Wenn es um die Frage ging, was Marktheidenfeld tun würde, um das wirtschaftliche Leben in der Stadt zu unterstützen, tauchte in den vergangenen Jahren oft ein Begriff auf: das Digitale Schaufenster oder auch Online-Schaufenster. Was das sein soll und wie es funktionieren wird, blieb nach außen hin wenig greifbar. Die beiden Verantwortlichen für das Projekt lüften kurz vor dem Start ein wenig das Geheimnis.
"Wir können nicht ändern, dass Läden zumachen, wir können das Einkaufsverhalten nicht ändern", räumt Dominik Ziegler mit mancher aus seiner Sicht überhöhten Erwartungen an das Digitale Schaufenster auf. "Was wir aber können, ist die Vielfalt von Marktheidenfeld auffindbar machen", erklärt Ziegler. Mit seinem Geschäftspartner Dominik Freitag betreibt er die Internet- und Werbeagentur Macmyday mit Sitz in Würzburg. Beide sind aber gebürtige Marktheidenfelder. Dominik Ziegler lebt heute noch dort. "Wir kennen die Stadt", sagt er. Und das mag auch der Grund für ihr Engagement für das Projekt sein.
Informationen gebündelt unter einem Dach
Ihre Idee: An einer Stelle im Internet sollen sich Geschäfte, Gastronomie, Hotels und Dienstleister präsentieren können. "Das ist auch das, was Umfragen des Einzelhandelsverbands ergaben: Die Kunden wollen die Informationen gebündelt", sagt Dominik Ziegler. "Alles ist voneinander abhängig, du kannst den Einzelhandel nicht von der Gastronomie trennen."
Und so werden auf der Seite "Marktheidenfeld Live" die Öffnungszeiten eines Schuhgeschäfts genauso zu finden sein wie die eines Restaurants. Alle werden sich einen Eintrag auf dem Portal kaufen können, je nach Kategorie "Mini", "Medium", "Premium" mit verschiedenen Leistungen. Der kleinste Eintrag enthält Basisinformationen wie eben die Öffnungszeiten, die Kontaktdaten und wird auf der Onlinekarte angezeigt. Bei "Medium" gibt es eine ausführliche Beschreibung dazu, eine Bildergalerie ein Video oder eine 360-Grad-Ansicht beispielsweise der Geschäftsräume. Der Premiumeintrag kann noch individuell gestaltet und mit Zusatzfunktionen versehen werden.
Virtueller Rundgang durch Marktheidenfeld und die Geschäfte
Mit der Technik der 360-Grad-Panorama-Bilder könne man sich in einer Art virtuellem Rundgang durch Marktheidenfeld bewegen. "Große Teile davon haben wir schon erstellt", sagt Ziegler. Der Clou dabei sei, dass man bei dieser virtuellen Tour dann auch ebenso virtuell die Geschäfte besuchen könne, die solche 360-Grad-Rundblick-Bilder haben. "Das ist vor allem für Leute von außerhalb interessant", so Dominik Ziegler. Hotelgäste oder Touristen seien mögliche Zielgruppen, aber auch mögliche Neubürger.
Etliche Informationen würde man auch jetzt schon im Netz finden, sagt Dominik Freitag. So aber seien sie alle unter einem Dach und in einer einheitlichen Erscheinungsform. "Es soll Spaß machen, sich auf der Seite zu bewegen", erklärt der Webdesigner. Darum wolle man beispielsweise bewusst verstärkt mit Videos arbeiten, die die Agentur Macmyday erstellt. "Gerade bei mobilen Endgeräten wie Smartphones ziehen kurze 30-Sekunden-Videos die Aufmerksamkeit auf sich", ergänzt Dominik Ziegler.
Damit soll die Aufenthaltsdauer auf der Seite erhöht und die Chance erhöht werden, dass die Besucher der Webseite auch andere Inhalte anschauen. Als Service für Kunden werden bei allen Einträgen auf der Karte die Entfernung zum nächsten Parkplatz oder zur nächsten Bushaltestelle angezeigt. "Wir wollen, dass alle Angaben möglichst aktuell sind und stimmen", erklärt Ziegler. Um diese Aktualität wollen sie sich aktiv kümmern und mehrmals im Jahr die Daten abfragen.
Themenseiten und Serviceinformationen
Neben den Brancheneinträgen sollen dort auch Veranstaltungskalender, Themenseiten zu vielen Lebensbereichen in Marktheidenfeld, Serviceinformationen wie Notdienste und Beiträge zu besondern Aktionen und Veranstaltungen zu finden sein. "Journalistische Inhalte werden wir aber nicht anbieten", sagt Ziegler. Für die Vermarktung soll auch die bereits bestehende Facebook-Seite "Marktheidenfeld live" genutzt werden.
Die ersten Impulse für ein digitales Schaufenster für Marktheidenfeld gingen von der Stadt aus. Aufhänger waren das Modellvorhaben "Digitale Einkaufsstadt Bayern" des bayerischen Wirtschaftsministeriums und Initiativen des Einzelhandelsverbands. "Inge Albert bat uns, da wir bereits die Webseiten der Stadt pflegen, da einmal drüberzuschauen", so Ziegler.
Auch Einträge der Vereine
Daraufhin erstellten die beiden Agenturbetreiber ein erstes Konzept für die Plattform "Marktheidenfeld Live", das mit Unterstützung von Albert weiterentwickelt wurde. Die Werbegemeinschaft und der Hotel- und Gaststättenverein Marktheidenfeld (HGM) wurden dann auch noch mit ins Boot geholt, alle zusammen zahlten eine Art Anschubfinanzierung an Macmyday, damit sie die Projektidee umsetzen können. "Die jeweiligen Mitglieder zahlen dafür als Gegenleistung für ihre Einträge ermäßigte Preise", sagt Dominik Freitag. Einträge sollen auch alle Marktheidenfelder Vereine bekommen, und zwar ohne dafür zu zahlen. "Das haben wir mit der Stadt so ausgemacht", erklärt Ziegler.
Denn trotz Unterstützung von Seiten der Stadt, Werbegemeinschaft und HGM – "Marktheidenfeld Live" ist letztlich ein kommerzielles Projekt von Macmyday. "Die Stadt verdient damit kein Geld", erklärt Dominik Ziegler, aber abgesehen von der ersten Geldspritze "zahlt sie auch nichts dafür." Noch im ersten Quartal soll "Marktheidenfeld Live" dann online sein. Parallel dazu wird es aber auch weiterentwickelt. Und natürlich hat die Agentur ein wirtschaftliches Interesse, dass das Portal ein Erfolg wird. "Aber wir wollen einfach auch, dass gesehen wird, wie gut es sich in Marktheidenfeld leben lässt."