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Doppelter Kunstgenuss im Schloss

Marktheidenfeld

Doppelter Kunstgenuss im Schloss

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    Dem Hausherrn Michael Günther, Sammler historischer Tasteninstrumente und virtuoser Interpret, sowie dem Aschaffenburger Maler und Grafiker Gunter Ullrich war in Karlstadt der Kulturpreis des Frankenbunds verliehen worden. Mit ihrem gemeinsamen wie unvergesslichen Dankeschön stellten sie beredt unter Beweis, dass sie diese Auszeichnung zurecht erhalten haben.

    Michael Günther hatte zu einer Konzert-Matinee in den Konzertsaal von Schloss Homburg eingeladen, in dem historische Instrumente wie Giacomo Ridolfis Cembalo von 1665 oder der Ferdinand Hofmann und Joseph Brodmann zugeschrieben Hammerflügel von1790 erklangen. Der Saal konnte die Gäste kaum fassen und der sichtlich erfreute Interpret sinnierte witzelnd in Anwesenheit des Triefensteiner Bürgermeisters Jürgen Nolte sogar über einen notwendigen Anbau. Die Besonderheit lag natürlich im gewählten Programm "Claviermusik vom Untermain".

    Den Auftakt machte Günther mit einer "Sonate in c" von Johann Michael Breunich, einem geborenen Bürgstädter, der seine geistliche Ausbildung am Würzburger Neumünster erhalten hatte. 1726 wurde Breunich Domkapellmeister in Mainz und stieg nach einer Romreise zum Hofkirchenkompositeur in Dresden auf. Die tänzerischen Sätze führten ein wenig zurück an den sächsischen Hof. Der Italiener Giovanni Benedetto Platti, so vermutete Günther, könnte Breunich beeinflusst haben, denn dieser war nach 1722 Leiter der Hofkapelle in Würzburg. Drei Sätze einer "Sonate in c" aus einem Zyklus, die Platti einer Adligen widmete, verdeutlichten, wunderbar auf dem Cembalo dargeboten, welchen Einfluss Italien damals auf das musikalische Geschehen an den Höfen Europas hatte.

    Es ist Michael Günther bislang sicher gelungen, den 1750 in Würzburg geborenen Mozart-Zeitgenossen Johann Franz Xaver Sterkel in Unterfranken stärker ins Bewusstsein zu rücken. Gefühlsbetont und zugleich leicht klang das "Larghetto in F-Dur" auf dem Hammerflügel, von jenem Hofmusiker und Hauscembalisten der bis 1807 vor allem in Aschaffenburg und Mainz wirkte. Aus Miltenberg stammt der 1756 geborne Joseph Martin Kraus, dem bis 1792 nur eine kurze Lebensspanne beschieden war. Der Jesuitenschüler avancierte zum Hofkapellmeister des schwedischen Königshauses. In seiner "Sonate E Dur" forderte vor allem das "Andantino con variazioni" die ganze virtuose Brillanz von Michael Günther und von den Zuhörern die Bereitschaft zu Konzentration und intensivem Musikerleben.

    Paul Miltenberger vom Frankenbund in Würzburg dankte Günther dafür, dass er beinahe vergessene fränkische Komponisten wieder aufführt und damit zur fränkischen Identität beitrage. Dies führe auch zu einer geistigen Verwandtschaft zu Gunter Ullrich, der mit einzigartiger künstlerische Handschrift ein Bild Frankens geprägt habe und dabei die Veränderung der Kulturlandschaft nie verschweigt.

    Einen Stock höher stellte anschließend die Malerin und Galeristin Gertrude Elvira Lantenhammer den Preisträger Gunter Ullrich und seine besondere Ausstellung auf Schloss Homburg vor (Öffnungszeiten bis 21. Oktober: Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr, oder nach Vereinbarung - Tel. 0 93 95/99 78 11). Seit beinahe 30 Jahren habe Ullrich zu Homburg und Triefenstein eine ganz besondere Beziehung entwickelt und so beschäftigen sich die über 20 Aquarelle, die für die Präsentation ausgewählt wurden, ausschließlich mit diesen Orten am Main.

    Gunter Ullrich brachte seine Faszination so zum Ausdruck. Wenn man über den dunklen Spessart von Aschaffenburg nach Homburg ins Maintal komme, dann erlebe man ein ganz anderes Klima, mit beinahe südlichem Licht und Sonne. Der einmalige Kallmuth-Weinberg erhebe sich wie eine Barriere und auf seinem Gipfel könne man den Wunsch aus dem Frankenlied nachvollziehen: "Ich wollt' mir wüchsen Flügel!" Er liebe die trockene und karstige Farbigkeit der Landschaft, die ihm einen geradezu südlich-italienischen Eindruck hinterlasse.

    Anders als in seinen streng durchgearbeiteten Druckgrafiken, böte die Aquarelltechnik die Gelegenheit zu freier Spontanität des Ausdrucks und Ullrich fühlte dabei sich an die kompositorischen Variationen von Joseph Martin Kraus erinnert, die kurz zuvor verklungen waren.

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