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NEUBRUNN: Ein Kindergarten zieht ins Möbelhaus

NEUBRUNN

Ein Kindergarten zieht ins Möbelhaus

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    Herumtollen auf 400 Quadratmetern: Die Neubrunner Kindergartenkinder haben sich im Möbelhaus eingelebt.
    Herumtollen auf 400 Quadratmetern: Die Neubrunner Kindergartenkinder haben sich im Möbelhaus eingelebt. Foto: Fotos (2): Wilma Wolf

    Benicio ist heute besonders gut drauf, er spielt, tollt herum, fragt Löcher in den Bauch. Der Fünfjährige fühlt sich offensichtlich im „neuen“ Kindergarten pudelwohl. Dabei sind er und 39 andere Kinder eigentlich mitten in einem Möbelhaus.

    Das kann nicht sein? Doch, es kann. Wie es dazu kam, erklärt Sebastian Spitzhüttl, Geschäftsführer von Spitzhüttl Homecompany: „Meine Frau und ich waren bei einer Elternversammlung im letzten November, als es um das Thema Kindergartenumbau in Neubrunn ging.“ Ein zentrales Problem: Wo sollen die Kinder während der Bauphase hin?

    Eine Antwort auf die Frage habe es an diesem Abend nicht gegeben. Obwohl Bürgermeister Heiko Menig und Erhard May, Vorsitzender des Kindergartenträgervereins St. Elisabeth, sich lange Gedanken gemacht hatten, gab es nur eine Lösung: Die Kinder sollten während der Bauphase „in der Baustelle“ bleiben und zwar im unteren Stock, dem Pfarrheim. Aber auch diese Räume hätten erst umgebaut werden müssen. Ideal wäre das, schon wegen des Baulärms, nicht gewesen.

    Für Spitzhüttl war deshalb klar, dass er und seine Familie sich Gedanken machen müssten. Und so fiel ihm in Absprache mit seiner Frau und seinem Vater ein, eine alte Ausstellungsfläche des Möbelhauses kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

    Die Verantwortlichen waren begeistert. Bürgermeister Menig wandte sich an weitere Firmen im Ort und bat um Unterstützung. Die bekam er auch. Viele Handwerker arbeiteten kostenfrei: Die einen bauten Fenster ein, die anderen stellten die Elektro-Leitungen zur Verfügung oder sorgten für die Fluchtwege.

    Erhard Mey mobilisierte zahlreiche ehrenamtliche Helfer und koordinierte das große Gemeinschaftsprojekt. Dann ging alles ganz schnell. „Sehr viele Omas, Opas, Väter und Elternbeiräte haben am Wochenende, unter der Woche und abends aus der ehemaligen Möbelfläche einen vollwertigen Kindergarten gezaubert“, berichtet Spitzhüttl. Auf 400 Quadratmetern entstand so ein buntes Kinderparadies. „Das ist wie ein neuer Kindergarten“, sagt May stolz. Stolz ist ebenso der Bürgermeister: „Für die gute Sache haben sich alle mächtig ins Zeug gelegt. Und so haben wir für nur 31 000 Euro einen kompletten Kindergarten bekommen.“ Davon haben allein die Brandschutznachweise 6000 Euro gekostet. Etwa 30 Tage arbeiteten durchschnittlich fünf Ehrenamtliche sechs Stunden pro Tag am Umbau im Möbelhaus. Macht eine Summe von etwa 1000 ehrenamtlichen Stunden. Bei angenommenen 14 Euro Stundenlohn wären das 14 000 Euro. Hätten das Handwerker gemacht, käme man allerdings auf eine andere Summe. „Wir haben sicher rund 50 000 Euro an Arbeitslöhnen gespart“, meint May.

    Viele glückliche Umstände haben den Umbau begleitet, meint der Bürgermeister. Eine gelungene Gemeinschaftsaktion, auf die alle stolz sein können. Ein Glücksfall war, dass bereits 1968 beim Bau der ersten Ausstellungsfläche auch Toiletten eingerichtet wurden. Die wurden zwar jetzt 20 Jahre nicht mehr benutzt, aber es sei kein Problem gewesen, sie kindgerecht umzubauen, sagt Spitzhüttl.

    Am glücklichsten aber sind die Kinder. Sie genießen ihren neuen Kindergarten und fühlen sich sichtlich wohl. Und Kindergartenleiterin Beatrix Themann und ihr Team auch. „Wir sind überrascht, wie schön das geworden ist, sehr großzügig und hell. Es gefällt uns unheimlich gut, denn es ist alles da, was wir brauchen“, sagt sie.

    Malen und in der Puppenwohnung spielen – das macht die fünfjährige Maya am allerliebsten. Spielen, spielen, spielen – das ist auch für Benicio das wichtigste. Derweil erwachen im Krippenraum die beiden Jüngsten, die einjährigen Zwillinge Maja und Lina gerade aus ihrem Mittagsschlaf. Vom Betrieb im Möbelhaus nebenan bekommen sie alle nichts mit. Immerhin sind sie durch eine schwere Feuerschutztüre davon getrennt. Durchgang strikt verboten. Die Kunden dagegen hören vielleicht schon mal etwas von den quirligen Kids. Daran stört sich allerdings keiner. „Das kommt absolut positiv an; es gibt keine Schwierigkeiten“, sagt Spitzhüttl.

    Und was geschieht hinterher? Will Sebastian Spitzhüttl vielleicht sogar seinen eigenen Kindergarten aufmachen? Er lacht. Immerhin sechs Kinder gibt es schon in der Familie. Aber eine andere Lösung scheint ihm sinnvoller. „Wenn unser Betrieb weiter wächst, können wir diese Fläche als Konferenz- oder Büroräume nutzen“, meint er. Aber vielleicht brauchen auch die Möbel irgendwann mal wieder mehr Platz. „Das steht derzeit noch in den Sternen“, sagt er.

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