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GEMÜNDEN: Ein halbes Jahrtausend Gastlichkeit

GEMÜNDEN

Ein halbes Jahrtausend Gastlichkeit

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    Das große Jubiläum begeht die Wirtsfamilie Richter am Wochenende 12. und 13. September. Beim Tag des offenen Denkmals am 13. September, der passenderweise unter dem Motto „Historische Orte des Genusses“ steht, ist der „Koppen“ dabei. Zwei Führungen mit Lotte Bayer vom Historischen Verein Gemünden sind geplant, ihr Kollege Bruno Schneider hat für die „Geschichte der Gemündener Schankstätten“ auch zum „Koppen“ geforscht.

    Schriftlicher Beleg von 1509

    Wenngleich der erste schriftliche Beleg über die Wirtschaft von 1509 stammt, ist dennoch anzunehmen, dass die Geschichte einiges weiter zurückreicht, wie Alfred Nickel vom Historischen Verein 1990 ausführte. Damals feierte die Wirtsfamilie Horn/Richter ihre 100-jährige Tradition im „Koppen“.

    Im Mittelalter dürfte die „gute Herberge“ die letzte Station der Fuhrleute und Reisenden vor dem Aufstieg zur Birkenhainer Landstraße gewesen sein, die über den Zollberg nach Hanau führte. Flößer und Schiffer übernachteten im „Koppen“; die Leinreiter, die die Mainschiffe zogen, versorgten ihre Pferde in den Stallungen. Einige Zeit war das Hotel Posthof, später dann nahm es Bahnreisende und schließlich Touristen auf.

    Mit der Geschichte der Dreiflüssestadt ist das Haus bis heute eng verbunden. Über das betrübliche Schicksal eines Weyersfelder Bauern und Geleitschutzbrigadiers berichtet Pfarrer Joannes Heckelmann 1786: „1607 hat Joannes Seitz Mitnachbar und Senior in Wayersfeld, als er mit seinem Mitnachbarn sich hierher verfügte, um das Mesgeleit von Frankfurth nacher Würzburg zu begleiden im Gasthaus zum Koppen genannt nachts auf der Stiegen den Hals gebrochen und ist gleich todt verbliben.“

    Wonniger verlief der Aufenthalt des berühmtesten Gastes, des Dichters Joachim Ringelnatz. Er schrieb 1928 in der Erzählung „Als Mariner im Krieg“: „Ich stieg aufs Geratewohl in Gemünden aus, fand viel Frohsinn, drollige Gassen und Häuser, logierte mich im Hotel ,Koppen‘ ein und trank der Kellnerin Therese zulieb fünfzehn Schoppen Wein.“

    Zu der Zeit führten Anton Horn, Brauer aus Seligenstadt, und seine Frau Anna Maria den Gasthof. Er hatte am 5. August 1890 das Anwesen erworben und damit eine Familientradition begründet, die bis heute dauert. Sohn Karl Horn übernahm mit seiner Frau Helene 1930 den „Koppen“. Die Tochter Maria, verheiratet mit Erwin Richter, folgte ihnen 1962. Bis 1985 blieb die „Koppe-Maja“ Wirtin und übergab dann an ihren Sohn Axel und seine Frau Jutta. Die beiden waren zwar Betriebswirt beziehungsweise Biologie- und Sportlehrerin, hatten sich aber auf die große Aufgabe vorbereitet: Sie führen als Koch und als Hotelfachfrau den „Koppen“ bis heute.

    Bereits 1980 hatte Axel Richter begonnen, das Traditionshaus mit der gehobenen Gastronomie behutsam umzubauen. Die Gaststube und die Toiletten wurden renoviert, das gediegene Kaminzimmer entstand. 1984 folgte die Modernisierung der zehn Gästezimmer im ersten Stock, 1987 waren die Wirtschaftsräume an der Reihe. 1997 zog das Ehepaar im Gastraum eine neue Holzdecke ein und erneuerte die Bestuhlung. Im März 2006 folgte die bis jetzt größte Veränderung, der Anbau des Vitrums auf der schlecht nutzbaren Terrasse. Die originelle halbrunde Stahl-/Glaskonstruktion erhielt die Außenfassade des „Koppens“ zur Bundesstraße hin und verdoppelte den Restaurantbereich um 80 auf 160 Plätze.

    Verpflichtung, keine Last

    Die Tradition eines 500 Jahre alten Gasthofs und 119 Jahre alten Familienbesitzes empfindet das Paar nicht als Last, wohl aber als Verpflichtung: „Der ,Koppen‘ war immer ein Haus der Geselligkeit und der Gemeinschaft der Gemündener. Das soll er bleiben“, sagt Jutta Richter. Bis heute ist er beispielsweise das Zunftlokal der weit über 500-jährigen Fischerzunft Gemünden. Unvergessen sind die Kino- und Faschingsabende im „Koppen“-Saal bis in die 1980er Jahre.

    Auf Frische und Qualität legt Axel Richter in der Küche Wert. Im Ausschank sind ausschließlich Frankenweine, außer bei den Themen-Menüs zu den Scherenburgfestspielen, sowie – seit über 100 Jahren – Thüngener Bier. Auch Catering und einen Partyservice bietet das Haus an. Die Gastlichkeit wissen auch die Stammurlauber zu schätzen. Seit Jahrzehnten zum Beispiel verbringt ein Kasselaner alljährlich zwei Wochen im „Koppen“, den mittlerweile 90-Jährigen holt und bringt Axel Richter mit dem Auto. Eine Urlauberin kam schon als junges Mädchen immer mit ihren Eltern, eine andere hat hier ihren späteren Mann kennengelernt. Der „Koppen“ erfüllt viele Wünsche, nur auf Kapaune, die kastrierten Masthähnchen, nach denen der Hotel-Gasthof benannt ist, müssen die Gäste seit mittlerweile 183 Jahren verzichten.

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