Mit einer kleinen Gedenkfeier erinnerten Gemeinde und Geschichtsverein Weibersbrunn am Montag am „Geierskopf“ an den Tod von zwei Fliegern, die dort auf den Tag genau vor 72 Jahren ums Leben kamen. Oberhalb der damaligen Absturzstelle in der Abteilung „Karlsbuch“, die mit zwei brennenden Fackeln markiert war, wurde ein Gedenkstein errichtet. Pastoralreferent Alexander Wolf (Marktheidenfeld) sprach geistliche Worte und segnete den Gedenkstein.
Bürgermeister Walter Schreck erinnerte ebenso wie Vorsitzender Christian Schreck vom Geschichtsverein Weibersbrunn an die schreckliche Zeit vor über 70 Jahren. Damals sei ein „sinnloser und grausamer Krieg“ geführt worden. Heute könnten sich die Menschen über mehr als sieben Jahrzehnte Frieden freuen – und dennoch wüssten dies manche oft nicht zu schätzen.
Kurt Schüll aus Marktheidenfeld hatte in unermüdlicher Kleinarbeit die Vorgänge vom 4. Juli 1944 recherchiert. Durch seine Arbeit sei ein Kapitel der Weibersbrunner Geschichte aufgearbeitet worden und bleibe nun der Nachwelt erhalten, dankte Bürgermeister Schreck dem Heimatforscher.
Bei der Feierstunde war auch ein Zeitzeuge des Absturzes dabei, der damals in der Nähe mit Holzarbeiten beschäftigt war. Zwei Bundeswehrsoldaten der Reserve aus Weibersbrunn nahmen ebenso teil wie ein Trompeten-Duo, das zum Gedenken an die verunglückten Soldaten den „Guten Kameraden“ spielte.
Absturzursache bleibt unklar

Bei dem Flugzeugabsturz im Jahr 1944 geriet eine große Waldfläche in Brand. Zwei 24 und 28 Jahre alte Insassen der Maschine, einer Ju 88, starben, ein weiteres Besatzungsmitglied konnte sich mit dem Fallschirm retten und landete unversehrt am Boden. Zeitzeugen erinnern sich daran, vom Bewachungspersonal gehört zu haben, dass der Abgesprungene erschossen worden sei.
In der Verlustmeldeliste der Wehrmacht steht, dass der Pilot wegen schlechten Wetters unter den Wolken fliegen wollte und dabei verunglückte. In einem anderen Dokument der Wehrmacht, so hatte Schüll recherchiert, ist von einem Bedienungsfehler die Rede. Nach den Recherchen Schülls hatte der Pilot Zivilkleidung an. Er war auf dem Weg von München nach Ostpreußen, um seine aus München stammende Braut zu heiraten. Die Hochzeitsgäste waren für den 5. Juli geladen. Am Unglücksort fand man am nächsten Tage einen braun-lackierten Halbschuh.
Er gehörte dem Oberleutnant. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es ein Lehr- oder Übungsflug. Vielleicht, so mutmaßt Schüll, hat auch verbotenerweise ein anderes Besatzungsmitglied die Maschine geflogen. Warum es zum Absturz kam, wird wohl nie ganz geklärt werden können.
Kurt Schüll hat eine ausführliche Dokumentation erarbeitet, die er der Gemeinde Weibersbrunn zur Verfügung stellte. Während und nach der Feier stellte Schüll seine umfangreichen Sammlerstücke aus, die er am Unglücksort gefunden hat.
Die vollständige Inschrift auf der Gedenktafel des Steins lautet: „Am 4. Juli 1944 stürzte aus ungeklärter Ursache unterhalb dieser Stelle eine Ju 88 brennend in den Wald. Wir gedenken der Toten Oberleutnant Helmut Venzke und Unteroffizier Josef Fasch. Ihr Tod ist uns Mahnung. Heimat- und Geschichtsverein Weibersbrunn und August Hefter/Kurt Schüll“.