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OBERSINN: Der letzte Obersinner Schäfer geht

OBERSINN

Der letzte Obersinner Schäfer geht

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    Vergangenheit: Der Wanderschäfer Arnold Herbert und seine Herde werden künftig nicht mehr auf den Obersinner Fluren zu sehen sein. Das Bild zeigt seine frühere Herde mit Schäferhündin Zitta vor der Silhouette Obersinns.Jürgen Gabel
    Vergangenheit: Der Wanderschäfer Arnold Herbert und seine Herde werden künftig nicht mehr auf den Obersinner Fluren zu sehen sein. Das Bild zeigt seine frühere Herde mit Schäferhündin Zitta vor der Silhouette Obersinns.Jürgen Gabel Foto: Foto:

    Mit Wehmut betrachtete Arnold Herbert den Abtransport der letzten zehn Tiere seiner ehemals 300 Schafe zählenden Herde. Nach 35 Jahren als Wanderschäfer in und um Obersinn gibt der letzte seiner Art im Sinngrund die Schafhaltung auf.

    Bereits Herberts Großvater befasste sich mit der Schafzucht und nutzte die auf seinem Hof liegenden Hüterecht im Wald. Diese wurden aber 1939 beim Bau der Wasserleitung in der Gemeinde Obersinn abgelöst. Arnold Herbert bemerkte bald, dass er weniger der Milchkuhhaltung zugeneigt war: „Ich wollte lieber Schäfer werden.“ 1976 begann er mit der Schafzucht und ein Onkel schenkte ihm die erste eigene Herde mit 30 Tieren.

    Diese vergrößerte Herbert im Laufe der Jahre ständig durch eigene Nachzucht. „Um Inzucht zu vermeiden, musste alle zwei Jahre der Bock ausgetauscht werden“, erklärt der 69-jährige Züchter. Ende der 1980er Jahre erreichte Herbert mit 300 Tieren die Hochphase seiner Wanderschäferei. Mit seiner Herde zog er das ganze Jahr über auf eigenen Flächen wie auf Pachtflächen rund um Obersinn, sorgte mit den „Natur-Rasenmähern für einen ordentlichen Grasschnitt“ und genoss die Entspannung abseits der hektischen Welt. „Mit Spaß habe ich die Schafzucht betrieben und verdiente damit meinen Lebensunterhalt“, erzählt er.

    Durch Eis und Schnee

    Gerne erinnert sich Herbert an die Kinder aus dem Obersinner Kindergarten, die ihn öfter besuchten und begeistert die Lämmer streichelten. Oft kam ein Lamm auf der Weide zur Welt. Er denkt oft daran zurück und fühlte sich als Lebensretter: „Bei Schnee und eisiger Kälte trug ich einmal ein neugeborenes Lamm kilometerweit nach Hause, in den warmen Stall.“

    Während er am Anfang seiner Schäferkarriere noch die Rasse der Merinoschafe bevorzugte, entschied er sich im Laufe der Jahre für die Fleischschafrasse Suffolk. Diese Tiere sind für die Fleischproduktion besser geeignet. Und über feste Händler war der Absatz gewährleistet, berichtet Arnold Herbert. Ein Großereignis war die jährliche Schafschur. Gerade in den 1990er Jahren war der Wollepreis recht hoch und Schäferei mit Fleisch- und Wollerzeugung war noch lohnend. Zurzeit jedoch könne man nur noch ein Sechstel des damaligen Wollpreises erzielen.

    Rentabel sei die Schäferei heute erst ab einer Herdengröße mit mindestens 500 Tieren, rechnet der 69-Jährige vor. Dennoch habe er lange mit sich gerungen, ob er die Schafzucht und damit die Arbeit in der frischen Luft aufgeben soll. Den Ausschlag gaben schließlich Alter und Gesundheit: Der ständige Aufenthalt bei Wind und Wetter in der Natur fordert seinen Tribut. Die Arbeit mit dem Winterfutter, Heumachen sowie der Anbau von Rüben und Getreide haben an seinen Kräften gezehrt. „Ich stand halt immer alleine da“, sagt der Schäfer.

    An Interessenten verkauft

    Zug um Zug hat Arnold Herbert seine Schafe an private Interessenten aus ganz Deutschland verkauft. Immer wieder gab es ihm beim Abtransport einen Stich ins Herz. Als nun die letzten Tiere in den Transporter verladen wurden, kamen ihm fast die Tränen. Arnold Herbert wird jedoch der Landwirtschaft treu bleiben. Sein Sohn Stephan hat sich nebenberuflich der Rinderzucht verschrieben und züchtet weniger arbeitsintensive schottische Hochlandrinder. Diese weiden das ganze Jahr über auf den eigenen und gepachteten Flächen. Und der ehemalige Schäfer Arnold hilft dem Sohn gerne bei der Rinderzucht.

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