Weltweit können sich Internetnutzer von Schülern des Marktheidenfelder Balthasar-Neumann-Gymnasiums erklären lassen, wie Farbstoffe funktionieren und was Nachweisreaktionen von Aldehyden sind. Diese Themen der Chemie haben die Schüler erarbeitet, aufbereitet und auf die Videoplattform Youtube gestellt – auf dem neuen Kanal des Gymnasiums.
Die grundsätzliche Idee dazu hatte Chemielehrer Dr. Eduard Liebler. „Ich habe schon in den vergangenen Jahren Videos von Experimenten gemacht, diese auf meinem privaten Youtube-Kanal veröffentlicht und sie im Chemieunterricht gezeigt“, erklärt der 42-Jährige. Im vergangenen Schuljahr kam er auf den Gedanken, im Rahmen eines Projektseminars – kurz P-Seminar – solche Erklärvideos erstellen zu lassen.
Chemievideos auch von Nicht-Chemikern

14 Elftklässler belegten damals das P-Seminar mit dem Namen „Schlüsselprobleme der Chemie als Screencast“. Liebler hat aber beim Vorstellen des Projekts betont, dass auch Nicht-Chemiker gerne mitmachen dürfen. So kam auch Alicia Bürger in das P-Seminar. „Mich hat gereizt, wie dabei die Filme entstehen, wie die Produktion und Organisation abläuft“, sagt die heute 17-Jährige. Bürger kam dadurch in die Rolle der Projektleiterin. „Ich habe mir den Aufbau einiger Lernvideos auf Youtube angeschaut“, erklärt sie. Das besprach sie mit ihren Mitschülern des P-Seminars, die haben ihre Ideen beigesteuert und so kam das Konzept zustande.
Dankbares Seminar für den Lehrer

Nun wurden Aufgaben verteilt. Wer filmt, wer steht vor der Kamera und redet, wer führt die Experimente durch, wer schneidet die Videos? In vier Gruppen wurden dann die kurzen Erklärfilme produziert. Alicia Bürger koordinierte die Zeitpläne und organisierte alles Nötige. Die Schüler arbeiteten völlig selbstständig. „Das war ein sehr dankbares P-Seminar für mich“, lacht Eduard Liebler, „ich saß vor allem nur rum, bis zu dem Moment, wo meine Unterschrift gebraucht wurde.“ Beispielsweise Chemikalien für die Experimente zu besorgen, das fiel weiterhin in die Zuständigkeit des Lehrers.
Welche Inhalte in den Videos behandelt werden sollen, bestimmten die Schüler selbst. "Wir haben überlegt, wo wir aus eigener Erfahrung in Chemie Schwierigkeiten haben", sagt Bürger. Dann haben sie gemeinsam die Inhalte der dazu geschrieben, Eduard Liebler prüfte die Erklärungen aber noch auf ihre fachliche Richtigkeit.
Datenschutzerklärung erarbeitet
Um die Videos nachhaltig im Internet zu veröffentlichen, brauchte es aber einen eigenen Youtube-Kanal für das gesamte Gymnasium. „Daran haben wir lange gearbeitet, es gibt viele rechtliche Bestimmungen zu beachten für eine Schule“, erklärt Liebler. Gemeinsam mit dem Datenschutzbeauftragten der Schule erarbeiteten sie eine Datenschutzerklärung, in der die Schüler beziehungsweise deren Eltern sich damit einverstanden erklärten, dass beispielsweise keine Garantie besteht, diese Videos wieder löschen zu können.
Schultafeln als „Greenscreen“

Mit wenig Mitteln und viel Leidenschaft produzierten die Schüler die Erklärvideos. Kameras und Tontechnik stellten sie privat zur Verfügung. Für einen „Greenscreen“, einen grünen Hintergrund, in dem mit einem Programm hinterher digital Bilder und Texte eingeblendet werden, war kein Geld da. „Wir haben dann einfach die grünen Schultafeln als Hintergrund genutzt, das hat ganz gut funktioniert“, erklärt Alicia Bürger.
Youtube als Erinnerung an die Schulzeit
Die Videos sollen nun als Unterrichtmaterial für den Chemieunterricht dienen, nicht nur für die weltweiten an Chemie interessierten Youtube-Nutzer, sondern auch für die Schüler des BNG. Filme für den Bereich Physik werden in einem P-Seminar gerade produziert und Ideen für das Fach Deutsch gibt es für den Kanal auch schon. „Ich kann mir gut vorstellen, den Youtube-Kanal für solche Lernvideos der Schule zu nutzen, aber auch für Theatervorführungen“, sagt Liebler. Und Alicia Bürger findet es schön, dass man die Videos auch noch Jahre später der Familie und Freunden zeigen kann. Sie selbst hat vor, nach dem Abitur in diesem Jahr Betriebswirtschaft zu studieren.