(josch) Rasante Entwicklung bei der Firma Jurchen Technology in Helmstadt: Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 ist sie von fünf auf 100 Mitarbeiter gewachsen, der Umsatz von 12 Millionen Euro vergangenes Jahr wird auf realistische 24 Millionen Euro in diesem Jahr steigen und ein zusätzlicher Flächenbedarf von mindestens sechs Hektar wird benötigt.
Landrat Eberhard Nuß und seine Begleiter von Arbeitsamt, Schulverwaltung, IHK, Kommunalunternehmen des Landkreises, den Fachabteilungen im Landratsamt und der Fachhochschule waren beeindruckt von dem, was die beiden Geschäftsführer Michael Jurchen und Guido Gerlach schilderten. Nuß unternahm einen seiner regelmäßigen Firmenbesuche, um sich Einblick in die Tätigkeit, die Struktur und die wirtschaftliche Lage zu verschaffen – und die Hilfe des Landratsamts in vielerlei Hinsicht anzubieten.
Michael Jurchen sprach gleich zu Beginn den enormen Platzbedarf an. Durch die Expansionsnotwendigkeit sei Erweiterungsfläche von zunächst sechs Hektar unabdingbar. Bürgermeister Edgar Martin sicherte die Unterstützung des Marktes Helmstadt zu. Er brachte dabei das geplante Gewerbegebiet an der Würzburger Straße gegenüber Aldi ins Gespräch. Es sei 15 Hektar groß und befinde sich zum Großteil in privater Hand. Es gelte auch, das Gebiet planvoll zu nutzen, damit es nicht zersiedelt werde und Jurchen ein zusammenhängendes Areal erwerben könne.
Das Landratsamt will auch die Anpassung der Buslinien für die Bevölkerung, besonders aber für die Arbeitnehmer prüfen, die zwischen Wertheim, Tauberbischofsheim und Würzburg wohnen. Nicht alle arbeiten bei Jurchen, sondern auch in vielen anderen Betrieben in Helmstadt und Umgebung.
Die Firma Jurchen produziert und handelt mit sogenannten Systemkomponenten für Photovoltaikanlagen. Gefertigt werden Montage- und Befestigungssysteme für Dachanlagen, Unterkonstruktionen für Freiflächen-Solarkraftwerke und Verkabelungssysteme. Auch werden im eigenen Konstruktionsbüro individuelle Sonderlösungen entwickelt.
Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem Photovoltaik-Zentrum (PV) Kolitzheim (Kreis Schweinfurt) und der Firma S&F Umwelttechnik. Die Firmengruppe hat weltweit 2500 Solaranlagen in Deutschland gebaut.
Man ist auf bestem Weg, seine Marktanteile in Europa auszubauen. In Frankreich wurden jüngst 180 Hektar erworben. Im Nachbarstaat soll ein 60-Megawatt-Solarkraftwerk entstehen; auch will man eine Fertigung und einen Vertrieb dort aufbauen, ebenso in Italien. Für den Markt in Amerika werden den dortigen Richtlinien entsprechende Produkte weiterentwickelt.
„Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist ein intelligentes Gesetz“, stellte Geschäftsführer Guido Gerlach fest. Jetzt aber entwickle sich die neue Umsetzung zur kleinen Katastrophe. Die vierteljährlich festgelegten Änderung der Stichtage für die Förderhöhe lasse eine langfristige Planung nicht mehr zu und bringe gerade die Branche in arge Fertigungsnöte.
Landrat Nuß wies auf die Förderberatung des Landratsamts für Firmen, Institutionen und Kommunen hin: „Öffentliche Gelder sind leichter zu bekommen als man denkt. Allerdings aus staatlichen Töpfen, nicht aus denen des Landkreises.“
Abschließend sprach er dem Mittelstand Anerkennung dafür aus, dass durch dessen Beschäftigungs- und Ausbildungspolitik die Arbeitslosenzahl im Kreis Würzburg bei nur 3,1 Prozent liege, also noch unter dem bayerischen und erst recht weit unter dem deutschen Durchschnitt. Ein Problem aber stehe dennoch im Raum: Wie Eugen Hain von der Arbeitsagentur schilderte, fehle es bei uns wie fast überall an Fachkräften.