(mh) Mit einem Festgottesdienst begann am Samstagabend in Unterwittbach das Jubiläumsprogramm für die St.-Markus-Kirche. 1684 hatte der Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger die Kirche in heutigen Ortsteil des Marktes Kreuzwertheim geweiht.
Pfarrer Dieter Hammer zelebrierte gemeinsam mit Pfarrer Matthieu Ilunga Kalala die heilige Messe in dem prachtvoll ausgestatteten Gotteshaus. Danach hatte die 200-Seelengemeinde in den Unterwittbacher Bürgersaal eingeladen, wo der langjährige Würzburger Diözesan-Archivar und Bistums-Historiker Erik Soder von Güldenstubbe über die wechselvolle Vergangenheit der katholischen Gemeinde von Unterwittbach berichtete.
Soder von Güldenstubbe wies einleitend darauf hin, dass in früheren Zeiten, als Landwirtschaft und Natur das Leben der Menschen stärker prägten, Wallfahrten und Flurprozessionen eine größere Bedeutung im Kirchenjahr hatten. So war man am Abend des 25. April genau an jenem Tag zusammengekommen, an dem früher die Trennfelder Kirchengemeinde zur St.-Markus-Kirche gewallt war. Aus einer ganzen Anzahl solcher inzwischen erloschenen Traditionen war die enge Verbindung von Pfarreien und Filialkirchen, wie etwa zu Röttbach, Kreuzwertheim, Wiebelbach oder Trennfeld erkennbar.
1683 war in politisch bewegten Zeiten der Grundstein zur Unterwittbacher St.-Markus-Kirche vom Probst des Augustiner-Chorherrenstifts Triefenstein gelegt worden. In Würzburg regierte Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg, ein tatkräftiger Förderer des Bildungswesens, der Ordensgemeinschaften und von sozialer Einrichtungen.
Der Unterwittbacher Kirche waren frühere Gebäude mit anderen Patronaten vorausgegangen. Eine Siedlung hatte sicher schon vor 1100 bestanden. Unter Bischof Embricho wird 1149 eine Sankt-Gotthard-Kapelle erstmals erwähnt. Soder von Güldenstubbe führte in die Frühzeit des christlichen Glaubens und die komplexen Herrschaftsverhältnisse in der Region mit dem Bistum Mainz und später Würzburg, den Klöstern Neustadt, Bronnbach, Triefenstein und der Kartause Grünau, dem Deutschen Orden, den Territorien der Rienecker und der Wertheimer Grafen, wobei diesen sogar der Bischof von Eichstätt ein einschlägiges Lehen gewährte.
Die Herrschafts- und Glaubensverhältnisse blieben für Unterwittbach und seine Filialkirchen in Wiebelbach und Röttbach über die Jahrhunderte kompliziert, besonders zwischen den Seelsorgern vom Kloster Triefenstein und den Patronatsherren von Löwenstein- Wertheim-Freudenberg in der Reformation, Gegenreformation, während der Schwedenkriege bis hin zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 und zur 1828 vom evangelischen Haus Löwenstein gestifteten eigenständigen katholischen Pfarrkuratie. Sie hatte Bestand bis in unsere Tage, wobei seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts der katholische Pfarrer aus Kreuzwertheim in Unterwittbach seelsorgerisch tätig ist.
Der Historiker würdigte die wertvolle Ausstattung der St.-Markus-Kirche. Der Altar mit einer Kreuzigungsszene und Figuren des Patrons, des Evangelisten Markus und des Pestheiligen St. Sebastian sowie die Kanzel stammen von dem bedeutsamen Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner (1777-1809). Ambo und Volksaltar wurden aus der früheren Kommunionbank geschaffen. Die Seitenaltäre (St. Markus und Hl. Maria) sind älter, aus der Zeit um 1700. Die lange Zeit unter Putz verborgenen Deckengemälde wurden nach 1754 geschaffen. Die 1936 eingebaute Orgel stammt von der Firma Weise aus Plattling. Dem Kirchenbau wurde 1908 von einem Nürnberger Architekten ein neuer dreigeschossiger Turm angefügt. 1934 folgte der Anbau einer Sakristei. 1951 erhielt die St.-Markus-Kirche ein neues Geläut. In all den 325 Jahren sei das Gotteshaus von den Unterwittbacher Gläubigen liebevoll gepflegt, aufwändig erhalten sowie sachkundig renoviert und erneuert worden.
Am Ende streifte Soder von Güldenstubbe noch die Geistlichen und Ordensleute, die aus der Pfarrgemeinde hervorgegangen sind.