Dabei geht es Drehbuchautor Bernd Lange und Regisseur Hans Christian Schmid um alles andere als das Spektakel einer Teufelsaustreibung. Requiem verbindet mit der Teufelsaustreibung nicht mehr als die gemeinsame Basis: Der authentische "Fall Anneliese Michel", einer kirchlich genehmigten Teufelsaustreibung im unterfränkischen Klingenberg am Main, sorgte für eine der großen Skandalgeschichten der 70er Jahre. Doch Schmid zeigt Bilder der Hilflosigkeit. Niemand will Böses, alle sind überfordert, keiner kann mit der eigenen Besessenheit und der des anderen umgehen.
Was Schmid an seiner Hauptfigur interessiert, ist der Wahn, der aus der gesellschaftlichen Norm fällt - eine Grenzüberschreitung, die er schon an Hand der Gestalt des Computerhackers Karl Koch in seinem Film "23" (1998) höchst eindringlich erzählt hat.
Wie für das Verschwörungsdrama "23" mit August Diehl entdeckten Schmid und seine Casting-Agentin Simone Bär für "Requiem" ein neues Schauspieltalent: Sandra Hüller. Die in Basel engagierte 27-jährige Theaterschauspielerin erhielt prompt den Silbernen Bären, während Schmid sich mit dem internationalen Filmkritiker-Preis zufrieden geben musste.
"Requiem" ist keine Messe für eine in den Himmel fahrende Seele, sondern ein Trauerspiel für eine bigotte bürgerliche Provinzfamilie.