Das Werntal ohne Fahrradtourismus lässt sich kaum vorstellen: Werden die Temperaturen milder, durchqueren Radfahrende aus nah und fern die flache, unterfränkische Flur entlang der Wern. Der über 70 Kilometer lange Nebenfluss des Main führt auch durch Eußenheim und ist hierbei eine beliebte Zwischenstation, wie Winzer Ludwig Keller aus eigener Erfahrung bestätigen kann: "Meine Kunden kommen häufig mit dem Rad und sind regelrecht begeistert vom Werntalradweg."
Ein neues Konzept hat sich das Ziel gesetzt, die regional etablierte Radkultur weiter zu stärken. Eine Kooperation der "Allianz MainWerntal" mit der Stadt Gemünden unter der Leitung von ILE Managerin Susanne Keller will das Gewässer und die fränkische Lebensart von Wernfeld bis Gänheim auf einer neuen Fahrradroute kreativ erlebbar machen. Was ist konkret geplant?
Eigenanteil beläuft sich auf 10.500 Euro
An insgesamt 15 Standorten entlang des Wernflusses soll jeweils eine Informationsstele mit ortschaftsbezogenen Fakten, Besonderheiten und Karten inklusive QR-Code aufgestellt werden. Wer die Codes mit dem Smartphone scannt, wird zu einem Video weitergeleitet, in dem verschiedene Generationen über ihren Ort berichten. Zusätzlich soll an den Standorten jeweils eine Bank aufgestellt werden, deren Sitzfläche durch vertikal im Boden verankerte Stahlbuchstaben an beiden Seiten gestützt wird. Die Buchstaben werden je nach Initial der Ortschaft angepasst: In Eußenheim würden somit zwei große "E" die Bank tragen.
Auf eigenem Gemeindegebiet sehe das Projekt zwei Standorte vor, erklärt Eußenheims Bürgermeister Achim Höfling: am Landschaftssee in Eußenheim und zwischen Schönarts und der Bahnlinie. "Die Kosten würden sich für uns aufgrund einer Förderung von 70 Prozent auf maximal 10.500 Euro reduzieren", so Höfling. Zwei Eußenheimer Stadträten ist das dennoch zu viel Geld: "Wir sollten erst darüber entscheiden, wenn die Haushaltslage klar ist und wir priorisieren können", findet Thomas Reitz, woraufhin Daniel Lambrecht sich ihm anschließt.
Die restlichen Mitglieder des Gemeinderats zeigen sich hingegen überzeugt, es ist von "touristischer Aufwertung" und "fruchtbarer Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen" die Rede. In einem Aspekt gibt es dann dennoch Kritik: Nach aktueller Planung ist am Standort bei Schönarts aufgrund der eher unspektakulären Lage noch keine Buchstabenbank zugesichert. Gemeinderat Nico Harde fände es schade, sollte Schönarts nur eine Stele bekommen, zustimmendes Gemurmel macht sich nach dieser Äußerung breit. Obwohl in der Standortfrage somit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, konnte die generelle Teilnahme Eußenheims an dem überkommunalen Tourismusprojekt mehrheitlich beschlossen werden.