Das Bierhäusle im Marktheidenfelder Stadtteil Altfeld ist am Mittwoch unter den Hammer gekommen: Die Gaststätte nebst Betreiberwohnung wurde zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt ein privater Bieter aus dem Landkreis Main-Spessart. Beim Versteigerungstermin am Amtsgericht Würzburg sicherte sich der Mann das Objekt nach einem Bieterduell mit einem zweiten Interessenten. Gegenüber der Presse wollte sich der künftige Eigentümer nicht über seine Pläne äußern.
Als Verkehrswert hatte die Sparkasse Mainfranken Würzburg als Gläubiger 126 000 Euro ermitteln lassen. Drei der fünf Interessenten stiegen nach Auskunft eines Informanten nicht in die Versteigerung ein. Zwei Bieter jedoch hätten sich gegen Ende der halben Bieterstunde in 1000er-Schritten hochgetrieben, bis bei 98 000 Euro der Zuschlag erteilt wurde.
Damit ist die Zukunft der Gaststätte in Sichtweite der Bundesstraße 8, die den 770 Einwohner zählenden Stadtteil teilt, ungesichert. Die Frage, wie der neue Eigentümer das dreigeteilte Anwesen nebst Garten nutzen wird, bleibt offen.
Der Eigentümer und Wirt, Rudolf Sack, geht davon aus, dass er die Liegenschaft übergeben und die Wohnung binnen der nächsten Monate räumen muss. Er suche bereits eine kleine Wohnung für sich und seine Frau, so der 66-jährige Gastronom.
Ein Ende der Kneipe „wäre wirklich schade“, kommentierte Stadtrat Helmut Adam aus Altfeld die Nachricht. Das Bierhäusle sei bisher nicht nur ein Versammlungsort für diverse Vereine und Gruppen, sondern auch für Familienfeiern gefragt gewesen – ob Geburtstag oder Leichenschmaus. Die Alpfler Laabfrösch hielten dort im März ihre Jahresversammlung ab, die Mitglieder des VdK-Ortsverbands trafen sich regelmäßig, ebenso die Senioren aus Altfeld, Michelrieth und Oberwittbach. Hermann Wagner von der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik nutzte es seit 1992 zweimal im Jahr für sein Wirtshaussingen.
Rudolf Sack war gerade ein Jahr alt, als sein Vater, ein Lebensmittelhändler aus dem Ort, ein kleines Häuschen auf dem fast 2000 Quadratmeter großen Grundstück in der Wertheimer Straße baute. Dieses baute Rudolf Sack 1983 um zu der Gaststätte, die er seitdem betrieb.
1954 zog sein Vater mit dem Lebensmittelladen in ein kleines Nebengebäude an der Straße, das 1966 um die jetzige Wohnung aufgestockt und bis 1973 als Getränkemarkt fortgeführt wurde. Vor 25 Jahren verband Rudolf Sack die beiden Gebäude dann mit einem dritten Trakt, so dass er weitere 45 Sitzplätze als Nebenzimmer gastronomisch nutzen konnte. Der Biergarten war für 70 Gäste ausgelegt.
Nur bis zum Autobahnbau habe der Getränkehandel floriert, blickte Sack zurück. Wie die Lebensmittelläden seien auch Dorfgaststätten ein Auslaufmodell. Vereine nutzten eigene Heime, zu Fußballspiel-Übertragungen treffe man sich privat, wo man bei billigeren Getränken auch rauchen dürfe – es gebe einige Gründe dafür. Seine beiden Kinder hätten kein Interesse an Haus oder Gaststätte. „Das Leben geht weiter“, sagt er sich und seiner Frau. In Zukunft halt ohne Bierhäusle. Dessen Tage sind wohl gezählt. Auf Sacks Buchungsplan stehen noch eine Geburtstagsfeier am 1. Mai und ein letztes Wirtshaussingen am 9. Mai. Fünf Tage später könnten dann die Wanderer die letzten Gäste im Bierhäusle sein.