Die Stadt Marktheidenfeld und die katholische Pfarrei St. Laurentius erhalten eine Auszeichnung vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) für die Dohlen-Nistplätze im Kirchturm.
Bei einer Kartierung im Frühjahr 2012 entdeckten Mitglieder der Kreisgruppe Main-Spessart des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), dass zur Brutzeit Dohlen in den Kirchturm der St.-Laurentius-Kirche einfliegen. Ein Dohlenpaar hatte im defekten Dachbalken des Kirchturmes seine Kinderstube eingerichtet. Nun wurde dieser defekte Balken jedoch bei Sanierungsarbeiten im Herbst/Winter 2012/2013 ausgetauscht und damit die Brutmöglichkeit der selten gewordenen Vögel entfernt. Weitere geeignete Nistplätze gab es am Kirchturm nicht.
Doch das standorttreue Dohlenpaar kehrte bereits im Februar 2013 wieder an seinen Vorjahresbrutplatz zurück, sah sich jedoch ausgeschlossen. Darauf wurde der Küster der St.-Laurentius-Kirche, Bernhard Nees, aufmerksam: „Das Dohlenpaar flog schon ganz nervös um den Kirchturm herum, weil es keinen Einflug mehr fand“, schildert Nees seine Beobachtungen. Zusammen mit Barbara Meyer, ehrenamtliche Mitarbeiterin des LBV Main-Spessart, der es zu verdanken ist, dass der Dohlenstandort 2012 überhaupt entdeckt wurde, suchte die Pfarrei nach einer Lösung für die Dohlen.
Anfang März haben Mitarbeiter des LBV in der Fensternische des Kirchturms eine Nisthilfe gebaut. „Wir dachten eigentlich, dass es schon zu spät ist“, sagte Nees. „Wir waren überrascht, dass die Dohlen die Nistmöglichkeit sofort angenommen haben.“ Schon Ende März begannen die Dohlen, sich dort ein Nest zu bauen.
Im Mai konnte Küster Bernhard Nees vorsichtig erste Aufnahmen von zwei jungen Dohlen machen, Mitte Juni, kurz bevor die Dohlen ausflogen, gelangen ihm weitere Fotos der Kirchturmbewohner.
In dieser Woche nun nahmen Küster Bernhard Nees und Pastoralreferent Alexander Wolf für die Pfarrgemeinde St. Laurentius und Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder für die Stadt Marktheidenfeld vom Vorsitzenden des LBV Main-Spessart, Hartwig Brönner, eine „Dohlenplakette“ als Auszeichnung entgegen.
Brönner dankte Schmidt-Neder für die Bereitschaft der Stadt, diese Brutmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Sein besonderer Dank galt Küster Nees, ohne dessen „unglaublich unkomplizierten Einsatz“ die Dohlen im Frühjahr nicht hätten brüten können. Nees nahm die beiden Plaketten entgegen, die bald die Kirche zieren werden. Auf der Homepage der Stadt Marktheidenfeld (www.marktheidenfeld.de) ist in den nächsten Tagen ein Videofilm abrufbar, der die jungen Dohlen und einen Altvogel im Nest zeigt.
Vogel des Jahres 2013
Der Bestand der Dohle, des kleinsten der Rabenvögel, ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, in einigen deutschen Bundesländern ist die Dohle bereits vom Aussterben bedroht oder steht zumindest auf der Vorwarnliste der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
Hauptursache für diesen dramatischen Rückgang der Dohle ist, laut Hartwig Brönner, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, das Fehlen geeigneter Nistgelegenheiten. Bei Gebäudesanierungen oder Renovierungen werden häufig Kirchtürme, Nischen an Gebäuden oder Kamine verschlossen, zum Teil auch noch zur Taubenabwehr vergittert. Hinzu kommt, dass in den Wäldern immer weniger alte Bäume, in die Spechte bereits Höhlen gezimmert haben, stehen gelassen werden, so dass die schlauen schwarzen Vögel auch hier keine Brutmöglichkeiten mehr finden. Durch Bebauung oder landwirtschaftliche Anbauflächen gehen zudem niedrig bewachsene, insektenreiche Flächen wie Wiesen und Weiden, die die Dohlen für die Nahrungsbeschaffung dringend brauchen, verloren.
Um auf die Situation der Dohle aufmerksam zu machen, hatten Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz die Dohlen 2012 zum „Vogel des Jahres“ erklärt.