namhaftesten Forstamtsleiter der "jüngeren" Zeit, war der Geheime Forstrat Hans Reder. Der am 12. Juli 1878 in Schöllkrippen im Spessart geborene Reder leitete das Bischbrunner Forstamt von 1923 bis 1945. Er starb am 4. Dezember 1961 in Kredenbach, wo er seinen Ruhestand verbrachte.
Weg nach Forstmann benannt
Seine letzte Ruhe fand er auf dem Bischbrunner Friedhof. Noch heute pflegen einige Frauen ehrenamtlich sein Grab. Für seine Verdienste wurde Reder zum Ehrenbürger der Gemeinde Bischbrunn ernannt. Bei den "Heimat- und Wanderfreunden" im Spessartbund Oberndorf-Bischbrunn war er Ehrenmitglied. Nach ihm wurde auch der "Geheimrat-Reder-Weg" benannt, der von Bischbrunn zum Geiersberg führt.
Reder war in der Zeit der NS-Diktatur Forstmeister in Bischbrunn. Die Not im Spessart war damals sehr groß, so dass viele Bürger nach Übersee auswanderten – oder auch in den Wäldern wilderten. Den außergewöhnlichen Titel "Geheimrat" erhielt er für und während seiner Tätigkeit als Gouverneur in Kamerun während der Kaiserzeit. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg, dem Ende der Kaiser- und Kolonialzeit in Afrika, kehrte Reder nach Deutschland zurück. Forstmeister oder Forstamtsleiter in Bischbrunn wurde er 1923 nach einer gewissen Zeit der "Resozialisierung".
Zwangsumsiedlungen geplant
In den Spessartgemeinden herrschte große Hungersnot. Um diese Not einigermaßen zu lindern, entstand der nach dem mainfränkischen NS-Gauleiter benannte "Hellmuth-Plan": Dieser sah für Spessart und Rhön – auch gegen den Willen der Bewohner - vor: 1. Absiedlung nach anderen (Ost-)Gebieten; 2. Erschließung des Spessarts durch Verkehr; 3. Hebung des Kleinbauerntums; 4. Fremdenverkehr; 5. Waldrodungen, wo der Boden es zulässt, und Gründung von Erbpachthöfen; 6. Flurbereinigung durch Zusammenlegung der zerstreuten Besitze.

48 Hektar Wald gerodet
Forstmeister Reder ging daran, diese "Pläne zur wirtschaftlichen Hebung des Spessarts" zu realisieren: Der Wald westlich der heutigen Kreisstraße, die Bischbrunn mit der Staatsstraße 2312 (früher B 8) bei der Straßlücke verbindet, wurde bis zur heutigen Waldgrenze Richtung Aschaffenburg gerodet. Eigentlich sollte die Fläche bis zum Forsthaus "Thorhaus Aurora" noch vergrößert werden. Aber der Beginn des 2. Weltkrieges stoppte die weiteren Planungen und deren Ausführungen.
Das in Bischbrunn gerodete Waldstück trägt die Bezeichnung "Neuland", beträgt 48 Hektar und wird seither als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Reder steht unter anderem deshalb auch heute noch vor allem bei der älteren Bevölkerung hoch in Ehren. Bei der "Entnazifizierung" nach dem Krieg sprachen sich Gemeinde und weite Bevölkerungskreise für Reder aus, der dadurch rehabiliert wurde. Er wurde sogar zum Ehrenbürger ernannt.

Mantel-Buche im Bischbrunner Forst
Ein weiterer Forstmeister, der Bischbrunner Ehrenbürger wurde, war Wilhelm Mantel. Er wurde am 13. Juni 1837 in Breitenbrunn im Spessart geboren. Er wirkte 36 Jahre lang am Forstamt Bischbrunn und wurde am 7. November 1909 für seine "Verdienste zum Wohle der Gemeinde" zum Ehrenbürger ernannt. Mit 73 Jahren ging er in Ruhestand, den er in München verbrachte. Dort verstarb er am 12.12.1912. Dies ist auch der Todestag von Prinzregent Luitpold, der gute Beziehungen zum Spessart pflegte. Mantel wurde in München beerdigt. Die Mantel-Buche im Bischbrunner Forst erinnert an seine segensreiche Tätigkeit. (Quelle: Ulrich Mergner "100 Jahre Forstamt Marktheidenfeld")

Den Erzwilderer erschossen
Sicher einer der bekanntesten Forstamtsleiter ist der Kurmainzer Forstmeister Johann aus der Sator-Familie. Die Sator waren über 100 Jahre lang verantwortlich für den Bischbrunner Forst zuständig. Er hat am 3. Juni 1773 im Wald im Kropfbachtal in der Nähe der Kartause Grünau den berühmten "Erzwilderer" Johann Adam Hasenstab mit einer "silbernen Kugel" erschossen.
Die meisten Quellen weisen Sator als Bischbrunner Förster aus, einige auch als Altenbucher Forstmann. Zahlreiche Sagen beschäftigen sich mit diesem Sator, dessen Geist angeblich im Bischbrunner Forstamt "umgeht". Bis zur Verbreiterung der Autobahn vor wenigen Jahren erinnerte die "Sator"-Eiche" an Andreas Carolus Sator, geboren 4. April 1770. Er war der letzte der Sator-Förster, die über 100 Jahre den Bischbrunner Forst gestalteten.

Ein Bild und seine GeschichteEtwa ein Jahr vor seinem Tod besuchte eine Abordnung der Heimat- und Wanderfreunde Oberndorf-Bischbrunn im Spessartbund sein Ehrenmitglied Hans Reder an dessen Altersruhesitz in Kredenbach. Sie bestand aus dem Vorsitzenden Peter Albert, seinem damaligen Stellvertreter und heutigen Ehrenvorsitzenden Waldemar Engelhardt sowie dem Vorstandsmitglied Reinhold Abt. Dabei überreichte Reder neben einem prächtigen Hirschgeweih auch die Originalschrift des Liedes "Mein grüner Hut". Dieser Anlass wurde in einem Bild festgehalten, das seinen Ehrenplatz über dem Stammtisch des Spessartbund-Vereinsheimes gefunden hat.