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Die Wilden von Marktheidenfeld

Marktheidenfeld

Die Wilden von Marktheidenfeld

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    Malerfürst Peter Prahl (links) thront inmitten seiner Eleven Wolfgang Hillig (stehend links), Wolfgang Danzer und
Teresa Paulo.
    Malerfürst Peter Prahl (links) thront inmitten seiner Eleven Wolfgang Hillig (stehend links), Wolfgang Danzer und Teresa Paulo. Foto: FOTO HANS-CHRISTOPH BORUCKI

    Wen bei der Wechselschicht am Fließband schon mal schlagartig das Bild einer der berühmt-sanftäugigen Spessart-Kühe überfiel; wer täglich während des Publikumsverkehrs im Büro von der Vision eines butterbeblumten Trockenwiesensteilhanges heimgesucht wird; wer beim Regaleinräumen im Supermarkt oder beim Zusammenhobeln, -schrauben oder -hämmern seines grauen Achtstundeneinheitsalltages jemals von der Erscheinung eines saftigen Klatschmohn-Stilllebens bedrängt wurde, der ahnt, was Hobbymaler leiden müssen.

    Denn wer hat schon Zeit zum Malen, wenn die Visionen kommen? Wer weiß schon, ob man für van-Gogh'sche Sonnenblumen statt "Kadmiumgelb zitron" doch besser ein helles "Chromgelb" auf die Leinwand spachtelt? Und überhaupt: Darf man beim Aquarellieren Deckweiß verwenden?

    Zwei Monopole gesprengt

    Fragen über Fragen. Bisher klärte sie die Volkshochschule. Genauso, wie das Franck-Haus klärte, was in Marktheidenfeld ausgestellt wird und was nicht. Zwei Monopole, die Peter Prahl jetzt gesprengt hat.

    Für den in Marktheidenfeld geborenen, 55-jährigen Maler, Bildhauer, Karosseriebauer, Bühnenbildner und Impresario war das längst fällig: "Wer hat Zeit und Lust, genau dann zu malen, wenn die Volkshochschule Kurse gibt?", fragt er. Und wer möchte genau dann den Pinsel weglegen, wenn, vielleicht gerade in der sensibelsten Entstehungsphase eines Frauenaktes, der Hausmeister absperren will?

    Unwägbarkeiten, denen Meister Prahls mittlerweile zehn Malschüler nicht ausgesetzt sind. "Ich bin immer da. Wer malen will, bringt seine Staffelei mit. Wer etwas gezeigt haben möchte, braucht mich nur zu fragen", sagt Prahl, der mit seinem angespitzten Bärtchen, der befleckten Malerschürze, der farbkrustigen Palette in der Linken und dem dicken Schweinsborstenpinsel in der Rechten wie die Inkarnation der Malerei höchstselbst wirkt.

    Selbstbewusst reckt sich der Meister in seinem riesigen, holzverkleide-

    ten Gewölbe im Gebäude des "Antik-Cafés" zur hohen Decke. Ringsum hängen dicht an dicht dutzendweise Gemälde unterschiedlicher Qualität von seiner und von Schüler-Hand: Sich balgende Hengste, zopfige Veduten, kitschige Panoramen, zarte Orchideen und lebensechte Porträts wechseln kunterbunt.

    "Viele Hobbymaler, die wirklich etwas können, erleben nie das Wunder einer Ausstellung", sagt Prahl, der seine Malwerkstatt im Dezember öffnete. All diesen Schüchternen, Übergangenen, Zu-kurz-Gekommenen möchte der künstlerische Hansdampf eine Bleibe und vor allem ein Podium bieten. Ein finanzielles Wagnis: Denn natürlich kostet so eine schmucke Ausstellungshalle Geld. Das, so hofft Prahl, werde durch den Verkauf der ausgestellten Werke in die Kassen der Malwerkstatt gespült. Kurz vor Weihnachten hatte Prahl noch bitter geklagt und sogar mangels Interesse ans Aufgeben gedacht. "Aber zwischen den Jahren kam ein regelrechter Boom auf", grinst er. Er allein habe bereits 20 Bilder verkauft. "Also mach ich erst mal ein Jahr weiter", sagt er.

    Und die Schüler? Sie freuen sich, dass sie mit ihrer Vision von der sanftäugigen Spessart-Kuh auf dem butterbeblumten Trockenwiesen-steilhang in die Werkstatt kommen können, wann immer sie wollen. Prahl lässt jede Freiheit. "Schließlich soll doch jeder sein eigenes Bild malen und nicht alle dasselbe."

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