Mit einem bewegenden Konzert- und Leseabend feierte der Hospizverein Main-Spessart im voll besetzten Karlstadter Rathaussaal sein 25-jährigen Bestehen. Zu den bezaubernden Harfenklängen von Anne Kox-Schindelin trugen Mitglieder des Vereins passende Gedanken und Gedichte rund um die Themen „Lebensfreude – Werden – Vergehen – Abschied“ vor.
„Es ist eine Herausforderung, das Thema Sterben Tod und Trauer bei aller Ernsthaftigkeit auch mit einer guten Prise Humor zu betrachten“, sagte der Vorsitzende des Hospizvereins Heribert Zeller. Diesen nicht leichten Spagat schafften die Akteure des Vereins aber mit Bravour. Bei aller Ernsthaftigkeit der Materie gelang es, das Leiden und das Sterben als unerlässlichen Bestandteil des Lebens darzustellen und gleichzeitig Lebensfreude, Hoffnung und Aspekte eines möglichen Neuanfangs aufzuzeigen.
Einen großen Anteil an diesem Gelingen hatte natürlich die unvergleichliche Harfenistin Anne Kox-Schindelin, die mit großem Gespür und geschickt eingewobenen Musikstücken die Gedanken der vorgestellten Poeten begleitete und hervorhob. Als Meisterin ihres Instrumentes zeigte sie nicht nur Können, sondern auch die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. So ließ sie die Harfe singen, weinen, klagen, aber auch an passender Stelle jauchzen, jubeln oder gar mal keck vorpreschen – so zum Beispiel bei dem Meister des hintergründigen Humors Wilhelm Busch. Kox-Schindelins Musik war eine Bereicherung des Abends.
Drei Themenkreise hatten die Veranstalter mit dem Vorsitzenden Zeller vorgestellt: Mit „Lebensfreude und Dankbarkeit“ wollten sie zeigen, dass Hospizbegleiter fröhliche Menschen sind, die das Leben in seiner Fülle erleben und genießen sowie dabei dankbar seien für ihre befriedigende und beglückende Arbeit. Poetische Zeugen dafür lieferten Gedichte von Joachim Ringelnatz wie „Ich bin so knallvergnügt erwacht“ oder „Vergiss dich. Es soll dein Denken nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf“.
Etwas nachdenklicher die Gedanken von Gerhard Schöne über „Das Glück“, dem man nicht nachrennen und es nicht erzwingen kann, weil es „im Brotgeruch versteckt ist oder beim Muschelsuchen“ gefunden werden kann.
Dass es bei dem zweiten Themenkreis „Abschied, Trauer, Neubeginn“ keine festen Regeln gibt, sprach Johanna Brust an. „Wir müssen aber mutig genug sein, aus der Trauer einen Weg zum Neubeginn zu finden“, sagte sie. Dieser Weg sei schwer, aber er könne auch neue Lebensperspektiven eröffnen und neue Begegnungen schenken. Dazu gab es literarische Gedanken von Reinhard Mey „Das Sterben“ und Jorge Luis Borges, der in einem Rückblick über sein Leben vor allem an verpasste Freuden und Genüsse dachte. Wunderschön und berührend dazu waren auch die modifizierten „Mondnacht-Gedanken“ des Romantikers Joseph von Eichendorff. Unvergleichlich aber auch die „Stufen“ von Hermann Hesse.
„Aufblühen und Wachsen“ stellte der letzte Kreis vor. Gerade der jetzt in aller Pracht stehende Frühling könne die Schönheit des Lebens aufzeigen, so Zeller. Ludwig Uhlands „Lob des Frühlings“ oder Erich Kästners „Maigedicht“ sowie Gerold von Wilperts Forderung „Sei jung und blühend einmal nur, doch das durchs ganze Leben!“.
Zusammenfassend trug die Koordinatorin des Hospizvereins Petra Götz im Gleichklang mit der Harfe Gedanken aus Reiner Haaks „Lebensmelodie“ vor. Diese Lebensmelodie finde man, wenn man aufhöre, der Angst zu gehorchen, wenn man sich Zeit für die eigene Seele nehme, zur Ruhe komme. Ein schöner und würdiger Abschluss eines würdigen Abends.
Zum Schluss ehrte der Vorsitzende Zeller noch mit Margret Vautrin, Gertrud Fries, Gertrud Kübert, Elsbeth Seufert, Elisabeth Salg, Gisela Wolpert und Barbara Gonska sieben Frauen der ersten Stunde, die seit 25 Jahren dem Hospizverein treu zur Seite stehen. Die Leserinnen waren Verena Meier, Bernadette Hammer, Johanna Brust und Petra Götz.
Der Hospizverein Main-Spessart hat heute nach 25 Jahren fast 500 Mitglieder. Über 40 Aktive haben im vergangenen Jahr 4000 Stunden am Krankenbett geleistet und 70 Menschen bis in den Tod begleitet.