Durch den 1854 zu Darmstadt verstorbenen großherzoglichen hessischen Generalmajor Karl Konrad von Marquard kam der Adelsstand auf Grund seiner militärischen Verdienste in die Familie. Er war wegen seiner bewiesenen außerordentlichen Tapferkeit und Beharrlichkeit am 26. Juni 1815 in den Gefechten bei Selz gegen die Franzosen vom Kaiser von Österreich am 4. Juli 1819 in den erblichen Adelsstand erhoben worden. Dieser wurde ihm von hessischer Seite am 12. Juni 1827 bestätigt.
Karl Konrad von Marquard hinterließ zwei Söhne, Gustav und Ludwig, von denen der erstere in großherzoglichen Zivildiensten stand. Ludwig Leopold von Marquard verließ Darmstadt und entschied sich auf der Suche nach einem größeren Hofgut für das Adelsberger Rittergut. Um es wieder betriebsfähig zu machen, musste er 14 000 Gulden aufbringen, doch schien ihm dies die verkehrsgünstige und landschaftlich unvergleichliche Lage wieder auszugleichen. Ein weiterer Vorteil gegenüber den Hofgütern in Wartmannsroth und Hundsbach war die Jagdmöglichkeit in den angrenzenden Wäldern.
Am 27. April 1863 unterzeichnete er den Kaufvertrag vor dem Notar Andreas Reinhard in Gemünden. Für die Kaufsumme von 33 450 Gulden übernahm er das Rittergut Adelsberg mit einer Fläche von 138 Tagwerk (ein Tagwerk = 0,3407 Hektar) und dem dazugehörigen Inventar. Darunter ein ein Tagwerk großer Weinberg in der unteren Wernleite und neun Tagwerk Wald im Kühlen Grund. Von der Kaufsumme wurden die auf dem Gut lastenden Schulden von 22 000 Gulden abgezogen.
Erst am 11. September 1880 erhielt er die bayerische Staatsangehörigkeit, worauf ihm die Gemeinde Adelsberg das Heimat- und Bürgerrecht verlieh. Dies waren Voraussetzungen für seine Heirat mit einer geborenen von Deines aus Aschaffenburg. Die vier Kinder des Paares besuchten nicht die Dorfschule, sondern wurden von einer eigens angestellten Lehrerin unterrichtet.
Mit seinem Verwalter Jakob Michler von Adelsberg bewirtschaftete er das Gut so hervorragend, dass es 1874 schuldenfrei war. 1883 konnte das Gut durch Zukäufe sogar um 30 Hektare erweitert werden. Die benachbarten „Hofriethe“ von Johann Rüb, Hausnummer 12, und von Hirsch Grünbaum, Hausnummer 11, waren weitere größere Erwerbungen.
Nach dem Tod Ludwig Leopold von Marquards verkauften seine Erben 1902 das Gut an Eduard Rommel, einen Verwandten des späteren Generalfeldmarschalls Erwin Rommel.
Mit der Erhebung in den Adelsstand wurde der Familie Marquard aus Darmstadt auch ein Wappenbrief ausgestellt. Im gold-bordierten blauen Schild des Wappens steht auf einem grünen Dreiberg ein silberner Kranich, der in der einen Kralle eine goldene Kugel hält. Aus dem Bügel-Helm (um dessen Hals dem Diplom gemäß normalerweise an gekreuzten Schwertern und goldenem Band die österreichische Verdienstmedaille hängt) und der Adelskrone ragt als zusätzliches Unterscheidungsmerkmal der Rumpf des Kranichs.
Die Helmdecken, ursprünglich ein Kopf- und Nackenschutz, wurden im Laufe der Entwicklung kunstvoll verlängert und ornamental ausgestaltet. Sie nehmen hier die Wappenfarben Blau und Silber wieder auf.
Nach dem Hessischen Wappenbuch gilt der Kranich auf dem Schild, der eine Kugel in der linken Kralle hält, in der Sage als Sinnbild der Wachsamkeit. Fällt die Kugel ins Wasser, ist der Vogel sofort hellwach und kann daher nicht von Feinden überrascht werden.
Im Adelsarchiv von Drachsdorf befindet sich eine Ansicht des Adelsberger Schlosses, signiert mit den Initialen „LM 1868“. Ludwig von Marquard plante offensichtlich, nach diesem Gemälde das Wohnhaus umzubauen. Über dem Portal und in der Mitte des zweiseitigen Treppenaufgangs zeichnete er jeweils einen Wappenstein ein. Die Treppenanlage hat er nicht verwirklicht. Den Wappenstein über dem Eingang aber ließ er um 1868 anbringen.
Quellen: Siebmachers Wappenbuch, Band 20: „Die Wappen des hessischen und thüringischen Adels“, Nürnberg, 1859, Seite 19, Tafel 20, Neustadt Aisch Nachdruck 1977; Vital Huhn: Geschichte der Ruine Homburg und des ehemaligen Verwaltungsbezirkes Homburg mit voller Ortsgeschichte von Adelsberg und Wernfeld, Seiten 184 ff, Adelsberg 1967 (unveröffentlicht); Staatsarchiv Würzburg: Adelsarchiv von Drachsdorf, Faszikel 5.