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Die Dosis macht das Gift

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Die Dosis macht das Gift

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    ... (links) wusste bei seiner Führung durch die Frammersbacher Flur am Samstag allerhand
Wissenswertes rund um das Thema Kräuter zu berichten.
    ... (links) wusste bei seiner Führung durch die Frammersbacher Flur am Samstag allerhand Wissenswertes rund um das Thema Kräuter zu berichten. Foto: FOTOS (2) PETER GRÖBNER

    "Parsley, sage, rosemary and thyme" (Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian) heißt es im Refrain des englischen Liedes "Scarborough Fair". Es handelt sich aber wohl weniger um eine Aufzählung von Küchengewürzen als vielmehr um eine Liste von Abtreibungsmitteln. Verhütung, Abtreibung und Geburtserleichterung waren Hauptgebiete der mittelalterlichen Volksmedizin. Wahrscheinlich auch deshalb, weil vor allem Frauen mit der Kräuterkunde befasst waren.

    Die Männer zogen auf die Jagd oder in den Kampf. Auch für sie standen Mittel bereit, sie stillten das Blut oder linderten den Schmerz. Aber es waren hauptsächlich Frauenleiden, die zur Sprache kamen, als der Natur- und Landschaftsführer Herbert Kirsch mit über 30 Interessierten am Samstag von der Frammersbacher Kirche drei Stunden über den Heuberg zog, um Pflanzen für die Kräuterbüschel zu sammeln.

    Sah das Wetter am Vormittag nicht gerade viel versprechend aus, klarte es pünktlich zum Abmarsch um 14 Uhr auf, sogar die Sonne blinzelte durch. Beim vorgesehenen Ende nach zwei Stunden fielen die ersten Tropfen. Als Kirsch daraufhin erwähnte, er habe eigentlich für den ganzen Tag Schönwetter bestellt, besann sich der Himmel wieder etwas Besseren und die Schirme konnten geschlossen bleiben.

    Kirsch erklärte, die Pflanzen hätten zum Teil eine naturwissenschaftlich nachweisbare Wirkung, zum Teil seien sie noch nicht untersucht, manchmal sei auch nur der Glaube entscheidend.

    Bei vielen Pflanzen mache auch die Dosis das Gift. Der sogenannte Wurmfarn zum Beispiel befreie zwar von lästigen Parasiten, schädige aber auch die Leber und führe zu Krebs. Zwei Nebenwirkungen, die bei der geringeren Lebenserwartung im Mittelalter bei den meisten Menschen nicht mehr zum Tragen kamen. Kirsch vergaß auch nicht, auf Verwechslungsmöglichkeiten hinzuweisen: Borretsch und Fingerhut, Bärlauch und Maiglöckchen, nützliche Schirmblütler und Schierling haben schon so manchen in die Irre und in den Tod geführt.

    Eine zentrale Rolle in den zu Mariä Himmelfahrt geweihten Kräuterbüscheln nimmt neben der hoch aufragenden Königskerze das Johanniskraut ein. Auch Teufelsbanner oder Muttergottesbettstroh genannt, steht es "voll in der Sonne", beginnt mit der Sonnenwende zu blühen und hat laut Kirsch einen nachgewiesenen Wirkstoff, der die Lichtempfindlichkeit erhöht. Das helfe im Winter gegen Depression, erhöhe im Sommer aber die Sonnenbrandgefahr.

    Kräuter sind wie Blitzableiter

    Überhaupt spielt das Licht für die Kräuter eine große Rolle. Im Schatten der Fichtenkulturen können nur mehr Schafgarbe und Sauerampfer ihre Blütenpracht entfalten.

    Kirsch sagt, die Kräuterbüschel hätten früher den Menschen die Sicherheit verliehen, die wir heute von Blitzableitern und Versicherungen vermittelt bekommen. Als Beispiel führt er den Kfz-Schutzbrief an, der nicht wirklich schützt, nur die Folgen mildert, aber den Menschen ein Sicherheitsgefühl vermittelt, denn "wenn man Angst hat, hat man keine Chance".

    Wenn er die Tradition der Kräuterbüschelsammlungen weiterführt, dann um Wissen zu bewahren und auszutauschen, auch am Samstag hat er von den zum Teil weit angereisten Teilnehmern wieder viele Regionalnamen der Pflanzen erfahren.

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