Wenn Michael von Künstlern dargestellt wird, dann als geflügelter Engel und Anführer der himmlischen Heerscharen mit (flammendem) Schwert und Waage, um die Seelen zu wiegen, Gut von Böse zu trennen und so über Paradies und Verdammnis zu entscheiden – oder mit Helm, in Rüstung, mit einer Lanze oder einem Schwert Satan in Gestalt eines Drachens, eines Ungeheuers durchbohrend, besiegend. Hält er einen Schild, steht darauf oft „Quis ut Deus“ – „Wer ist wie Gott?“ – eine Übersetzung seines jüdisch-hebräischen Namens Mikael. Nebenbei: Michael spielt nicht nur in der jüdischen und christlichen Glaubenstradition eine wichtige Rolle, sondern auch in der islamischen.
Michael war der Schutzherr des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Er ist Patron zahlreicher Kirchen und Kapellen. Zu den bekanntesten gehören sicher die Kirche des Klosters Mont St. Michel in der Normandie, in Deutschland der Hamburger „Michel“ und die Jesuitenkirche in der Münchener Fußgängerzone. Michael ist aber zum Beispiel auch Patron der Pfarrkirchen von Holzkirchen und von Burgsinn, der Stadtpfarrkirche in Lohr und der Kirche in Zimmern.
Spuren des Heiligen
Wer aufmerksam durch die katholisch geprägten Gemeinden unserer Gegend geht oder fährt, wird den Heiligen Michael zudem auf Bildstöcken, als Freifigur oder Relief über Hauseingängen und auf Schlusssteinen von Torbogen entdecken. Wir möchten Sie deswegen zu einem Streifzug durch Marktheidenfeld und dessen Umgebung bis nach Neubrunn auf den Spuren es Heiligen Michael einladen. Eine Auswahl an Michaels-Darstellungen haben wir zusammengestellt – wie gesagt, nur eine Auswahl. Aber schauen Sie doch bei ihrem nächsten Gang, bei ihrer nächsten Tour etwas genauer hin, wenn sie an einem Bildstock, an einem in eine Wand eingelassenen Relief oder einem von Künstlerhand gestalteten Schlussstein vorbeikommen!
Beispiel Zimmern: Sankt Michael, der Patron der Kirche von Zimmern, steht auf Satan und hält diesen mit seinem Flammenschwert nieder. Die Mitte des letzten Jahrhunderts entstandene Plastik befindet sich an Stelle des früheren rechten Seitenaltars.
Ein farblich gefasstes Relief, das den Erzengel Michael darstellt, ist über der Fußgängerpforte des Anwesens Untertorstraße 14 in Marktheidenfeld eingelassen. In der linken Hand hält er die Seelenwaage, mit der rechten Hand hebt er sein Flammenschwert. Unter der Figur des Engels rühmt ein Schriftband: „S. Michael dhut streiden und kömpfen die Feind zu dempfen 1729.“
Schwert zum Schlag bereit
In Hafenlohr ist nicht nur über dem Hauptportal der Pfarrkirche St. Jakobus in einer Nische eine Plastik des Erzengels Michael aufgestellt, gegenüber befindet sich an der Mauer auch ein Bildstock aus rotem Sandstein, der ihn zeigt. Michael hält hier in der rechten Hand das zum Schlag bereite Schwert und in der linken Hand den Schild mit einer Waage. Er steht auf einem Ungeheuer, das das Böse verkörpert. Die Inschrift am Sockel lautet: „Veritas est lux et virtus“ – Wahrheit ist Licht und Stärke. Errichtet worden ist der Bildstock im 20. Jahrhundert.
Der Bildstock in der Lengfurter Friedrich-Kirchhoff-Straße zeigt eine Freifigur des Heiligen Michael. Dieser hält die Lanze zum Stoß bereit und steht auf dem besiegten Teufel. Bildhauermeister Heinz Eschenbacher aus Marktheidenfeld hat in den 1980er Jahren den Bildstock aus heimischem Sandstein, der stark verwittert war, neu gefertigt. Die Inschrift besagt: „Anno 1749 Gott zu Ehren hat Mich. Zorn dies Bild aufrichten lassen.“
1701 haben Michael und Anna Huller den Bildstock gestiftet, der sich am Julius-Echter-Platz in Homburg finden lässt. Eingerahmt von drei Puttenköpfen und Akanthus triumphiert der Erzengel Michael über den Teufel. Dieser scheint sich gegen den Stoß der Lanze, die in einem Kreuz abschließt, wehren zu wollen, indem er sie mit beiden Händen umklammert.
Mäßige Rechtschreibkenntnisse
Am Hagweg in Neubrunn steht seit mehr als 300 Jahren das sogenannte Michelsbild. Der Erzengel Michael hält in seiner rechten Hand ein Flammenschwert, in seiner linken Hand die Seelenwaage. „M. Menig had tises Bilt lasen aufrigden God zu Ern“ im Jahr 1693. Nachgewiesen sind in den Pfarrmatrikeln die Eheleute Michael und Margarete Menig. Dass die Steinbildhauer damals oft nur mäßige Kenntnisse einer Rechtschreibung und zudem mit manchen Buchstaben Probleme hatten, macht auch die Inschrift dieses Bildstocks deutlich. Aber darauf kam es ja nicht an.
Wir kehren zurück nach Marktheidenfeld. Dort steht über der Hofeinfahrt eines Anwesens in der Schenkgasse eine weitere Freifigur des Erzengels Michael, aus grauem Sandstein gearbeitet, die Waage in der rechten Hand, das Schwert in der linken.