(lies) Der Dichter Ringelnatz, der nach eigenem Bekunden 1917 auf der Durchreise 15 Schoppen Wein im „Koppen“ trank, wäre am Samstagabend schwer versackt. Mit rund 150 Gästen aus Stadt und Landkreis beging Familie Richter die 500-Jahr-Feier ihres „Fränkischen Gasthofs Hotel Zum Koppen“. Und die letzten Gäste harrten bis 3 Uhr aus.
In einer launigen Ansprache nahm Axel Richter die Gratulanten mit auf eine kurze Zeitreise durch 500 Jahre, wenngleich er bekundete: „Ich würde lieber mit meinen Kollegen in der Küche stehen, als vor 150 Gästen eine Rede zu halten.“ Die erstmalige Erwähnung des Gasthofs 1509 sei jedoch ein ganz besonderer Anlass, der gewürdigt und gefeiert werden müsse. Richter zitierte den Philosophen Demokrit („Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Gasthaus“) und natürlich den berühmtesten „Koppen“-Gast Joachim Ringelnatz. Die 15 Schoppen trank er „der Kellnerin Therese zuliebe“. Axel Richter erzählte, die Therese hätten er und sein Bruder Peter noch gekannt, wie eine Oma sei sie für die „Koppen“-Kinder gewesen.
Der Gasthof ist seit 119 Jahren im Besitz der Familie Horn/Richter; Jutta und Axel Richter führen ihn in der vierten Generation. Der Wirt versprach: „Der ,Koppen‘ war immer ein Haus der Geselligkeit und der Gemeinschaft – das soll, wird auch so bleiben!“ Neben dem Grund zum Feiern gebe es viele Gründe zum Danken, meinte Richter und nannte hierbei zuerst seine Frau Jutta, sodann die Söhne Frank und Thomas sowie das gesamte Service-Team und insbesondere seine langjährige Mitarbeiterin in der Küche, Silke Barthel. Die ersten Lehrlinge, die Axel Richter vor fast 30 Jahren ausgebildet hatte, Ralf Göbel (Aschfeld, heute Koch im Krankenhaus Karlstadt) und Jochen Kessler (Burgsinn), halfen aus alter Verbundenheit bei der Bewirtung zur Jubiläumsfeier.
„Über die vielen Jahrhunderte hinweg hat das Hotel ,Koppen‘ sich den Veränderungen der Zeit angepasst und hat – jeweils der Tradition verbunden – die Gegenwart unserer Stadt mitgeprägt“, sagte Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch. Jeder der Gäste habe eine persönliche Beziehung zum „Koppen“, verbinde mit dem Haus und der Familie viele Erinnerungen, und jeder habe hier schon wichtige Stunden seines Lebens verbracht. Ondrasch überreichte Jutta und Axel Richter einen Blumenstrauß und eine Ehrenurkunde und bekundete: „Im Namen der Stadt Gemünden danke ich Ihnen, liebe Familie Richter, für Ihr großartiges Engagement als unsere ,Koppen‘-Wirte. Ich bin stolz, Bürgermeister einer Stadt zu sein, die mit Fug und Recht behaupten kann, einen der ältesten Gasthöfe Deutschlands zu beherbergen.“
Einen Abriss all dessen, was um 1509 so in der Weltgeschichte passiert ist, gab Diakon Norbert Betz. Seine Rede gipfelte in der amüsanten Feststellung, dass man damals noch 416 Jahre habe warten müssen, bis die „Koppe-Maja“ geboren wurde. Die 83-jährige Maria Richter, Mutter von Axel Richter und unvergessene Seniorwirtin, wohnte der Feier bei.