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ESSELBACH/OBERNDORF: Ein Pfarrer, der das Evangelium täglich lebt

ESSELBACH/OBERNDORF

Ein Pfarrer, der das Evangelium täglich lebt

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    Gelebte Nächstenliebe: Pfarrer Alexander Eckert setzt sich mit Leib und Seele für die Asylbewerber in seiner Pfarreiengemeinschaft ein. Im Juli veranstaltete er eine Bittprozession durch Bischbrunn und Esselbach, um ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen zu setzen.Foto: Andreas Brachs
    Gelebte Nächstenliebe: Pfarrer Alexander Eckert setzt sich mit Leib und Seele für die Asylbewerber in seiner Pfarreiengemeinschaft ein. Im Juli veranstaltete er eine Bittprozession durch Bischbrunn und Esselbach, um ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen zu setzen.Foto: Andreas Brachs

    Pfarrer Alexander Eckert will nicht nur in der Bibel lesen, sondern sie auch leben. Der Hirte der Pfarreiengemeinschaft „Heilig Geist im Spessartgrund“ setzt sich mit großem Engagement für die Asylbewerber ein, die in der Gemeinde untergebracht sind – auch wenn ihm das nicht nur Lob einbringt.

    Für seine Schützlinge hat der katholische Geistliche schon viel getan und einiges erreicht. Er freut sich, dass nun für die beiden iranischen Flüchtlingsfamilien Helmi Vishkaei und Shirpour die Zusage kam, dass ihre Asylverfahren in Deutschland behandelt werden. Der 42-Jährige hatte sich immer dafür eingesetzt, dass die Flüchtlinge, die im ehemaligen Gasthaus „Rose“ in Oberndorf leben, nicht in den Erstaufnahmestaat Italien abgeschoben werden.

    Seinen Informationen zufolge werden Familien dort rigoros getrennt: Männer und Frauen müssten in gesonderte Unterkünfte, Kinder ins Heim, bis die Asylverfahren abgehandelt sind. Die beiden iranischen Familien, die in der „Rose“ untergebracht sind, haben ein fünf- und ein dreijähriges Kind. Für Eckert ist der Erhalt der Familie unabdingbar. „Staat und Kirche betonen doch immer die Sonderstellung der Familie. Dann müssen wir auch danach handeln.“

    Aus christlicher Überzeugung kümmert er sich besonders um die Flüchtlinge, die teilweise grauenvolle Erfahrungen gemacht haben. „Sie wachen früh auf, nur um festzustellen: Hurra, ich lebe noch“, versucht Eckert die Verhältnisse darzustellen. Die Asylbewerber hätten um Leib und Leben fürchten müssen, bevor sie nach Deutschland kamen.

    Eckert ist kein Sozialromantiker: Er unterscheidet klar zwischen den Asylbewerbern aus Kriegsgebieten, denen es ums nackte Überleben geht, und den „Wirtschaftsflüchtlingen“, wie er sie nennt, die nach Deutschland kommen, um leichtes Geld zu machen. So hätten in der Vergangenheit auch in seiner Pfarreiengemeinschaft Südosteuropäer für Unmut gesorgt, die teils auf aggressive Weise und mit unlauteren Mitteln um Geld gebettelt hätten. Dagegen wehrt sich der Pfarrer. Deshalb kann Eckert verstehen, wenn Asylbewerber aus sicheren Staaten abgewiesen werden.

    Diese Unterscheidung sei aber „in der Bevölkerung noch nicht angekommen, auch in der Politik nicht“. Eckert wünscht sich deshalb klare Trennlinien. „Als Pfarrer versuche ich, ehrlich zu sein und beide Seiten wahrzunehmen.“

    „Da kann ich als Pfarrer nicht ständig zum Kaffeenachmittag gehen.“

    Alexander Eckert über die Situation der Flüchtlinge

    Er sei „nicht der Pfarrer für die Asylbewerber und gegen den Rest der Welt“, sagt er. Aber für die, die seine Unterstützung brauchen, setzt er sich vorbehaltlos ein. So für den 16-jährigen Narek aus Armenien, der ohne Eltern in der Oberndorfer Asylbewerberunterkunft wohnt. Oder für ein christliches Ehepaar aus Äthiopien, das Nachwuchs erwartet und vor kurzem in der „Rose“ eingezogen ist. Der Pfarrer freut sich über Unterstützung aus der Bevölkerung. Um den Jugendlichen kümmere sich Helga Simon aus Glasofen, „fast wie eine Mutter“. Und ein Asylkreis aus etwa zehn Personen hilft den Familien bei Formalitäten, Arztbesuchen oder der Teilnahme an Sprachkursen. Eckert selbst nimmt die Asylbewerber mit, wenn er sein Fitnessstudio besucht. Er würde die Last nur gern auf mehrere Schultern verteilen. Sein Wunsch: Er hätte gern zwei Betreuer pro Familie, die als feste Ansprechpartner dienen.

    Freilich erfährt der Seelsorger auch, dass sein Engagement nicht von allen gutgeheißen wird. Der Pfarrer lasse sich zu wenig in der Gemeinde sehen, muss er sich anhören. Doch Eckert kontert gelassen, aber bestimmt: „Ich bin nicht der Meinung, dass ich jemanden vernachlässige.“ Er nehme viele Besuche wahr und spreche mit den Mitgliedern seiner Pfarreiengemeinschaft, aber er setze Schwerpunkte: „Bei den Flüchtlingen herrscht prioritäre Not; da kann ich als Pfarrer nicht ständig zum Kaffeenachmittag gehen.“ Er habe für sich die Aufgabe formuliert, nach dem Evangelium zu leben.

    Dass er sich um alle seine Schäfchen sorgt, zeigt der Hirte eindrucksvoll: Er nimmt an einer mehrjährigen Therapieausbildung teil, die das Ziel hat, Körper, Geist und Seele als Einheit zu behandeln. Eckert weiß, dass es auch in seinen ländlichen Kirchengemeinden psychische Nöte gibt; die Zahl der Betroffenen nehme ständig zu. Um ihnen ein wertvoller Gesprächspartner und Helfer sein zu können, macht er die Zusatzausbildung, auch wenn er nur mit Mühe Zeit findet. Nicht selten geht der Priester erst weit nach Mitternacht ins Bett. Kraft schöpft er aus seinem Engagement und dem, was er zurückbekommt: „Ich lerne wahnsinnig viel von den Asylbewerbern, Einfachheit und Dankbarkeit. Das macht mich sehr zufrieden. Für Eckert steht darum fest: „Für uns sind die Asylbewerber ein Lichtblick.“

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