Es ist einer der größten Aufträge, den die Löwen-Restaurierung je erhalten hat: Seit August 2009 sind Fachleute der Erlenbacher Firma im Frankfurter Palmengarten beschäftigt. Dessen Hauptgebäude, das sogenannte Gesellschaftshaus, lässt die Stadt Frankfurt derzeit generalsanieren. Das denkmalschützerische Großprojekt unter der Regie des englischen Stararchitekten David Chipperfield kostet insgesamt rund 35 Millionen Euro.
Die Löwen-Restaurierung ist dafür zuständig, den Stuck auszubessern, die Deckengemälde zu säubern und den prunkvollen, 15 Meter hohen Saal so zu gestalten, wie er gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgesehen hatte – zu einer Zeit, als dort so gut wie alle wichtigen Veranstaltungen Frankfurts stattfanden. Eine Herkulesaufgabe, denn da das Gesellschaftshaus über Jahrzehnte vernachlässigt wurde und praktisch dem Verfall preisgegeben war, hat es „sämtliche Probleme dieser Welt“, sagt Peter Müller, Restaurator und Geschäftsführer der Löwen-Restaurierung.
Noch bis Ende dieses Jahres, schätzt Müller, werden er und seine Mitarbeiter im Gesellschaftshaus zu tun haben. Jeden Morgen um Schlag 6 Uhr machen sich meist fünf Mann auf den Weg von Erlenbach in die Mainmetropole. Ihr Wecker schrillt so früh, weil sie dem Berufsverkehr in und um Frankfurt entgehen wollen. Für die gut 90 Kilometer lange Strecke benötigen sie bei dieser Tageszeit etwa eine Stunde. Abends, wenn die „Bau-Löwen“ ihr Tagwerk verrichtet haben, geht es dann wieder zurück nach Hause.
Doch auch „An der Klause“ im Erlenbacher Gewerbegebiet, wo die Löwen-Restaurierung ihren Firmensitz hat, wird im Auftrag der Stadt Frankfurt gearbeitet: In der Werkstatt werden unter anderem Stuckteile sowie Elemente des schweren Eisengeländers restauriert, das bald wieder auf der Empore im Gesellschaftshaus befestigt werden soll.
Die Denkmalpfleger aus Erlenbach verdanken es ihren guten Referenzen, dass sich der Generalunternehmer, der den Zuschlag für die Sanierung erhalten hatte, bei seiner Suche nach geeigneten Subunternehmern ausgerechnet für sie entschieden hat. In Frankfurt hat die Löwen-Restaurierung bereits dem Römer, dem Jüdischen Museum und dem Karmelitenkloster zu neuem Glanz verholfen – und sich so einen Namen gemacht. Außerdem war das Unternehmen am Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche sowie an der Restaurierung des Bayreuther Festspielhauses und des Palais am Lenbachplatz in München beteiligt.
Dass Arbeit „made in Main-Spessart“ gefragt ist, wird daran deutlich, dass neben der Löwen-Restaurierung noch ein weiteres Unternehmen aus dem Landkreis bei der Sanierung des Gesellschaftshauses mitwirkt: die Lohrer Schreinerei Birgit Zoepf. Neben der Restaurierung von zwölf Türen, die die beeindruckenden Maße von vier auf eineinhalb Meter haben, zählt der Nachbau von nicht mehr zu rettenden Elementen zu ihren Aufgaben. Ein weiterer Auftrag für die Lohrer ist der, sämtliche Holzelemente den heutigen technischen Anforderungen anzupassen – und dennoch den alten Stil „wiederauferstehen“ zu lassen.
Die Stilgeschichte des Gesellschaftshauses könnte facettenreicher kaum sein. Von 1869 bis 1871 nach Plänen von Friedrich Kaysser erbaut, brannte das Gebäude bereits sieben Jahre später aus ungeklärter Ursache nieder. 1879 wurde der Festsaal im Neo-Renaissance-Stil neu aufgebaut. Ende der 1920er Jahre erweiterten Bauhaus-Architekten das Gebäude um seine heutige Südfassade. Von Martin Elsässer etwa stammt das Treppenhaus im östlich vorgelagerten Anbau – für Experten ein sensationeller Fund, weil es bemerkenswert gut erhalten war. Längst nicht so bedeutend sind dagegen die Ausbesserungen, die in den 1950er Jahren vorgenommen wurden, nachdem Teile des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. 2002 wurde das Gesellschaftshaus wegen Sicherheitsmängeln geschlossen.
ONLINE-TIPP
Weitere Informationen rund um den Palmengarten gibt es im Internet unter www.palmengarten.frankfurt.de.
Frankfurter Palmengarten
Im Jahre 1871 wurde der Frankfurter Palmengarten eröffnet. Heute ist er einer von zwei botanischen Gärten der Stadt Frankfurt. Der Palmengarten liegt im Stadtteil Westend und ist mit rund 22 Hektar eine der größten derartigen Anlagen in Deutschland. Zu sehen sind zahlreiche tropische und subtropische Pflanzen. Prägendes Gebäude ist das Gesellschaftshaus. 1931 übernahm die Stadt Frankfurt den Palmengarten von der Aktiengesellschaft, die ihn einst eröffnet hatte, dann jedoch in wirtschaftliche Schieflage geraten war. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Renovierungsversuche und Umbauten; unter anderem kamen ein Tropicarium und ein Subantarktishaus hinzu. 2005 genehmigte der Magistrat der Stadt die Sanierung nach den Plänen des englischen Stararchitekten David Chipperfield.