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GEMÜNDEN: Ein nicht jugendfreier Held weitet die Grenzen Roms

GEMÜNDEN

Ein nicht jugendfreier Held weitet die Grenzen Roms

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    Abenteuerroman: In seinem Erstlingswerk „Sextus der römische Legionär“ beschreibt der Gemündener Peter Auktor die römische Geschichte von 117 bis 101 vor Christus.
    Abenteuerroman: In seinem Erstlingswerk „Sextus der römische Legionär“ beschreibt der Gemündener Peter Auktor die römische Geschichte von 117 bis 101 vor Christus. Foto: Foto: Michael Fillies

    Obwohl längst untergegangen, ist das Römische Reich allgegenwärtig: in Sprache, Rechtswesen, Kunst, Religion, Wissenschaft, und sogar viele heutige Hauptverkehrsstraßen in Europa gehen auf die von römischen Legionären angelegten Trassen zurück. Wer sich für die römische Geschichte interessiert und Einblick in das gut erforschte Alltagsleben gewinnen möchte, muss sich nicht unbedingt mit trockenen Abhandlungen von Historikern plagen. Der Gemündener Peter Auktor bringt Geschichtsunterricht wie beiläufig in einem Abenteuerroman unter.

    „Sextus der römische Legionär“ heißt das Erstlingswerk des 75-jährigen ehemaligen Polizeibeamten, das jetzt im Gemündener Verlag G. H. Hofmann erschienen ist. Auf 555 Seiten sind die zahlreichen Abenteuer und die erstaunliche Karriere des Sextus Leptonius nachzulesen. Dabei ist viel über die Lebensumstände im Reich, aber auch in den angrenzenden Ländern zu erfahren.

    „Für Geschichte hatte ich schon immer etwas übrig.“

    Peter Auktor über seinen historischen Roman

    Vom 17. bis zum 33. Lebensjahr begleitet Auktor den Legionär, bis er ihn hoch dekoriert und reich geworden aus der Armee entlässt. Da stellt sich die Frage nach einer Fortsetzung – und ja: Peter Auktor arbeitet bereits am zweiten „Sextus“-Band. „Der ist so gut wie fertig und wird vermutlich ,Sextus der Kaufmann‘ heißen“, sagt der Hobbyschriftsteller. Auf die Frage, ob dann noch ein dritter oder weitere Bände folgen werden, lacht er: „Halt, halt, ich wollte nur einen Band schreiben.“

    Zum Zeitvertreib braucht der 75-Jährige die Schriftstellerei nicht. Seine Tage sind ausgefüllt, zum Beispiel leitet und organisiert Auktor die von ihm mitbegründete Gemündener Tafel. Eigentlich hatte er im Ruhestand eine wahre kuriose Geschichte aus seiner aktiven Zeit als Polizist – Auktor war stellvertretender Leiter der Gemündener Polizeistation – um einen Hochstapler und Dieb zu Papier bringen wollen. Stattdessen wurde es nun ein historisches Thema und noch dazu gleich ein dicker Roman.

    „Für Geschichte hatte ich schon immer etwas übrig“, erklärt der 75-Jährige. Als Mitglied eines Buchclubs bekam er einmal das monumentale Standardwerk von Theodor Mommsen, „Römische Geschichte“ (Literaturnobelpreis), in zwei Bänden. Nachdem er es gefesselt gelesen hatte, reifte die Idee, eine Fülle an Information über die Antike in eine „Erzählhandlung“ zu bringen.

    Das Ergebnis ist „Sextus“. Er lebt gegen Ende der Römischen Republik und entwickelt sich nach seinem Eintritt in die Armee rasch zu einem strahlenden Helden, dem alles gelingt: als mutiger Anführer, als umsichtiger Chef der Straßenbau-Pioniere, als gewiefter Spion, als kluger Geschäftsmann, als gut aussehender Liebhaber. Mit der VII. Legion, in der er rasch aufsteigt, gelangt Sextus in die Gebiete des heutigen Spanien, Portugal, Afrika und Frankreich. Die spannenden, chronologisch erzählten Episoden erinnern an Karl May, wobei Peter Auktor versichert: „May habe ich nie gelesen.“

    Sextus ist zwar ein Über-, aber kein Edelmensch nach heutigen Maßstäben, sondern durchaus ein Kind seiner Zeit. Die Brutalität und die Grausamkeit und das Herrenmenschentum der römischen Kriegergesellschaft fördert er nicht, stellt sie aber auch nicht infrage. In der von Korruption geprägten Ordnung scheut er sich beispielsweise auch nicht, den Staat und Freunde zu übervorteilen.

    Die sexuelle Freizügigkeit des Altertums und speziell des Alten Roms kommt bei Sextus sicher nicht zu kurz; er zeugt in allen Winkeln des römischen Reiches Nachwuchs. Wegen der erotischen Erlebnisse und der unreflektierten Degradierung der Frauen zu Lustobjekten empfiehlt sich „Sextus“ sicher nicht als Jugendbuch.

    „Der zweite Band ist so gut wie fertig und wird vermutlich ,Sextus der Kaufmann‘ heißen“

    Peter Auktor hat als Autor Blut geleckt

    Auktors intensives Studium der Fakten ist die Stärke des Romans. Wer wissen will, wie der Stadtstaat Rom zur Weltmacht werden und dies über Jahrhunderte bleiben konnte, erfährt dies auf unterhaltsame Weise. „Sextus der römische Legionär“ beschreibt logischerweise vor allem die militärische Disziplin und Strategie, aber auch die technische Fortschrittlichkeit der Römer. Was das Wirtschafts-, Verkehrs- und Rechtssystem anbelangt, darauf macht der Schluss des Buchs neugierig, wenn sich Sextus mit dem Abschied vom Militär seinen Geschäften widmen kann. Außerdem kündigt sich der Konflikt der Feldherren Marius und Sulla an. Welche Rollen Sextus und seine zahlreichen Nachkommen wohl darin spielen werden?

    „Sextus, der römische Legionär“ von Peter Auktor, Verlag G. H. Hofmann Gemünden, Roman, 555 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3-932737-45-9.

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