(heu) Ist es ästhetisch, einen Schoppenwein per „Bag in Box“ (BiB) zu vermarkten? Darüber streiten sich hier in Franken noch die Geister, so Hermann Schmitt, Geschäftsführer der Fränkischen Gebietsweinwerbung. Das fränkische Weinbauteam stellte bei der Weinbaugebietsversammlung in Erlenbach mit Referenten der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim und des Fränkischen Weinbauverbandes den Winzern aus Erlenbach, Homburg und Dertingen aktuelle Themen vor.
Andere Schwergewichte im Weinbau der Welt brächten teilweise bis zu 50 Prozent ihrer Weine in der Box auf den Markt, sagte Schmitt. Nicht zu verwechseln sei dieses System mit Tetrapack-Schachteln. Das Bag-in-Box-Prinzip: In einer Box meist aus Karton befindet sich ein Schlauch aus Kunststofffolie, in dem der Weinabgefüllt ist. Abgezapft wird er mittels eines Plastikhahns. Die üblichen Größen im Handel reichen von drei bis zehn Litern. Der Wein ist nach dem Öffnen noch mehrere Wochen haltbar, da er nicht mit Luft in Berührung kommt.
Die Vermeidung von Kohlendioxid (CO2) werde werbewirksam als klimaschonend und nachhaltig in den Vordergrund gestellt. Eine Glasflasche mit 850 Gramm CO2 je Stück stehe der Box selbstverständlich deutlich nach.
Bei der Diskussion stehe natürlich außer Frage, dass der Bocksbeutel für qualitativ hochwertige Frankenweine oder Raritäten das Markenzeichen fränkischer Weine bleiben werde. Es solle damit sogar deutlich werden, dass der Bocksbeutel gleichbedeutend mit hoher Qualität ist und nicht für einfachste Weine „zweckentfremdet“ wird. Für einfache Weine oder auch Schoppen, die offen in der Gastronomie ausgeschenkt werden, sei die Box durchaus eine Alternative.
Verbraucherhinweise auf Etikett
Schmitt sprach auch das neue Bezeichnungsrecht an, das einige Veränderungen auf dem bisherigen Etikett mit den gewohnten Lagebezeichnungen haben werde. Künftig müssen neben dem Herkunftsvermerk „Deutschland“ auch Verbraucherhinweise zu Inhaltsstoffen angegeben werden.
Das aktuelle 175. Jubiläum des Fränkischen Weinbauverbandes mit den damit verbundenen Veranstaltungen in Würzburg und entlang der Fränkischen Weinlagen sollte im Jahr 2011 den Frankenwein herausheben.
Georg Bätz von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) beleuchtete die Veränderungen im fränkischen Rebsortiment der Anbauflächen. Danach sei um die Jahrtausendwende Frankens der typische Silvaner auf 1300 von insgesamt 6000 Hektar Gesamtrebfläche zurückgegangen, womit eine Sättigung verblieben sei. Auch der Müller-Thurgau als früherer „Butter- und Brotwein“ der Winzer sei von 45 Prozent auf aktuell 29 Prozent rückläufig und habe für 19,5 Prozent Rotweinanbau Raum geschaffen, wobei hier eine noch verträgliche Obergrenze erreicht sein sollte. Festzustellen sei, dass einige Winzer Rotweinflächen bei Weinbergsumbrüchen inzwischen schon wieder mit Weißwein bestocken. Auch der Rieslinganbau sei an Obergrenzen gestoßen und werde mit Blick auf die Empfindlichkeit bei warmen, feuchten Sommern eher zurückhaltend betrachtet. Aktuell erfreue sich Bacchus wieder steigender Nachfrage.
Erfreulicherweise finde sich der Frankenwein im Vergleich zu anderen deutschen Anbaugebieten mit einem Durchschnittspreis von 2,88 Euro je Liter preislich im höheren Bereich und lasse sogar die württembergischen Weine mit 2,85 Euro hinter sich. Insgesamt nehme der Weinkonsum der Deutschen etwas ab, wobei nach wie vor die Hälfte des Verbrauchs durch Importe gedeckt werde, Franken jedoch seinen Markt behaupten könne und mit seinen Rose- und Rotlingweinen bestens im Trend liege.
In Folge des Ertragsausfalls beim 2010er Jahrgang von durchschnittlich 30 Prozent dürfte der Weinpreis etwas ansteigen, wobei man hier nicht überziehen sollte. In punkto Nachhaltigkeit sprach auch Bätz die Idee alternativer Verpackungsbestrebungen an, die auch Kosten vermeiden könnten.