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BURGSINN: Der Bayerische Hof hat zu – vorübergehend oder für immer?

BURGSINN

Der Bayerische Hof hat zu – vorübergehend oder für immer?

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    „Bier und mehr . . .” gab es viele Jahrzehnte im Bayerischen Hof in Burgsinn – von der gutbürgerlichen Küche bis hin zum XXL-Schnitzel. Unvergessen bleibt der singende Gastwirt, Hermann Interwies, der das Gasthaus bis zum Jahr 2000 führte.
    „Bier und mehr . . .” gab es viele Jahrzehnte im Bayerischen Hof in Burgsinn – von der gutbürgerlichen Küche bis hin zum XXL-Schnitzel. Unvergessen bleibt der singende Gastwirt, Hermann Interwies, der das Gasthaus bis zum Jahr 2000 führte. Foto: Foto: Roland Bauernschubert

    Das ist ihm definitiv nicht leicht gefallen: Was Peter Interwies am 31. Januar hinter sich abgesperrt hat, war schließlich nicht nur sein ehemaliger Arbeitsplatz und seine Kneipe. Es ist auch sein Elternhaus. Nach vier Generationen in Familienhand hat er den „Bayerischen Hof“ geschlossen.

    Für immer? „Es wäre für mich von großer Bedeutung, wenn sich jemand fände, der das Gasthaus in traditionellem Sinne weiterführen würde“, sagt Interwies. Aber für ihn hat sich der Betrieb des Wirtshauses in der Kirchstraße nicht mehr rentiert. Das ist einer der Gründe für die Schließung.

    Nachwuchs ist unterwegs

    Hinzu kommt, dass er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Nadja Heilinger Nachwuchs erwartet. Ein angenehmes Familienleben scheint aber unter den Umständen, unter denen der Gastwirt lange Zeit all seine Zeit und Energie in den Fortbestand des Bayerischen Hofes investiert hat, kaum denkbar.

    Von außen deutet nichts darauf hin, dass das Burgsinner Traditionsgasthaus – es soll auf eine mehr als 120-jährige Geschichte zurückblicken – geschlossen ist. Die Werbetafel an der Hauptstraße weist noch den Weg dorthin, im Schaukasten hängt noch eine Speisenkarte. Einzig ein lapidarer DIN-A-4-Zettel an der Eingangstür verrät: „Das Gasthaus ist ab dem 1. Februar 2018 geschlossen.“

    Von der Biergaststätte zum Gasthof mit Fremdenzimmern

    Von einer kleinen Biergaststätte haben die Eltern von Peter Interwies, Hermann und Gisela, das Haus in den 1960er Jahren zu einem Gasthof mit Fremdenzimmern ausgebaut. Damit trafen sie den damaligen Zeitgeist, denn viele Touristen reisten seinerzeit zum Urlaub in den Sinngrund. Dort fanden sie nicht nur eine gutbürgerliche Küche und einladende Zimmer vor, sondern auch den „singenden Gastwirt“ Hermann Interwies.

    Was lag für den heute 45-jährigen Peter Interwies näher, als in die Fußstapfen des Vaters zu treten? So lernte er von 1989 bis 1991 im Gut Dürrnhof in Rieneck das Kochhandwerk. Danach kam er viel herum, wie er sagt, und lernte Küchen in Gastronomiebetrieben, Kliniken und Unternehmenskantinen kennen.

    Zeitweise verpachtet

    Im Jahr 2000 erbte er den elterlichen Gasthof. Er verpachtete ihn, führte ihn zwischenzeitlich selbst und verpachtete ihn erneut. 2008 fiel Interwies damit dann auf die Nase. Der damalige Pächter schmiss über Nacht hin und verschwand – „natürlich ohne seine Pacht zu bezahlen“, ärgert sich Peter Interwies noch heute.

    Also musste er – zu diesem Zeitpunkt in guter Anstellung als Küchenleiter einer großen Kantine in Frankfurt – eine Entscheidung treffen. Die fiel zugunsten des Bayerischen Hofes aus und Interwies kündigte seine Stelle, um den Familienbetrieb wieder in die eigene Hand zu nehmen. Und wie sein Vater traf er den Zeitgeist. Es war die Zeit der XXL-Lokale und so wurde der Bayerische Hof zum „XXL-Peter“.

    Die Phase der Riesenportionen ist vorbei

    Riesenportionen zu günstigen Preisen lockten viele Gäste ins Haus, erinnert sich Interwies, „das war ein absoluter Hype.“ Doch nach rund vier Jahren flachte die Begeisterung für Steaks, Schnitzel und Burger in Übergröße bei den Gästen spürbar ab. Auf die Dauer war „XXL“ dem Image seines Lokals eher abträglich, stellt Interwies zurückblickend selbstkritisch fest. „Dass wir immer auch eine abwechslungsreiche, gute, ganz normale Speisenkarte zu bieten hatten, wurde von den Leuten gar nicht mehr wahrgenommen“, bedauert der Gastwirt. Die Befürchtung, dass man die Portionen im Bayerischen Hof „gar nicht packen könne“, sei nicht mehr aus der Welt zu schaffen gewesen.

    Der allgemeine Rückgang der Wirtshauskultur tat sein Übriges. Trotz der Investitionen in die Modernisierung des Hauses 2015 und trotz Werbung blieben die Besucherzahlen auf zu niedrigem Niveau. Zwischen 2013 und 2017 half dem Bayerischen Hof noch die Tatsache über die Runden, dass in seinen Zimmern zehn Asylbewerber untergebracht waren. Doch mit deren Verlegung war auch diese Einnahmequelle versiegt und der rentable Betrieb des Hauses endgültig vorbei.

    Hoffnung auf einen geeigneten Nachfolger

    „Es gibt Interessenten für den Bayerischen Hof“, sagt Interwies – hoffend, dass ein anderer Gastronom das Potenzial des Hauses besser nutzen kann. Doch er selbst freut sich nun erst einmal auf ruhigere, familienfreundliche Zeiten.

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