Vor allem wenn Fahrtbetrieb auf den Strecken ist, zieht die Modellbahnausstellung im Franck-Haus derzeit viele junge und auch ältere Gäste ins Kulturzentrum der Stadt Marktheidenfeld. Die Mitglieder des Clubs der Modelleisenbahner Würzburg beantworten an den Sonntagen gerne Fragen über ihr Hobby.
Der 29-jährige Student der Elektrotechnik Alexander Schmitt ist im Verein für Technik zuständig und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Was in Marktheidenfeld gezeigt wird, sei vor allem Vereinseigentum. Die Anlagen seien sonst eingelagert, denn das Würzburger Vereinsheim ziert eine fest installierte Großanlage. Im Club sind etwa 15 der 40 Mitglieder aktiv. Die Arbeit und das Vereinsheim werden über Mitgliedsbeiträge finanziert. Hinzu kommen Privatspenden und Erlöse aus den Ausstellungen, die regelmäßig im Raum Unterfranken gestaltet werden.
Schmitt hat schon als Kind zum Hobby Modelleisenbahn gefunden, sein Großvater wies ihm den Weg. Rund 15 Wochenstunden verbringt er bei seiner Freizeitbeschäftigung. Ihn treiben ein gewisser Idealismus und die Technikbegeisterung an. Vor allem elektronische Probleme sind sein Metier und die wachsende Miniaturisierung begeistert ihn. Seine Aufgabe sieht er darin, die vielen technischen Möglichkeiten im Fahrtbetrieb der Anlagen beherrschbar zu machen. Die Digitalisierung ist schon seit Mitte der 80er Jahre ein wichtiges Thema. Inzwischen gibt es ausgereifte Systeme, auch für Sonderfunktionen wie Geräusche, Rauch für Dampflokomotiven oder bewegliche Stromabnehmer für Elektroloks. Vieles könne man selbst basteln. Als Bespiel weist Schmitt auf ein Feuerwehr-Diorama in der Ausstellung hin. Mit einer Vielzahl kleinster Leuchtdioden wird ein nächtliches Einsatz-Szenario perfekt nachgestellt.
Der Club möchte das Hobby Modelleisenbahn vom Vorurteil des Spielzeugs für Kind gebliebene Erwachsene lösen. Welcher Akademiker bekenne sich schon öffentlich zu einem als kindisch geltendem Hobby, fragt der Würzburger, der kurz vor seinem Studienabschluss steht. Deshalb zeige man öffentlich Ausstellungen und suche den Austausch.
Das Hobby Modelleisenbahn sei seit einigen Jahren eher rückläufig, aber gerade die Computertechnologie zur Programmierung der Anlagen habe einen neuen Interessentenkreis erschlossen. Und eines hat es vor Jahren noch nicht gegeben: Heute kämen Menschen beispielsweise von einem Aufenthalt in Hamburg zurück und erzählten stolz vom Besuch im dortigen Miniatur-Wunderland.
Dass sie so etwas wie die Exotin im Club sei, bestätigt die Elektrikerin Uschi Dambach, aber sie sei es auch beruflich gewohnt, einzige Frau unter Männern zu sein. Zu ihrem Hobby ist sie über ihren Sohn gekommen, den sie öfter ins Vereinsheim begleitete. Gefragt sei sie vor allem bei kreativen Fragen und stolz weist sie auf eine Miniatur-Graffitiwand auf einer Modellanlage hin. Man traue ihr im Club etwas zu und sie könne viele ihrer Einfälle verwirklichen.
Mit 14 Jahren zählt der Schüler Tim Kornberger zu den Vereinsmitgliedern. Ihn faszinieren die Detailtreue und Vielfalt der Lokomotiven und Waggons. Am meisten macht ihm das Fahren selbst Spaß. Langweilig werde das nicht, da man beim Rangieren die Weichen immer wieder neu stellen könne. Vergnügen hat ihm die Arbeit mit anderen Jugendlichen beim Aufbau der historisch orientierten Kompaktanlage „Lammburg“ bereitet. Den gewaltigen Sandstein-Bergrücken aus Drahtgitter und Gips aufzubauen, sei eine besondere Herausforderung gewesen.
Zu den Modellbausenioren zählt der Rentner Berthold Deimling, der als Techniker früher mit Druckmaschinen zu tun hatte. Seine erste mechanische Spielzeugeisenbahn hielt er mit sechs Jahren in den Händen. Lange habe diese nicht überlebt. Zu groß sei sein Forscherdrang gewesen, um zu erkunden, wie die Dinge wirklich funktionierten. An seinem Hobby schätzt er besonders, dass es junge und alte Menschen über Generationen hinweg zusammenführen kann. Der Club müsse sich aber seit einigen Jahren durchaus gezielt um Nachwuchs kümmern: „Wir wollen den Bazillus Modelleisenbahn weitertragen!“
Als ein neues Spezialgebiet hat Deimling Miniaturkraftfahrzeuge für sich entdeckt. Diese kann er mit einer Magnet-Steuerung im Straßengrund wie von Geisterhand durch die Landschaften fahren lassen. Eines betont der Modellbau-Senior am Ende des Gesprächs besonders: Sein anspruchsvolles Hobby hat ihn im Ruhestand immer wieder geistig gefordert. Sein gutes Auge und seine ruhigen Hände hat er sich dabei bewahren können.
Faszination Modelleisenbahn
Die Ausstellung „Faszination Modelleisenbahn“ des Clubs der Modelleisenbahner Würzburg ist noch bis zum 13. Oktober im rückwärtigen Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Zu sehen sind mehrere Modellbau-Dioramen und die beiden Kompakt-Modellbahnstrecken „Groß-Enningen“ (Spur H0, 1:87) und „Lammburg“ (um 1910 - Historische Epoche I3, Spur-N, 1:160) sowie die große Modul-Anlage „Hauptbahn in fränkischer Landschaft“ (Spur N, 1:160).
Der Fahrbetrieb findet auf allen Strecken noch am Feiertag, 3. Oktober, und an den beiden folgenden Sonntagen, 6. und 13. Oktober, statt.
Info im Internet: www.marktheidenfeld.de und www.modelleisenbahner-wuerzburg.de