Das Filmforum der vhs zeigt am Donnerstag, 13., und Montag, 17. September, in den Movie-Lichtspielen „Das Haus auf Korsika“.
Gibt es ein Leben vor dem Tod? Dieser Frage widmet sich der belgische Regisseur Pierre Duculot in seinem Langfilmdebüt über eine Dreißigjährige, die noch einmal das Ruder herumreißen möchte. Die Handlung führt zunächst in die belgische Bergarbeiterstadt Charleroi und dort ist zweifellos der Hund begraben: keine Kultur, allerorts öde Routine und trotz abgeschlossenem Kunststudiums so gut wie keine Chancen für Christina, die mehr schlecht als recht und irgendwie auch nicht ganz legal in der Pizzeria des Vaters ihres Lebensgefährten Marco jobbt.
Als ihre Oma stirbt, vermacht sie Christina ein Haus auf Korsika, von dem weder Christina noch ihre Familie etwas wussten. Gegen Marcos Widerstand und den ihrer Familie beschließt Christina, sich das Erbe anzusehen. Zunächst ist sie enttäuscht über das verwilderte Anwesen, welches in einem winzigen Bergdorf liegt. Doch Christina findet Kontakt zu den wenigen Einwohnern, entdeckt dabei die unbekannte Seite ihrer Familiengeschichte und bald hat sie einen Entschluss gefasst, der ihre Familie und Freunde schockiert: Entgegen allen Zweifeln, Bedenken und Risiken wird sie das Haus behalten und die Chance ergreifen, ihr Leben, in dem sie gerade feststeckt, zu ändern. Einfach und bequem wird dieser Weg nicht sein.
Ob sie ihr Ziel erreicht, lässt der Regisseur offen und kommentiert: „Etwas zu verpatzen ist nicht schlimm, aber es nie versucht zu haben, ist schrecklich.“
Pierre Duculot ist ein melancholischer Beziehungsfilm gelungen, der das zwischenmenschliche Miteinander mit Verzicht auf überbordende Dramatik feinfühlig ausleuchtet und von der Sehnsucht erzählt, den alltäglichen Zwängen zu entkommen, um ein Stück näher bei sich selbst zu sein – ohne die zu verlieren, die einem nahe stehen.
So sehr sein Film auch durch die Inszenierung der stummen Magie der Natur schwelgt, so wenig verhehlt der Regisseur, wie mühsam das Leben weit ab von den touristischen Zentren ist. Gerade weil er das in eine gewollt spröde Bildsprache gekleidete, sich schnörkellos entwickelnde Geschehen nicht forciert, entfaltet seine meditativ anmutende Zurück-zur-Natur-Geschichte über weite Strecken einen eigentümlich-atmosphärischen Sog, der kleinere Unebenheiten der Inszenierung vergessen lässt.
Mit subtiler Mimik und Gestik verkörpert Christelle Cornil authentisch die Hauptfigur Christina, die trotz ihrer harten Lebenssituation und gegen alle Widerstände versucht, ihren Träumen zu folgen. Begleitet wird Christinas Weg zu sich selbst von einem Ensemble aus Profis wie Francois Vincentelli und begabten Laienschauspielern.
Nächste Woche läuft im Filmforum der vhs „Die Farbe des Ozeans“.